Schrobenhausen
Immer auf der Suche nach Lösungen

Der gebürtige Schrobenhausener Peter Pilnei ist Betriebsratsvorsitzender von ProSiebenSat1

24.01.2014 | Stand 02.12.2020, 23:10 Uhr

Peter Pilnei, gebürtiger Schrobenhausener, ist Betriebsratsvorsitzender der ProSiebenSat1-Gruppe. In diesem Frühjahr steht die nächste Wahl an - Foto: privat

Schrobenhausen (SZ) Er ist ein klassischer Serien-Junkie, gesteht Peter Pilnei, „Castle“ oder „Homeland“ sieht er besonders gerne. Die beiden Serien werden von Kabel eins und Sat1 ausgestrahlt – zwei Fernsehsendern, die zur ProSiebenSat1-Gruppe gehören. Seit knapp fünf Jahren ist Peter Pilnei Betriebsratsvorsitzender von ProSiebenSat1. Geboren und aufgewachsen ist der 45-Jährige in Schrobenhausen.

Knapp 41 Millionen TV-Haushalte erreicht die ProSiebenSat1-Gruppe in Deutschland, Österreich und der Schweiz, was sie zu einem der führenden Medienhäuser in Europa macht. Knapp 2500 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen allein am Standort Unterföhring. Seit über 20 Jahren arbeitet Peter Pilnei bei ProSiebenSat1, war erst Volontär in der Öffentlichkeitsarbeit, später dann Textredakteur, Trainer und Referent. Die Mitarbeiterinteressen dem Arbeitgeber gegenüber zu vertreten, den betrieblichen Alltag mitzugestalten, das reize ihn an seinen Aufgaben ganz besonders, sagt Pilnei. „Ich mag meine Arbeit wirklich sehr“.

Was nicht bedeutet, dass das immer einfach wäre. Immerhin muss er sich dabei oft mit den Sorgen und Nöten der Kollegen herumschlagen. Doch, dass jemand da ist, der ihnen unter die Arme greift und, wenn nötig, bei Konflikten interveniert, sei schließlich enorm wichtig, sagt Pilnei. Und das ist ja auch nur einer von vielen Aspekten seines Jobs. „Wir verhandeln mit dem Arbeitgeber über wichtige Themen wie Arbeitszeitmodelle, Mitarbeiterentwicklung, Sozialpläne und Interessenausgleiche. Da sitzt man sich auf Augenhöhe gegenüber und sucht nach Lösungen“, erzählt Peter Pilnei, der mittlerweile nach Pfaffenhofen umgezogen ist.

Das hört sich ziemlich stark nach Politik an – und damit habe sein Job auch jede Menge gemein, findet Pilnei. Denn alles, was es im politischen Betrieb gibt, gebe es auch in einem Unternehmen: Interessengruppen, Befindlichkeiten, rote Linien. „Da muss man argumentieren, diskutieren, überzeugen, um ein bestmögliches Ergebnis für die Mitarbeiter zu erzielen – aber immer auch eines, das den Erfolg des Unternehmens nicht gefährdet.“

Ein Einzelkämpfer ist Peter Pilnei dabei nicht. Insgesamt 16 Betriebsräte stehen ihm zur Seite, allerdings nicht alle hauptberuflich, wie er – die meisten stehen ganz normal im Berufsleben. Und das sei auch wichtig, sagt Pilnei. Denn schließlich setze sich ein gutes Betriebsrat-Gremium aus den verschiedensten Menschen zusammen. Kollegen verglichen den Job als Betriebsratsvorsitzender deshalb auch gern mit „einem Sack Flöhe hüten“, sagt Peter Pilnei schmunzelnd. Doch grade die Verschiedenartigkeit sei ja das Kapital für gute Betriebsratsarbeit. „Wir müssen das gesamte Unternehmen kennen, die Besonderheiten jedes Bereichs – das können wir nur, wenn sich unser Gremium möglichst bunt zusammensetzt“, ist Peter Pilnei überzeugt, „natürlich ist das nicht so homogen wie in manch anderer Branche“.

