Ingolstadt
Im wachsamen Blick des Gesetzes

11.08.2010 | Stand 03.12.2020, 3:47 Uhr

Die Bilder von zwölf Kamera laufen auf den Monitoren der Einsatzkräfte ein. Sie liefern zum Teil Fotoqualität.

Ingolstadt (DK) Nicht nur für die Spieler des FC Ingolstadt 04 wird es am morgigen Freitag ernst, wenn ab 19 Uhr das erste Pflichtspiel im gerade eröffneten Stadion ansteht. Auch die Sicherheitskräfte und die Polizei bereiten sich in dem neuen Umfeld intensiv auf die Pokalpartie gegen Karlsruhe vor.

Die besten Plätze im Stadion hat sich die Polizei reserviert. In ihrer Einsatzzentrale unter dem Dach ist perfekter Blick auf alle Ränge garantiert. Und auch der Umlauf der vor knapp drei Wochen eröffneten Arena lässt sich optimal einsehen. Denn für insgesamt zwölf Videokameras laufen die Drähte oben bei den vier Männern von Inspektionsleiter Ignaz Brunner zusammen.

Vier so genannte Schwenk-Neige-Kameras haben es dem Polizeichef besonders angetan, weil sie die Ermittlungen gegen potenzielle Gewalttäter erleichtern. "Damit können wir extrascharfe Bilder machen. Die haben Fotoqualität", sagt er. Neben ihm ergänzt Bahadir Balantekin: "Da erkennt man jeden Mückenstich."

Die Firma des FC-Sicherheitsbeauftragten Balantekin hat ihren Raum neben der Polizei. Zwei seiner Mitarbeiter sitzen dort und überwachen an ihren PCs die Eingangsschleusen zum Stadion. Ihnen wird die Zahl der Personen angezeigt, die schon durch die Drehkreuze sind. "Wenn wir dann sehen, dass auf der anderen Seite noch viele Leute stehen, können wir eben reagieren und Ordner rüberschicken", sagt Balantekin.

Neue Technik, neue Räume, weniger Stress? "Jeder Einsatz ist mit Anspannung verbunden", sagt Brunner aber. "Ich gehe deshalb nicht entspannter in einen Spieltag. Die neue Anlage heißt auch nicht, dass weniger Polizei im Einsatz benötigt wird." Alles sei im Vergleich zum ESV-Stadion nun umso weitläufiger.

Dafür können die Einsatzkräfte aber Heim- und Gästefans besser trennen. "Die sind sich ja bisher in der Martin-Hemm-Straße automatisch begegnet", sagt Balantekin, der ebenfalls kein Personal einsparen kann. Im Gegenteil: Bisher reichten bei einem Spiel 120 Mann, jetzt braucht er regelmäßig 180 Leute. "Wir haben viel mehr Bereiche und Wege zu überwachen."

Die Nagelprobe kommt morgen beim Pokalspiel gegen Karlsruhe. "Wir waren aber bei der Eröffnung schon alle voll im Einsatz", sagt FC-Stadionmanager Bernd Kohlmeier. Das Stadionfest sei fast perfekt gelaufen, betont er. Der Businessbereich sei mit 1400 Leuten komplett ausgebucht gewesen. "Die Fans müssen sich aber noch an die Wege im Stadion gewöhnen", sagt Brunner.

Ein paar Schattenseiten hat das Sicherheitsteam bereits erlebt. Wegen vier Körperverletzungen und einem Flitzer während der Eröffnung ermittelt die Polizei. Augsburger und Ingolstädter waren im Heimfanblock aneinander geraten. "Wenn sich einer eine Karte für den Heimbereich kauft und am Eingang nicht als Gästefan ersichtlich ist, dann kannst du so was nie verhindern", sagt Kohlmeier. Die Polizisten pflichten bei.

Am schlimmsten traf es bei der Schlägerei einen von Balantekins Männern. Er brach sich den Fuß, als er auf der Treppe stürzte.

Den Flitzer stoppte der Sicherheitsbeauftragte persönlich. "Ein betrunkener Ingolstädter mit Geltungssucht", sagt er. Auf den Mann, der wild um sich geschlagen haben soll, wartet ein deutschlandweites Stadionverbot.

Wer sich in Zukunft ebenfalls daneben benimmt, kann nähere Bekanntschaft mit der "Gefangenensammelstelle" unter der Nordwestkurve des Stadions machen. Dort sind zwei Zellen untergebracht. "Bei größeren Spielen kommt ohnehin ein Haftzellenbus", sagt Brunner.

Drei Hochrisikospiele (1860 München, FC Augsburg und Hertha BSC Berlin) haben die Sicherheitskräfte für die kommende Saison festgelegt. Dazu gilt bei den Besuchen von Aue, Fürth und dem Karlsruher SC erhöhte Sicherheit. Das heißt unter anderem, bei den erst genannten wird nur alkoholfreies Bier im Stadion ausgeschenkt, bei den anderen drei nur Leichtbier.