Ingolstadt
"Ich habe richtig Bock"

Ruderer Oliver Zeidler vom DRC Ingolstadt will sich bei der EM für 2020 revanchieren - Sophie Oksche im DRV-Achter dabei

09.04.2021 | Stand 08.06.2021, 3:34 Uhr |
Platz vier im Vorjahr hat mächtig gewurmt: Ruder-Weltmeister Oliver Zeidler vom Donau-Ruderclub Ingolstadt fühlt sich in diesem Jahr deutlich besser vorbereitet und hofft dementsprechend bei der EM in Varese auf eine Top-Platzierung. − Foto: Schrader/dpa

Ingolstadt - Mit der Ruder-Europameisterschaft im italienischen Varese (9. bis 11. April) beginnt für die beiden Ruderer des Donau-Ruder-Clubs Ingolstadt (DRCI), Oliver Zeidler und Sophie Oksche, eine Saison, deren Highlight die Olympischen Spiele sein sollen.

Zunächst geht es für Zeidler beim EM-Härtetest aber um Wiedergutmachung. Der Start verlief für den Ingolstädter allerdings etwas holprig: Im Vorlauf musste sich er sich mit dem zweiten Platz zufrieden geben.

Im Grunde genommen war die Ruder-EM 2020 im polnischen Posen für Zeidler der bislang einzige Misserfolg seiner Karriere. Die vergangene Saison war aufgrund der Corona-Pandemie komplett durcheinandergewirbelt, manche Athleten befanden sich am Ende eines Trainingszyklus und hatten ihre Wettkampfform. Andere (auch Zeidler) waren schon wieder in einer neuen Vorbereitung mitsamt Kraftaufbau - von Vergleichbarkeit von Fitness und Form konnte keine Rede sein. Und trotzdem: Zeidler trat als Weltmeister und EM-Titelverteidiger an, weshalb ihn Platz vier dann doch wurmte. Die Regatta in Posen sei für ihn "erst einmal nicht ganz einfach zu verarbeiten gewesen", gesteht der 24-Jährige. "Ein bisschen Wiedergutmachungs-Charakter hat die EM in Varese deshalb schon. "

Im Gegensatz zur EM 2020 im vergangenen Oktober befinden sich alle Ruderer nun in der gleichen Phase des Trainingsplans: Die Wintervorbereitung ist vorbei, das große Highlight sind die Olympischen Spiele Ende Juli in Tokio. Doch weil es lange keine Wettkämpfe gab, kann Zeidler den Leistungsstand der Konkurrenz nicht einschätzen. "Deswegen kann ich nicht sagen, ich werde die EM auf jeden Fall gewinnen", sagt Zeidler, der damit natürlich durchaus liebäugelt. "Es ist das klare Ziel, eine Medaille zu gewinnen. Ich habe mich über den Winter gut entwickelt, das Training lief gut. "

Kurz vor der EM schuftete der Einer-Fahrer zweieinhalb Wochen im Trainingslager im italienischen Sabaudia südlich von Rom. Die Bedingungen waren nicht einfach, viel Wind, viel Wellen, viel Verkehr in der Lagune. Zeidler sieht es pragmatisch: "Man muss auch bei den Rennen mit allen Bedingungen klarkommen, von daher war es eine gute Übung. " Der 24-Jährige ist mit seiner Form zufrieden - und zuversichtlich, bis zum Sommer "in die Form des Lebens zu kommen. " Die Vorbereitung wird auf den großen Traum, die pandemiebedingt um ein Jahr verschobenen Olympischen Spiele ausgerichtet.

Zuvor aber kommt die EM 2021 als Etappenziel. Auf dem Lago di Varese ist Zeidler noch nie eine Regatta gefahren. "Auf einem See hat man abgesehen von den Markierungen immer relativ wenige Möglichkeiten, sich zu orientieren", erklärt der DRCI-Ruderer. "Der See in Varese ist ziemlich offen, da können die Bedingungen auch mal schwieriger sein und der Wind von der falschen Richtung kommen. " Für diesen Fall wäre Zeidler dank der Sabaudia-Erfahrungen dann vorbereitet.

Im Hinblick auf die Olympischen Spiele ist die EM aber nicht nur ein persönlicher Formcheck, sondern auch ein erster Fingerzeig, wo die Konkurrenz steht. Schließlich kommen die besten Einer-Ruderer aus Europa. "Das EM-Finale wird ein kleines Olympia-Finale", sagt Zeidler. Zwar nicht hinsichtlich Form und Zeiten, aber womöglich hinsichtlich der Besetzung. Der Däne Sverri Nielsen und der Norweger Kjetil Borch gelten derzeit als die härtesten Konkurrenten von Zeidler. Bei der WM 2019 in Linz verwies er sie auf die Plätze zwei und drei, bei der EM 2020 aber landeten sie vor ihm.

Das soll nun wieder anders laufen. "Ich habe richtig Bock, mal wieder ins Regatta-Geschehen einzugreifen", sagt Zeidler. Der 24-Jährige will die Früchte ernten für das "sauharte Wintertraining". Die EM ist die erste Chance dafür.

Das gilt auch für Sophie Oksche, die zweite DRCI-Athletin, die in Varese an den Start geht. Für die 26-Jährige und ihre Kolleginnen im Frauen-Achter des Deutschen Ruderverbands (DRV) ist die EM allerdings vor allem eine "Übungsregatta unter Stressbedingungen". Der Grund: Vom 15. bis zum 17. Mai will der DRV-Achter beim Qualifikationsrennen in Luzern das Ticket für Tokio lösen. Im Gegensatz zu Zeidlers Einer ist dieses DRV-Boot noch nicht für die Spiele qualifiziert. Darauf richtet der Verband die volle Konzentration. "Wir werden die EM ein Stück weit aus dem Training heraus fahren", sagt Oksche. Das bedeutet: Im Training zuvor wird die Belastung nicht an die Regatta in Varese angepasst, um erholt bestmögliche Medaillenchancen zu haben. Bei der EM im Oktober gewann Oksche mit dem Achter Silber, nun gilt es, die unter anderem im Trainingslager in Sevilla erarbeiteten Fortschritte etwa beim Start auch im Wettkampf zu zeigen. "Der Start war bei der letzten EM nicht so gut", sagt Oksche. "Es geht auch darum, den Grundrhythmus zu finden. "

cmi

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