Ingolstadt als Modell

Ein Kommentar von Christian Fahn

19.06.2019 | Stand 02.12.2020, 13:42 Uhr

Alle reden davon, den Verkehr umweltfreundlicher zu gestalten, doch die Chancen auf eine schnelle Umsetzung werden vertändelt.

Die Bahn hat erst am Dienstag eine neue Strategie vorgestellt. Das Ziel: Die Fahrgastzahlen im Fernverkehr auf 260 Millionen im Jahr zu steigern. Das wäre eine Verdopplung im Vergleich zu 2015. Umgesetzt werden soll das Ganze aber frühestens im Jahr 2030.

Zuvor müssen grundlegende Probleme gelöst werden: Der Deutschen Bahn fehlen die Züge, zudem muss die Kapazität des Schienennetzes um 30 Prozent gesteigert werden. Nichts also, was sich von heute auf morgen regeln ließe.

Deshalb ist es umso ärgerlicher, wenn bestehende Möglichkeiten nicht genutzt werden. In Ingolstadt ließe sich der Halbstundentakt im Fernverkehr ziemlich schnell umsetzen: Schon heute fahren fast den ganzen Tag alle 30 Minuten ICE-Züge in beide Richtungen durch den Hauptbahnhof. Allerdings hält nur ein Teil
davon. Ein Großteil dieser Züge könnte einen Stopp in Ingolstadt einlegen, ohne dass der Fahrplan auf den Kopf gestellt werden müsste. Doch die Deutsche Bahn mauert.

Dabei ist Ingolstadt ein Paradebeispiel dafür, wie die Bahn Kunden gewinnen kann: Vor der Eröffnung der ICE-Strecke nach Nürnberg führte der Hauptbahnhof ein Mauerblümchendasein. Heute nutzen ihn tägliche Tausende Reisende. Die Deutsche Bahn sollte Ingolstadt zum Modellfall für den Deutschlandtakt 2030 machen und zeigen, auf was sich das Land freuen darf.