Eichstätt
"Im Falle Vorkommens Anzeige"

Eichstätts Bürgermeister warnte im Jahr 1852 vor Falschgeld

05.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:36 Uhr |
Rückseite eines bayerischen Doppelguldens von 1852. − Foto: Schönwetter

Eichstätt - Nicht nur Münzensammler wissen es: Seit es Münzen gibt, gibt es auch gefälschte Münzen.

Unterschieden wird zwischen Falschmünzern und Münzfälschern. Während der Münzfälscher teure Münze nachmacht, um bei einem Verkauf Gewinne zu erzielen, fertigt der Falschmünzer Kurantmünzen, die er dann versucht, in Umlauf zu bringen.

Mitte des 19. Jahrhunderts muss dies besonders oft vorgekommen sein. Bereits ein Jahr nach seinem Amtsantritt im Jahre 1849 musste sich der Eichstätter Bürgermeister Georg Fehlner mit dieser Thematik beschäftigen. In den Jahren 1850 bis 1855 ließ er insgesamt 16 amtliche Artikel unter dem Titel: "Das Cursieren falscher Münzen betreffend" in den Eichstätter Intelligenzblättern veröffentlichen.

Diese Mitteilungen waren in tabellarischer Form gestaltet: "die Münzsorte und Jahreszahl, die Composition, vorgekommen in und Kennzeichen der Unächtheit". Unter Composition ist das Material gemeint. Den Tabellen war folgender Hinweis angefügt: "Man warnt vor Annahme solcher Münzen und erwartet im Falle Vorkommens Anzeige".

Gefälscht wurden alle gängigen Münzsorten von Bayern, wie auch den angrenzenden Münzständen. Besonders häufig kommen falsche Gulden, Halbgulden und 6-Kreuzer-Stücke vor. Als Münzmaterial war Zinn bei Fälschern besonders beliebt, aber auch Kupfer, Blei, Zink und Wismuth kommen vor. Manchmal ist auch "Glockenspeise" als Composition angegeben. Dabei handelt es sich um eine Zinnbronze aus etwa 80 Prozent Kupfer und 20 Prozent Zinn. In der Spalte "vorgekommen in" sind die Orte in Bayern aufgeführt, in denen die Falschmünzen aufgetaucht sind. In der letzten Spalte "Kennzeichen" ist das Aussehen beschrieben. Typische Kennzeichen für eine Fälschung sind eine poröse Oberfläche, die für einen Guss spricht, eine rötliche Farbe, die für Kupfer spricht, ein mangelnder Glanz und mangelndes Gewicht, das für Zinn spricht, oder ein dumpfer Klang, da Silber eigentlich hell klingt. Hinweise über gefälschte Bayerische Doppelgulden - wie abgebildet - sind selten. Bekannt ist ein Exemplar aus einer Blei-Zinn-Kupferlegierung, das bei einer vorgenommenen Hausdurchsuchung durch das Landgericht Regen gefunden wurde und im Intelligenzblatt vom 8. Juni 1855 wie folgt beschrieben wurde: "Diese falsche Münzen sind in Formen von Sand gegossen, welche nach ächten Stücken angefertigt wurden, geben sich aber auch durch den zum größten Theil sehr mißlungenen Abguß leicht als unächt zu erkennen. "

Auch heute tauchen immer wieder gefälschte Münzen auf. Besonders beliebt sind dabei die Zwei-Euro-Stücke. Das liegt vielleicht auch daran, dass es inzwischen eine so große Anzahl von verschiedenen Münzmotiven gibt, die nur ein Münzensammler kennt, so dass sich die Falschmünzer die Unkenntnis der Bevölkerung über das Münzbild zunutze machen.

swt

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