Manching
"In Manching fehlt bereits jetzt die Arbeit"

10.11.2010 | Stand 03.12.2020, 3:28 Uhr

Trübe Aussichten verheißen die Sparpläne des Bundesverteidigungsministeriums für die Beschäftigten der EADS-Sparte Cassidian in Manching: Die IG Metall sieht zahlreiche Arbeitsplätze in Gefahr und rief die Beschäftigten gestern zu einer Protestkundgebung auf. - Foto: Schmidtner

Manching (DK) Über 2000 Beschäftigte haben gestern vor dem Werkstor der EADS-Sparte Cassidian in Manching für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze demonstriert. Die Protestkundgebung der IG Metall richtete sich gegen die Sparpläne des Verteidigungsministeriums. Bis zu 25 000 Arbeitsplätze seien gefährdet.

Leiharbeiter werden nach Hause geschickt, die Stammbelegschaft baut Zeitkonten ab oder arbeitet an anderen Standorten. "In Manching fehlt bereits jetzt die Arbeit", brachte es der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von EADS Deutschland, Thomas Pretzl, auf den Punkt. Wenn die nächste Tranche des Eurofighter nicht komme, sei 2015 mit der Serienfertigung Schluss. Sollte das Verteidigungsministerium 2011 kein grünes Licht für das unbemannte Luftfahrzeug (Drohne) Talarion geben, seien die Arbeitsplätze von 160 Ingenieuren gefährdet. Langfristig werde sich die Flugzeugwartung in Manching nicht mehr lohnen.

Vertrauenskörperleiter Tobias Weber ergänzte, dass alle Bereiche von Cassidian, der Verteidigungs- und Sicherheitssparte von EADS, von den Kürzungen betroffen wären. "Und aus dem Verteidigungsministerium ist zu hören, dass an einer weitreichenderen Streichliste gearbeitet wird", sagte er.

Nach den Angaben von Bernhard Stiedl, Beauftragter der IG Metall für EADS, sind neben den Arbeitsplätzen in Manching bundesweit rund 25 000 Stellen gefährdet. Die militärische Luftfahrtindustrie sei eine Schlüssel- und Zukunftsindustrie. "Wenn das unbemannte Flugsystem Talarion nicht realisiert wird, hat die militärische Luftfahrtindustrie in Deutschland keine Zukunft mehr", sagte Stiedl. Die Fähigkeit, in Deutschland Flugzeuge zu bauen, werde dann eines Tages nicht mehr vorhanden sein.

Stiedl kritisierte gleichzeitig die Bundesregierung. Während die Verursacher der Finanzkrise an den Lasten kaum beteiligt würden, lege die schwarz-gelbe Koalition ein Sparpaket auf, das auch die Beschäftigten von Cassidian treffe. Für die Finanzierung "technologischer Entwicklungssprünge" müssten Finanzierungsmodelle gefunden werden. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) forderte er auf, mit den Beschäftigten zu sprechen.