Die Corona-Pandemie hat die deutsche Wirtschaft in die tiefste Krise seit Ende des Zweiten Weltkriegs gestürzt. Doch zur Jahresmitte ist nach Einschätzung des Ifo-Instituts die Talsohle erreicht, es soll wieder aufwärts gehen.
Nach der schweren Corona-Rezession erwartet das Ifo-Institut für die zweite Jahreshälfte einen kräftigen Aufschwung der deutschen Wirtschaft.
Die Münchner Ökonomen rechnen für das dritte Quartal mit einem Wirtschaftswachstum von 6,9 Prozent, für das vierte von 3,8 Prozent, wie das Institut mitteilte.
Im ersten Vierteljahr war das Bruttoinlandsprodukt im Vergleich zum Vorquartel um 2,2 Prozent geschrumpft; für das zweite Quartal wird mit einem deutlich heftigeren Einbruch gerechnet. „Von nun an geht es schrittweise wieder aufwärts“, sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.
Auch die erwartete Erholung wird nach Ifo-Einschätzung aber den Einbruch in der ersten Jahreshälfte nicht ausgleichen. Insgesamt könnte die deutsche Wirtschaftsleistung demnach im Vergleich zu 2019 um 6,7 Prozent schrumpfen. Für 2021 erwartet das Ifo-Institut ein Wachstum von 6,4 Prozent. Somit könnte die deutsche Wirtschaft Ende 2021 wieder ihre Leistung von Ende 2019 erreicht haben.
Das wären dann quasi zwei verlorene Jahre: „Das bedeutet, dass Deutschland wie andere Länder auch einen permanenten Wohlstandsverlust erleidet“, sagte Ifo-Chef Clemens Fuest. Zwar gibt es nach Einschätzung des Wissenschaftlers keinen Anlass zu der Annahme, dass die Wachstumsrate sich dauerhaft verlangsamen würde. Aber ohne Corona hätte die Wirtschaft Ende 2021 schon weit jenseits des Niveaus von 2019 sein können, sagte Fuest. „Wir landen auf einem niedrigeren Niveau.“
Fuest appellierte an die Bundesregierung, die Weichen in Richtung Wachstum zustellen: „Umso wichtiger ist es aus meiner Sicht, dass die Politik wirtschaftliche Erholung und wirtschaftliches Wachstum in den nächsten Monaten und Jahren in den Vordergrund stellt.“ Das Konjunkturpaket leiste dazu einen Beitrag.
Fuest geht jedoch davon aus, dass die im Rahmen des Pakets beschlossene vorübergehende Senkung der Mehrwertsteuer nur einen begrenzten Effekt hat: Die Erfahrungen auch in anderen Ländern zeigten, dass Mehrwertsteuersenkungen nicht vollständig an die Konsumenten weiter gegeben würden.
Das Ifo-Institut ist insgesamt sogar etwas optimistischer als der Sachverständigenrat der „Wirtschaftsweisen“, die für 2021 einen weniger starken Aufschwung mit einem Wachstum von 4,9 Prozent erwarten.
Doch die Ungewissheit ist nach wie vor groß, und auch die Ifo-Forscher stellten ihre Prognose unter Vorbehalt: „Unsicherheit besteht über das Tempo und die Dauer der Erholung“, sagte Wollmershäuser. So ist eine Grundlage der Prognose, dass die Epidemie nicht plötzlich mit einer Häufung von Neuinfektionen aufflammt.
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dpa
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