Mühlried
"Ich war bestimmt in jedem Betrieb"

<DK-XY_trifft>HERBSTSPAZIERGANG:</DK-XY_trifft> Eine Runde in Mühlried mit dem scheidenden Landwirtschaftsdirektor Josef Konrad

09.10.2019 | Stand 23.09.2023, 8:54 Uhr
Schwungvoll läuft Josef Konrad den Schotterweg am Wertstoffhof in Mühlried hinunter. Er lacht gut gelaunt, hat eine positive, offene Ausstrahlung und wenn er erzählt, hört man, dass er Erfahrung darin hat, vor und mit Menschen zu sprechen. −Foto: Budke

Mühlried (SZ) Josef Konrad wohnt in Mühlried.

Der Landwirtschaftsdirektor am Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten mit Sitz in Pfaffenhofen wird am Freitag offiziell in den Ruhestand verabschiedet. Nach 34 Dienstjahren und im Alter von 64-einhalb Jahren - die detaillierte Angabe nennt er mit einem verschmitzten Lächeln - ist das ein bedeutender Schritt. Seit fünf Wochen ist Konrad schon zu Hause und genießt die Zeit: "Das ist jetzt eher wie Urlaub. " Er fährt viel Fahrrad: "Das ist das Schönste, was es gibt. Da komme ich in Gegenden außerhalb meines ehemaligen Dienstgebietes", freut er sich. Manchmal geht er auch spazieren, da ist ein guter Startpunkt die Jakobs-Kapelle in Mühlried quasi direkt vor seiner Haustür.

Das farbige Glasfenster strahlt, denn von draußen scheinen ein paar Sonnenstrahlen hindurch. Es ist stürmisch heute, aber der Wind vertreibt die Wolken und so kann Konrad trockenen Fußes laufen: Zuerst den Schotterweg hinunter und am Spielplatz vorbei, dann nach rechts die alte B300 entlang Richtung Wertstoffhof. Dort biegt er in einen Weg nach links ab. Hier geht es in die Paarauen, das raue Gras deutet darauf hin, wenige Hundert Meter weiter lässt das Schilf den Verlauf des Wassers erahnen. Hier kann man in alle Richtungen nach Belieben weiter schlendern.

"Das ist typisch für die Landwirtschaft bei uns, diese vielen kleinen Parzellen", sagt Josef Konrad, und wenn sich einer damit auskennt, dann eben der fast-ehemalige Landwirtschaftsdirektor. "In den Landkreisen Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen war ich in meiner Amtszeit bestimmt in jedem landwirtschaftlichen Betrieb. " Wenn er mit dem Rad unterwegs ist, fragt er sich manchmal, was aus dem ein oder anderen geworden ist, denn in seiner Tätigkeit war er einerseits Verwaltungschef, anderseits auch Schulleiter. Er hat unzählbar viele junge Menschen ausgebildet, zum Beispiel in der Meisterschule oder als Dorfhelferinnen. "Da haben wir in Pfaffenhofen die einzige Schule in ganz Bayern", sagt er schon stolz.

Oder in der Teilzeitschule in Schrobenhausen: "Dort kommen gestandene Frauen, 25 bis 45 Jahre alt, die in der Familienpause oder berufsbegleitend die hauswirtschaftliche Ausbildung machen. " Er hat Respekt für die, die etwas lernen wollen, sich weiterbilden - genauso, wie ihm offensichtlich die Arbeit als Lehrer sehr viel Freude gemacht hat. Dabei wollte er eigentlich genau das nicht werden.

Konrad lebt seit 34 Jahren in Mühlried, er kommt gebürtig aus einem 200-Seelen-Dorf in der Nähe von Donauwörth, der Dialekt verrät ihn noch heute. "Meine Frau ist aus dem gleichen Ort, wir kennen uns seit der Jugend. Zu Hause reden wir Schwäbisch, deshalb ist der Dialekt noch so gut erhalten. "

Josef Konrad kennt die Landwirtschaft seit Geburt an, seine Eltern hatten einen eigenen Hof: " Das war so, wie auch heute noch: Man ist von der Schule heimgekommen und hat dann bei der Arbeit geholfen. " Nach der Zeit bei der Bundeswehr hat er mehrere Praktika in Münchener Betrieben absolviert und dann "auf Weihenstephan" Landwirtschaft studiert. "Eigentlich war mein Ziel, als Verwalter in die Praxis einzusteigen, aber ich habe damals nicht das Richtige gefunden", erinnert sich Konrad.

So machte er das zweite Staatsexamen, zu dem in der Landwirtschaft sehr viel Pädagogik gehöre. Schon damals hat er gemerkt, dass ihm das Unterrichten gefällt und das ist bis heute so geblieben: "Die Schule, das ist immer ein Highlight für mich: Da habe ich mit vielen jungen Leuten zu tun gehabt, die schon Erfahrungen mitgebracht haben, aber immer noch auf der Suche waren. "

Er sieht es als Bereicherung, mit Menschen zu arbeiten, von den gegenseitigen Erfahrungen zu profitieren und das Wissen weiterzugeben. Dabei war es für ihn entscheidend, in der Tätigkeit mit den Landwirten vor Ort als Berater zu wirken. Der Kontakt zu den Betrieben, zu den Familien hat ihn immer gefreut. Genauso weiß er auch, dass die Verwaltungsarbeit zu seiner Tätigkeit dazugehört, ebenso wie zu der des Landwirtes: "Das muss einfach gemacht werden", hat er als Berater oft gesagt. Allerdings ärgert es ihn auch, dass die Büroarbeit inzwischen so viel Zeit beansprucht: "Wenn ein Nebenerwerbslandwirt seiner Arbeit nachgeht, den Hof bewirtschaftet und dann sonntags nachmittags noch den Papierwust machen muss, dann belastet das die Familien stark. "

Die zahlreichen Kontakte werden ihm fehlen, das ist ihm schon klar, aber "man darf sich nicht an Gewohntes klammern, man muss Veränderungen zulassen", ist eine seiner Überzeugungen. Und so hat er schon das nächste Projekt im Blick: "Ich bin Kirchenpfleger hier in Mühlried und die Kirche muss renoviert werden. Den Antrag haben wir in Augsburg gestellt, jetzt warten wir auf die Zusage. " Da kommt noch viel Organisationsarbeit auf ihn zu, das ist sicher.

Außerdem genießt er die Zeit mit seinen Enkelkindern, die gleich nebenan wohnen und schon morgens vor der Schule bei ihm reinschauen. Und nicht zuletzt möchte er mit seiner Frau auf Reisen gehen und empfiehlt genau das allen jungen Leuten: "Nicht nur zum Urlaubmachen irgendwohin, sondern für ein halbes Jahr bei einer Familie leben, die Gewohnheiten kennenlernen - das schafft Verständnis. " Den berühmten Horizont erweitern und "in den Ruhestand gehen" - das sind für Josef Konrad ganz offenbar keine Gegensätze.

Heidrun Budke