Allersberg
"Ideales Gelände" für Waldkindergarten

Allersberger Marktrat stimmt neuer Betreuungsform auf Areal hinter dem Brünnele zu

06.05.2014 | Stand 02.12.2020, 22:44 Uhr

Auf diesem idyllischen Gelände mit einer alten Streuobstwiese nördlich des Brünnele soll der neue Waldkindergarten des Vereins Buchenzauber entstehen - Foto: Mücke

Allersberg (HK) Der Waldkindergarten kann kommen. Der Allersberger Marktrat hat in seiner Sitzung am Montagabend ein Grundstück nördlich des Brünnele zur Verfügung gestellt und gleichzeitig den Bedarf von zehn Plätzen anerkannt.

„Das ideale Gelände.“ Mit diesen Worten kommentierten die Initiatoren eine alte Streuobstwiese nördlich des sogenannten Beck-Gartens ganz in der Nähe des Waldsportplatzes des SV Eintracht. Sie zeigten sich recht zufrieden mit dem positiven Beschluss, der bei den drei Gegenstimmen von Diana Köstler, Lorenz Lehner (beide CSU) und Walter Penkert (ABF) gefasst wurde.

Vor allem für Kinder von zweieinhalb bis zwölf Jahren soll der Kindergarten entstehen, für den keine großen Gebäude notwendig sind. Läuft alles glatt, dann soll er bereits im Herbst seine Pforten öffnen. Denn die beiden Holzhütten als Schutz im Ausmaß von jeweils rund 16 bis 20 Quadratmeter mit davor liegenden Veranden sind schnell gebaut.

Die Kinder sollen von ihren Eltern lediglich bis zum Brünnele in der Pyrbaumer Straße gefahren werden und die gut 400 Meter zum Kindergarten zu Fuß gehen. Denn für Autoverkehr sind die Feldwege dort nicht geeignet. Und auch gar nicht gewollt, wie die beiden Diplom-Pädagoginnen Nadine Nöller und Chiara Liepold (gleichzeitig Waldpädagogin) sowie der Allersberger Vater Christian Wiest als örtlicher Initiator bei der Vorstellung des Vorhabens im Marktgemeinderat betonten.

Die Öffnungszeiten sollen generell von 7.30 bis 15.30 Uhr sein, können aber nach hinten ausgedehnt werden, wenn Bedarf besteht. Im Wesentlichen werden sich die Kinder im Wald und in der Flur aufhalten, die Schutzhütten sind nur für schlechte Wetterverhältnisse vorgesehen, erklärten die Pädagoginnen. Die Hütten werden mit einem kleinen Gasofen beheizt und für die täglichen Bedürfnisse ist eine Komposttoilette vorgesehen. Auf dem gemeinsamen Fußweg vom Brünnele zum Standort könnten kleine „Haltestationen“ eingerichtet werden.

Der Aufenthalt am Standort sieht einen täglichen Morgenkreis, gemeinsame Brotzeiten, Aktivitäten wie Basteln, Werkeln, Lesen, Vorschularbeit, Projekte, Hausaufgabenbetreuung für ältere Kinder und freie Spielzeiten vor. Täglich gibt es Ausflüge in den angrenzenden Wald.

Von eigenen Erfahrungen erzählte Chiara Liepold aus dem Waldkindergarten in Eichstätt und untermauerte diese durch eine wissenschaftliche Studie von Peter Häfner. Waldkindergartenkinder würden in Sachen Motivation, Konzentration und Ausdauer, Mitarbeit im Unterricht und soziale Kompetenz demnach bessere Werte aufweisen als Kinder, die einen Regelkindergarten besuchen. Und den Standort sah Chiara Liepold als ideal und sehr abwechslungsreich an.

Positiv stufte Norbert Schöll (CSU) die Idee ein und meinte, dass acht Stunden im Wald viel besser für die Kinder seien als acht Stunden vor dem Computer. Vor 50 Jahren sei es selbstverständlich gewesen, dass Kinder mehr Zeit im Wald verbracht hätten. Überregional solle die Einrichtung funktionieren, sagte Roger Bitsch (SPD). Holger Gmelch (CSU) sah darin ein gutes Konzept, das auch kaum Kosten für den Markt mit sich bringe. Ein eventuelles Problem sah er aber für die vorhandenen Einrichtungen, falls mehr Kinder dorthin abwandern sollten. Auch Heidi Stimpfle (SPD) befürwortete die Waldkindertagesstätte und sah darin eine Aufwertung für Allersberg.

Probleme sah hingegen Walter Penkert (ABF) vor allem hinsichtlich Zeckengefahr und Fuchsbandwurm, wenn Kinder von Waldbeeren naschen. Man würde den Kindern von Anfang an beibringen, dass gefundene Waldbeeren nicht verzehrt werden dürfen, sondern beispielsweise zu Marmelade verarbeitet würden, entgegneten die Initiatoren. Und Zecken würden im eigenen Garten genauso vorkommen. Wenn man täglich im Wald sei, erlerne man aber auch einen sensibleren und fachgerechteren Umgang mit den Zecken.

Willi Harrer (FW) fragte schließlich die Initiatoren, ob Allersberg für sie erste Priorität habe. Da bekam er zur Antwort, dass dies der Lieblingsstandort sei. Da waren wohl auch die letzten Hürden genommen. Und für eine tolle Mischung mit dem vorhandenen Naturerlebnisweg wertete Manfred Kinzler (SPD) das Projekt. Kein Wunder, dass sich eine breite Mehrheit für das Vorhaben ergab, auch wenn noch einiges abzuklären sei, wie Bürgermeister Bernhard Böckeler anmerkte.