Pfaffenhofen
Im jüdischen Jahr 5782

Internationale Wochen gegen Rassismus an der Realschule Pfaffenhofen

17.04.2022 | Stand 23.09.2023, 0:44 Uhr
Anna Streit-Hörlein
Andere Sprache, andere Schrift: Die Realschule Pfaffenhofen beteiligt sich an den internationalen Wochen gegen Rassismus. −Foto: Schalk

Pfaffenhofen - "Wir haben gelernt, uns auf afghanisch sowie persisch zu begrüßen und unseren Namen zu sagen": In Afghanistan hat jüngst passend zum Projekttag an der Georg-Hipp-Realschule das neue Jahr angefangen.

Aus diesem Anlass hat Angela Parvanta, Dozentin für Persisch an der LMU München, den Schülern der siebten Klassen Süßigkeiten mitgebracht. Daneben gewährte sie viele Einblicke in die geschichtliche Entwicklung, Kultur und Lebensweise in Afghanistan. Sie schilderte auch die aktuelle Situation, die vor allem für Frauen und Mädchen sehr bedrückend und aussichtslos ist. Sie dürfen das Haus kaum verlassen, nicht zur Schule gehen und werden teilweise im Kindesalter verheiratet, weil die Familien zu arm sind, sich zu ernähren, so die Dozentin.

"Was löst in uns Fremdheitsgefühle aus? " Diese Frage untersuchten die Wirtschaftspsychologin und Konfliktcoachin Daniela Sarrazin und Vedran Simatovic (Schülercoach aus der zehnten Klasse) mit zwei achten Klassen. Fremdheitsgefühle anderen Menschen gegenüber seien normal und unter Umständen wichtig. Entscheidend ist aber, ob die Menschen diese Ängste auf die fremde Person projizieren und deswegen nichts mit ihr zu tun haben wollen oder sie gar angreifen. In diesem Moment werde aus einem natürlichen Fremdheitsgefühl menschenverachtender Rassismus.

Tatsächlich hatten schon einige Schüler rassistische Beleidigungen beobachtet oder selber Herabwürdigungen aufgrund ihrer Herkunft oder ihres Aussehens erlebt.

Im anschließenden World Café konnten sich die Schüler zu drei Fragen äußern: Wie gehen wir mit Flüchtlingen um? Wie kann ich Mitgefühl zeigen? Was kann ich selbst dazu beitragen, dass es ihnen besser geht?

Terry Swartzberg, der Vorsitzende des Vereins "Stolpersteine" brachte für alle Sechstklässler eine jüdische Kopfbedeckung - die Kippa - mit. Sehr schwungvoll führte er durch die Besonderheiten der jüdischen Religion, und Kultur, wobei er stets das Vorwissen aller einbezog. Zu vielen Vornamen erzählte Terry eine passende Geschichte: Elias und Samuel waren Propheten, Sara wurde 800 Jahre alt und in sehr hohem Alter schwanger. Er sprach über die Bedeutung von Antisemitismus und der Schoah. Die Schüler lernten schließlich, das im Moment wichtigste hebräische Wort "Schalom" (Frieden) zu schreiben und dass sich die Welt nach dem jüdischen Kalender im Jahr 5782 befindet.

"Ich war überrascht, dass man mit einem Theater so viel über Rassismus lernen kann und sich auch selbst besser in die Lage der Opfer des Rassismus hineinversetzen kann. Ich fand es auch gut, dass jeder einmal spielen durfte und eine Situation des Fremdenhasses miterleben konnte. " Dies war das Fazit einer Zehntklässlerin, deren Klasse Improvisationstheater zu interkulturellen Themen und Konflikten machte. Angeleitet wurde die Klasse von Katrin Kuhla, einer Psychologin und interkulturellen Trainerin. Die Jugendlichen erfuhren während des Theaterspielens, wie wichtig Vielfalt ist. In Rollenspielen erprobten sie Strategien, um auf Situationen zu reagieren, in denen jemand rassistisch behandelt wird. Nach dem Workshop zog eine Schülerin für sich den Schluss, "dass man unbedingt eingreifen sollte, wenn Rassismus ausgeübt wird". Dieser Projekttag konnte dank der Spenden der Hallertauer Volksbank, des Kreisjugendrings und des CSU-Bundestagsabgeordneten Erich Irlstorfer stattfinden.

PK

Anna Streit-Hörlein