Beilngries
Ins Räuberhaus statt an den PC

Ideen für gewinnbringenden Verzicht in der Fastenzeit - Diözese engagiert sich für den Klimaschutz

21.02.2021 | Stand 23.09.2023, 5:08 Uhr
So macht die Fastenzeit Spaß: Niklas, Emma und Florian dürfen zwar nicht so viel Zeit mit elektronischen Geräten verbringen - in ihrem Räuberhaus lässt sich das aber gut aushalten. −Foto: Adam

Beilngries - Die Fastenzeit hat am Aschermittwoch begonnen.

In Zeiten von Corona zu verzichten auf Dinge, die einem wertvoll und wichtig sind, die sonst das Leben einfacher oder auch nur etwas "süßer" machen, das klingt erst einmal nicht besonders verlockend. Sind wir doch seit Monaten gezwungen, auf Liebgewordenes zu verzichten. Der Unterschied liegt wohl genau darin. Denn in der Fastenzeit verzichten Christen freiwillig: Auf Alkohol beispielsweise oder Süßigkeiten, auf Fleisch oder Fernsehen.

Die Diözese Eichstätt beteiligt sich wieder an der Aktion "Klimafasten" und lädt dazu ein, in den 40 Tagen der christlichen Fastenzeit bis zum Ostersonntag am 4. April Ideen für den Klimaschutz auszuprobieren "und Wege zu einem gerechten Leben und Wirtschaften ausfindig zu machen". In der Pfarrkirche St. Walburga liegen dazu Infokarten und Mitmach-Broschüren aus. Informationen gibt es auch im Internet unter www. klimafasten. de.

Die erste Aktion hat bereits stattgefunden: In einem "Film und Talk" ging es um das Lebenselixier Wasser, wie jeder Einzelne seinen "Wasserfußabdruck" hinterlässt und was getan werden kann, um hier in der Fastenzeit - und vielleicht auch darüber hinaus - bewusst die eigene Perspektive zu wechseln und zu verzichten. Am Freitag, 5. März, steht "Gemeinsam nachhaltig kochen" auf dem Fastenprogramm. Dazu wird in einer Online-Veranstaltung gekocht, mit möglichst saisonalen, regionalen und klimaschonenden Zutaten. Am Freitag, 19. März, geht es schließlich um das große Thema "Bewahrung der Schöpfung auf Kirchenland" und darum, wie der Auftrag der Kirche, für Bewahrung der Schöpfung, Frieden und Gerechtigkeit einzustehen, ganz konkret auf kirchlichen Flächen umgesetzt werden kann. Dazu zeigen drei Referenten in kurzen Impulsvorträgen Lösungsmodelle auf.

Die großen Online-Veranstaltungen sind das eine. Das andere findet im Kleinen, in den Familien, für jeden selbst umsetzbar, statt, mit den Themen der Klimafastenwochen: sparsam heizen, vegetarische Ernährung, bewusstes "Digital-Sein", einfacher leben, anders unterwegs sein oder Neues wachsen lassen. Jeder für sich kann hinterfragen: Geht es nicht auch mit weniger Konsum, weniger Ressourcenverbrauch, weniger Abfall, weniger oder anderer Mobilität? Brauchen wir nicht stattdessen mehr Fähigkeit zur Begrenzung, Entschleunigung, Solidarität und Achtsamkeit?

Den grundsätzlichen Gedanken des Fastens in den Wochen vor Ostern findet Elisabeth Kerschbaum aus Beilngries sehr gut. Sie und ihre Familie nutzen die Fastenzeit für bewussten Verzicht: auf Alkohol die Erwachsenen, auf Süßigkeiten die Kinder. Es gibt weniger Fleisch und Wurst - durchaus ein bewusster Aspekt auch für den Schutz des Klimas -, Videospiele und Fernseher werden stark eingeschränkt. "Zu manchem Klimafasten wird man durch Corona schon gezwungen, Urlaubsreisen beispielsweise sind ja nicht möglich", sagt Elisabeth Kerschbaum. Ihr Mann nimmt eher "gezwungenermaßen" teil, erklärt sie und lacht: "Wenn ich in der Zeit keinen Kuchen backe, bekommt er halt auch keinen und ist damit dabei. " Für Niklas (7), Emma (6) und Florian (4) ist die Fastenzeit dagegen eine spannende Sache. "Das haben wir auch im vergangenen Jahr schon gemacht und keine Süßigkeiten gegessen", weiß Niklas. Dass die Zeit am Computer kürzer ist, stört ihn nur manchmal, denn viel lieber spielt er eh mit seinen Geschwistern im "Räuberhaus" im Garten der Familie. Und sicher sind sich die Drei: "Wenn wir jetzt verzichten, ist es dann umso schöner, wenn Ostern ist und wir Süßigkeiten bekommen. "

DK


Regine Adam