Lenting
„Ich genieße das schon ein bisschen“

Der 31-jährige Christopher Wallner ist einer von zwei männlichen Kindergartenleitern im Bistum Eichstätt

19.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:28 Uhr
Einer von zwei männlichen Kindergartenleitern im Bistum Eichstätt ist Christopher Wallner. Der 31-Jährige hat die Stelle in Lenting zum 1. September 2017 angetreten. −Foto: Stephan

Lenting (DK) Der katholische integrative Kindergarten mit Kinderkrippe St. Josef in Lenting hat eine neue Leitung: Christopher Wallner hat Jolanta Glinkowski zum 1. September abgelöst. Der 31-Jährige aus Gerolsbach (Landkreis Pfaffenhofen) ist damit einer von zwei männlichen Kindergartenleitern im gesamten Bistum Eichstätt. „Neben Lenting auch in Rothaurach (Landkreis Roth, Anm. d. Red.) “, merkt Bernhard Löhlein, Sprecher des Bistums, an. „Männliche Erzieher in den Kindertagesstätten gibt es freilich mehrere.“ Warum er diese Rolle gar nicht so sehr außergewöhnlich findet, verrät Christopher Wallner – selbst Vater eines „fast dreijährigen Sohns“ – im Gespräch mit unserer Zeitung.

 

 

„Die Sonnenseiten des Berufs sind natürlich die Kinder an sich.“

 

 

 

Herr Wallner, können Sie sich noch an Ihre eigene Kindergartenzeit erinnern?

Christopher Wallner: Es sind schon noch einige Erinnerungen da. Wir hatten damals eine große Jubiläumsfeier mit Maibaumfest und vielen Tänzen, die wir einstudiert haben. Auch so kann ich mich noch erinnern, dass es für mich eine schöne Kindergartenzeit war. Mein Kindergarten, ich habe damals noch in Dachau gewohnt, war direkt zwei Straßen weiter. Mit fünf, sechs durfte ich alleine zu Fuß dorthin. Auch nach der Grundschule hat man den Kindergarten noch öfters besucht. Das sind schöne Erinnerungen.

 

Sie sind seit etwa drei Wochen Leiter des St.-Josef-Kindergartens in Lenting. Haben Sie sich schon gut eingelebt?

Wallner: Ja, auf jeden Fall. Vom Haus her habe ich mich schon beim Vorstellungsgespräch sofort wohlgefühlt und ein positives Bauchgefühl gehabt, auch beim Team. Das ist jetzt bestätigt worden, als ich die Stelle meiner Vorgängerin Jolanta Glinkowski übernommen habe. Die ist noch im Haus und als Erzieherin in die Gruppe zurückgegangen.

 

Und haben sich die Kinder bereits an Sie gewöhnt?

Wallner: Ich merke das besonders bei den Krippenkindern. Wenn ich in der Früh komme, dann begrüßen sie mich alle. Meine Bürotür ist, wenn ich nicht gerade ein wichtiges Gespräch führe, immer offen, sodass die Kinder immer reinkommen können. Die sagen gerne „Hallo“ und sind ganz neugierig. Ich habe es natürlich noch nicht geschafft, alle kennenzulernen, wir haben über 100 Kinder hier. Aber ich schau’ schon, dass ich nicht immer im Büro sitze, sondern eben auch ab und an durch die Einrichtung gehe und Kontakt aufnehme mit den Kindern.

 

Wie kamen Sie eigentlich zu dieser Position? Erzählen Sie doch von Ihrem Werdegang.

Wallner: Ich kannte das schon, in meinem Familienumfeld waren einige Erzieher. Auf der Fachoberschule musste man zwei Sozialpraktika machen, eines in einer Seniorenresidenz und eines im Kindergarten. Das Arbeiten mit den Kindern hat mir sehr viel Spaß gemacht, und ich habe mir gedacht, das wär’ schon was. Aber neun Wochen sind nicht lang genug, um auch die Schattenseiten eines Berufs kennenzulernen. Nach dem Abitur habe ich also ein Freiwilliges Soziales Jahr gemacht, bewusst in einer Kindertagesstätte. Das hat mir so gut gefallen, dass das meinen Entschluss noch gefestigt hat, in München die Ausbildung zum Erzieher zu machen. Dort bin ich dann auch erst einmal hängen geblieben.

