Ingolstadt
Im digitalen Höhenrausch

Weiterer Ausbau der Stadt zum Zentrum für Mobilität

07.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:27 Uhr
Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat sich am Montag nicht nur in das Goldene Buch der Stadt Ingolstadt eingetragen, sondern auch ein Fraunhofer-Institut angekündigt. −Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Die renommierte Fraunhofer-Gesellschaft wird in Ingolstadt ein Anwendungszentrum für Mobilität und Infrastruktur etablieren. Das hat Ministerpräsident Markus Söder gestern bei seinem Antrittsbesuch im Rathaus angekündigt. Der Freistaat will demnach die Hälfte zur Anschubfinanzierung von fünf Millionen Euro beisteuern.

OB Christian Lösel hatte bereits in seiner Neujahrsansprache angedeutet, dass die Stadt für die  Fraunhofer-Gesellschaft interessant werden könne − jetzt also beim ersten offiziellen Auftritt  des neuen Ministerpräsidenten im Historischen Sitzungsaal (wo er sich ins Goldene Buch der Stadt eintrug) die regierungsamtliche Verlautbarung zu einem weiteren Meilenstein in der regionalen Wissenschaftsgeschichte:  Das Fraunhofer-Zentrum  soll sich einer offenbar bereits getroffenen Vereinbarung zufolge in Kooperation mit der Technischen Hochschule (THI) in Ingolstadt um anwenderorientierte Forschung auf dem Feld konzertierter Verkehrsführung kümmern.
 Es gehe um die (digitale) Verknüpfung von Verkehrsmitteln und die intelligente Steuerung von Verkehrsströmen, deutete der Ministerpräsident an. Söder: „Mobilität ist das wichtigste Thema der Zukunft.“ Angekoppelt werden soll das neue Anwendungszentrum einer gestrigen Mitteilung der THI zufolge an das Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme  in Dresden. 

Ingolstadt und die THI spielen  bekanntlich bereits in den Planspielen der Staatsregierung für ein künftiges bayerisches Forschungsnetzwerk zum Thema Künstliche Intelligenz (KI) eine wichtige Rolle. Nun soll offenbar durch das Engagement der Fraunhofer-Gesellschaft auch ein Schwerpunkt in der praktischen Anwendung KI-gestützter  Systeme  gesetzt werden. Die  Stadt  könnte dadurch eine bayernweite, vielleicht sogar noch weit darüber hinaus  gehende Vorreiterrolle bei der Erforschung  neuer Verkehrskonzepte bekommen. Laut THI geht es dabei auch um „kooperierende lernfähige Systeme“.
Auf dem Sektor des autonomen Fahrens ist Audi bekanntlich schon länger aktiv; nun dürfte es auch darum gehen, solche fahrzeugbezogenen Neuerungen in intelligente Lösungen für den Gesamtverkehr einzubinden. OB Lösel sprach deshalb in seiner gestrigen Begrüßungsrede davon, dass sich Ingolstadt zu einer „Modellstadt für nachhaltige urbane Mobilität“ entwickeln könne. Für Markus Söder ist  der künftige Forschungsschwerpunkt an der Donau ein weiteres Zeichen für den Bedeutungszuwachs der Stadt. Ingolstadt sei inzwischen  eine „Regiopole“ mit weiter Ausstrahlung  wie nur wenige andere Städte in Bayern. Bekanntlich hat die Staatsregierung die Stadt bei der Fortschreibung des Landesentwicklungsplans erst kürzlich entsprechend aufgewertet.

Zum zeitlichen Rahmen für die Ansiedelung des Fraunhofer-Anwendungszentrums und zu seiner möglichen personellen Ausstattung gab es gestern erst einmal nur vage  Angaben. Selbst am Sitz der Forschungsgesellschaft in München wirkte man von der Volte des Ministerpräsidenten etwas überrascht: Man nehme „den Ball gerne auf“ und sei beim Söder-Besuch in Ingolstadt durch Forschungsdirektor Raoul Klingner auch würdig vertreten gewesen, werde aber zu Details des Engagements wohl erst in einigen Tagen etwas mehr verraten können, erklärte Pressesprecher Roman Möhlmann auf Anfrage. 

Oberbürgermeister Lösel geht indessen davon aus, das unter idealen Voraussetzungen bereits Anfang 2019 ein kleines Fraunhofer-Team in Ingolstadt an den Start gehen kann. Der Ministerpräsident habe von einer anfänglichen Größenordnung von zehn Forschern  und zehn wissenschaftlichen Mitarbeitern gesprochen. Die endgültige personelle Ausstattung sei heute schwer zu greifen, so Lösel zum DK. Sie werde auch von der Verzahnung mit der Industrie und von Fördergeldern abhängen.Räumlich sollen sowohl das Anwendungszentrum als auch das  THI-Projekt zur KI-Forschung im Anbau an das Kavalier Dalwigk  unterkommen. Bis zu dessen Realisierung ist laut Lösel an Interimslösungen gedacht.
 

Kommentar

 Ingolstadt steuert immer weiter Richtung erste Liga, wenn es um die Themen Vernetzung, Mobilität und Verkehr geht − zumindest, das muss man auch klar sagen, wenn man den öffentlichen Nah- und den Radverkehr ausklammert, wo es nach wie vor viele unbewältigte Hausaufgaben gibt. Nach Carissma, IN-Campus und  dem digitalen Gründerzentrum soll nun das nächste renommierte Projekt in Ingolstadt entstehen. 
Mit solchen Zusagen im Gepäck empfängt man einen Ministerpräsidenten gerne auch häufiger − zumal Markus Söder bei seinem Besuch als Finanzminister auch schon einen Förderbescheid über mindestens 80 Millionen Euro für die Stadttheater-Generalsanierung mitgebracht hatte. Der nächste Besuch Söders dürfte sich dann gerne auch dem  ÖPNV und dem Fahrradverkehr widmen. Thorsten Stark