Ohnehin ist das Medium Fernsehen nicht besonders gut mit anderen Branchen zu vergleichen. „Unser Arbeitsalltag hat sich in den letzten Jahren stark verändert. ProSiebenSat1 hat sich vom reinen Fernseh- zum Multimedia-Unternehmen entwickelt“, erzählt Peter Pilnei. Gerade der Bereich Digital and Adjacent habe in der Fernsehbranche völlig neue Berufsbilder entstehen lassen. „Für die alten Fernsehhasen bedeutet das auch viele Veränderungen in den Jobs – die Taktung in puncto Veränderungsgeschwindigkeit hat unglaublich stark zugenommen“. Auch könne die Fernsehbranche natürlich nicht auf eine so lange Tradition der Mitbestimmung zurückblicken wie etwa die Metaller. Gerade in den ersten Jahren des privaten Fernsehens habe Start-up-Stimmung geherrscht, „da musste das Bewusstsein für betriebliche Mitbestimmung erst geschaffen werden – und das auf beiden Seiten, Arbeitnehmer wie Arbeitgeber“, erzählt Pilnei.

Verschiedene Meinungen unter einen Hut bringen, gemeinsam nach Lösungen suchen – das alles kennt Peter Pilnei seit frühester Kindheit. In Schrobenhausen ist er als jüngstes von fünf Kindern aufgewachsen. Marion Schick, heute Personalvorstand der Deutschen Telekom und früher erste Hochschulchefin des Landes und Kultusministerin in Baden-Württemberg, ist seine Schwester. Führt diese Konstellation, Vorstand und Betriebsrat, nicht dann und wann zu Reibereien innerhalb der Familie? „Nein“, lacht Peter Pilnei, „bisher zumindest nicht“. Natürlich werde über vieles diskutiert, „wie man das mit seinen Geschwistern halt so macht“. Für ihn als Betriebsratsvorsitzender sei ein Vorstand jedoch nicht „per se der natürliche Feind“. Vielmehr sehe er das Verhältnis als Partnerschaft, die den beiden Partnern eine klare Aufgabe zuteilt: Als oberstes Ziel zum Wohl der Mitarbeiter und des Unternehmens müssen gute Lösungen gefunden werden. „Und wie das bei allen Partnerschaften ist, geht das mal geschmeidig – und ein anderes Mal gibt’s wieder mehr Gesprächsbedarf.“

Ein paar grundlegende Fähigkeiten sollte ein angehender Betriebsrat deshalb schon mitbringen, ist Peter Pilnei überzeugt, gern auf andere Leute zugehen und Kontakte knüpfen zum Beispiel. „Ich bin neugierig auf Menschen“, versichert Pilnei. Und Dinge, die einem als ziemlich herausfordernd erscheinen, könne man mitunter auch wunderbar trainieren – schließlich gehört es für die meisten Menschen nicht zum Tagesgeschäft, sich vor Tausenden Belegschafts-Kollegen hinzustellen und Reden zu halten. „Gerade bei den ersten Malen läuft das innere Fluchtprogramm auf Hochtouren, aber das gibt sich mit der Zeit – und irgendwann macht es sogar richtig Spaß.“

Im Frühling stehen die nächsten Betriebsratswahlen an. Peter Pilnei wird wieder kandidieren. Entsprechend findet die berufliche Lebensplanung des Betriebsratsvorsitzenden in Vier-Jahres-Schritten statt, wie Pilnei sagt, im Rhythmus der Wahlen. Betriebsratsvorsitzender bis zur Rente, wäre das eine Option? „Nein, nicht zwangsläufig. Ich übe mein Amt mit Freude und Leidenschaft aus, kann mir aber durchaus vorstellen, auch noch andere berufliche Stationen zu erleben. Die Fähigkeiten, die man sich im Amt des Betriebsratsvorsitzenden aneignet, sind dabei sicherlich kein schlechtes Rüstzeug“.

Ausgleich vom mitunter stressigen Berufsalltag findet Peter Pilnei im Sport. Oder auf Städtereisen – gern zu einem seiner Lieblingsziele, Tel Aviv, oder ins estnische Tallinn. Seine große Leidenschaft gehört dem Kino – da ist ihm vom Autorenfilm bis zum Blockbuster jedes Genre recht. Und für zwischendurch gibt’s ja immer noch diese Möglichkeit: Gemütlich auf der Couch die Lieblingsserien gucken.