Ingolstadt
Ingolstädter Kitas am Rande der Leistungsfähigkeit

Diskussionsrunde zu den Problemen

29.04.2022 | Stand 23.09.2023, 1:03 Uhr |
Am Donnerstag hat die Partei Die Linke zu einer Diskussionsrunde über die Probleme der Kitas eingeladen - mit dabei waren unter anderem (von links) eine Kinderpflegerin, die linke Stadträtin Eva Bulling-Schröter und Wolfgang Nördlinger von der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft. − Foto: Domke

Ingolstadt - Ein Thema, das viele Menschen betrifft: Unter dem Titel "Kita-Krise in Ingolstadt?was nun?

" hat die Stadtratsgruppe der Partei Die Linke am Donnerstagabend Fachleute, Betroffene und die interessierte Öffentlichkeit zu einer Diskussionsrunde ins Café Holler eingeladen.

Die Stadträtin und frühere Bundestagsabgeordnete Eva Bulling-Schröter wies gleich zu Beginn mit deutlichen Worten auf die angespannte Lage in den Ingolstädter Kitas hin. "Bei allen Trägern im Stadtgebiet fehlen derzeit circa 90 pädagogische Fach- und Ergänzungskräfte", so Bulling-Schröter. "Und der Mangel wird sich noch weiter zuspitzen. "

Dem stimmte Wolfgang Nördlinger von der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft, selbst langjähriger Erzieher, uneingeschränkt zu. "Viele Kräfte werfen bereits im Alter von 50 bis 55 das Handtuch", schilderte Nördlinger. "Sie werden einfach nicht mehr mit der Arbeitsbelastung fertig. " Seine Gewerkschaft setze sich schon lange für bessere Arbeitsbedingungen im Kita-Bereich ein, doch die Politik spiele nicht im nötigen Maße mit.

Die Stadt Ingolstadt als größter Kita-Träger versucht bereits durch Prämienanreize neues Personal zu gewinnen, was wiederum den umliegenden Landkreisgemeinden sauer aufstößt. Denn gegenseitige Abwerbung von Personal löst das Gesamtproblem nicht. "Was hilft eine Einstellungsprämie, wenn man dann als ausgebildete Kinderpflegerin nicht in der Lage ist, von seinem Gehalt eine Wohnung in der Stadt zu finanzieren? ", beklagte eine anwesende Kinderpflegerin. Das Gehalt sei besonders bei den Kinderpflegern, sogenannten Ergänzungskräften, ein gravierendes Problem. Die Arbeitsbelastung gleiche der von Erziehern und doch verdienen Kinderpfleger deutlich weniger. Aber auch die besserverdienenden Erzieherinnen hätten es nicht leicht, so die junge Kinderpflegerin. Immer größer werdende Gruppen, Ausfälle durch Krankheit und häufige Fluktuation von Kollegen erschwerten die Arbeit stark. Hinzu käme noch der nicht zuletzt durch den Ukraine-Krieg immer stärker werdende Zuzug von Flüchtlingskindern, die besonderen Integrationsbedarf aufwiesen. Für individuelle Betreuung bliebe da im Alltag oft keine Zeit, was zulasten der Kinder gehe, erklärte Wolfgang Nördlinger.

Auch die Schulleiterin der Fachakademie für Sozialpädagogik Ingolstadt, Petra Malke, war anwesend. Sie schilderte die Lage an ihrer Schule ebenfalls nicht gerade rosig. "Wir haben deutlich zu wenige Schüler um den tatsächlichen Bedarf zu decken. " Doch die Schulen könnten am wenigsten zu einer Attraktivitätssteigerung des Berufs beitragen. "Wir geben unser Bestes", betonte Malke.

Alle Anwesenden waren sich in dem Punkt einig, dass schnellstmöglich der Krise im Bereich Erziehung durch geeignete Maßnahmen entgegengewirkt werden müsse, sonst drohe auf lange Sicht ein Kollaps. Denn, so Nördlinger: "Wir haben ein ganzes Paket von Problemen, die wir dringend lösen müssen. "

DK

Constantin Domke

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