 

Was meinen Sie denn mit den Schattenseiten?

Wallner: Ich würde schon sagen, dass die Sonnenseiten überwiegen. Ein Problem heutzutage ist aber auf jeden Fall der Mangel an Fachkräften. Man hat viel mehr Anmeldungen als das dafür benötigte Personal. Dann kommen Krankheitsfälle, Schwangerschaften und Elternzeitvertretungen dazu. Es ist extrem schwierig, da rechtzeitig jemanden zu bekommen. Die Sonnenseiten sind natürlich die Kinder an sich. Die sind so offen für alles und nehmen einen sofort an. Da muss man nicht erst ein großes Programm abliefern. Die schätzen es schon, wenn man einfach mit ihnen spielt und sich mit ihnen unterhält. Es ist schön, Kinder bei ihrer Entwicklung zu begleiten.

 

Mit 31 sind Sie nun ein junger Leiter einer Kindertageseinrichtung. Ist das ungewöhnlich?

Wallner: So ungewöhnlich finde ich das gar nicht. In dem Münchner Kindergarten bin ich sehr schnell stellvertretender Leiter geworden. Da habe ich schnell in den Aufgabenbereich reingefunden. Ich kenne viele jüngere Leitungen. Gut, durch den vorherrschenden Erziehermangel gibt es nicht so viele Auswahlmöglichkeiten, also Kräfte, von denen man sagen kann, sie haben schon 20 Jahre Berufserfahrung. Während der fünfjährigen Ausbildung macht man ziemlich viele Praktika, und da bekommt man viel mit. Ich kann da jetzt nur von mir sprechen, aber man wird in den Einrichtungen ins kalte Wasser geworfen, sodass man viel lernt.

 

Sie sind einer von zwei Männern in einer leitenden Position an Kindertageseinrichtungen im Bistum Eichstätt. Wie gehen Sie mit dieser Rolle um?

„Das Team wird ein wenig ausgeglichen, wenn ein Mann mit drin ist.“

 

 

Wallner: Ich höre das natürlich immer wieder von außen. Gerade wenn man neue Leute kennenlernt, sagen sie: Was, du bist im Kindergarten? Aber für mich ist das Normalität geworden. Ich nehme das gar nicht so wahr, das ist mein normales Leben, mein Alltag. Aber ich muss sagen, ich genieße die Rolle schon ein bisschen. Ich denke, fürs Team ist es auch etwas anderes und entzerrt das ein bisschen. Ich habe schon oft gesagt bekommen, dass das Team ein wenig ausgeglichen wird, wenn noch ein Mann mit drin ist.

 

Also haben Sie keine männlichen Kollegen hier?

Wallner: Nein, nur den Hausmeister. Vom pädagogischen Personal hier bin ich der Einzige.

 

Wie waren denn die Reaktionen der Eltern?

Wallner: Ich habe noch keine negativen Reaktionen bekommen. Viele haben gesagt, es ist toll für die Kinder, dass es auch einen männlichen Ansprechpartner im Haus gibt.

 

Gab es Situationen, in der es von Vorteil war, ein männlicher Erzieher zu sein?

Wallner: Da muss ich an Kinder alleinerziehender Elternteile denken. Bei ihnen merkt man, dass ihnen manchmal vielleicht ein bisschen die männliche Bezugsperson fehlt. Die hängen dann mehr an einem als andere Kinder. Außerdem denke ich, dass ich in manchen Konfliktsituationen ruhiger reagiere. Ich weiß nicht, ob das typisch Mann ist, das kann eine Frau sicher genauso gut. Aber ich steigere mich nicht rein.

 

Was haben Sie sich für Ihre Zeit hier vorgenommen?

Wallner: Ich habe von Frau Glinkowski eine gute Basis übernommen. Sie hat hier sehr erfolgreich gearbeitet und gewirtschaftet. Darauf will ich aufbauen und neue Ideen mit dem Team entwickeln, wie wir die Einrichtung ein Stück weit voranbringen können. Mit allen neuen Herausforderungen, die es gibt. Ideen, die aus dem kreativen Bereich oder für die Elternarbeit sind. Wir stehen sehr gut da, wollen aber weitermachen.

 

Das Gespräch führte Tanja Stephan.