Schamhaupten - Wie der Fund des Fossils des Juravenator starki beweist, hat es bereits vor Jahrmillionen in der Gegend um Schamhaupten Leben gegeben.
Überbleibsel von steinzeitlichen Siedlungen und der nahe Verlauf des Limes deuten auch auf menschliche Ansiedlungen schon vor mehreren tausend Jahren hin. Lehrer Johann Pollinger hat im Jahr 1894 einen Aufsatz veröffentlicht, in dem er die Funde aus der Öffnung mehrerer Hügelgräber beschreibt. Die Funde stammen aus der Urnenfelderzeit um 1250 bis 750 vor Christus.
Eine erste nachweisliche urkundliche Erwähnung des Ortes findet sich im Jahr 882, als ein "Scamahopum" in einer Urkunde des Klosters St. Emmeram in Regensburg auftaucht. Karl der Dicke bestätigte am 28. November 882 einen Tausch zwischen Ambricho und dem Chorbischof Heinrich. Bereits im elften Jahrhundert saß ein Adelsgeschlecht in Schamhaupten: "Maganus und Berthold de Scamhoupten kommen auf das Jahr 1097 in der Rotula Arnalfi bei Betz vor", heißt es in den Quellen. Auf dem Kästelberg wird das alte Schloss der Adeligen vermutet, wovon man noch die Überreste eines frühmittelalterlichen Ringwalls fand. 1136 stifteten eine adelige Witwe Gertraud und deren Tochter Lucard ein Kloster für die Augustinerchorherren. "Bischof Heinrich von Regensburg überließ dem Kloster zum leichtern Fortkommen die Pfarrei mit allen Rechten, Einkommen und Zehenten", beschreibt Pfarrer und Heimatforscher Franz-Xaver Mayer in seinen Aufzeichnungen im Jahr 1839. Zum Chorherrenstift gehörten damals Breitenhill, Megmannsdorf, Winden, Pondorf, Thannhausen, Schafshill und Sandersdorf.
In einer detaillierten Ortsbeschreibung schildert Mayer das damalige Schamhaupten: "Schönes Pfarrdorf zwei Stunden von Ritenburg, in einem ebenso angenehmen als fruchtbaren Thale an den forellenreichen Quellen des Schambachflüßchens, von dem es auch den Namen hat. Das Dorf hat 46 Haus-Nummern mit 265 Einwohnern, die sich mit Feldbau und Viehzucht, zum Theil auch von Handwerken und Taglöhnen ziemlich gut nähren. " Mayer führt auch alle Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe der damaligen Zeit auf. "Eine Relaispost, eine Taferne, ein Badhaus und ein Metzgergewerb" gab es unter anderem.
Auch der Schamhauptener Ortspfarrer Johann Weber hat im Jahr 1904 in einem dreibändigen Regestenbuch zahlreiche Vorkommnisse aus der Pfarrei beschrieben. 1904 zählte Schamhaupten bereits 63 Hausnummern mit 293 Einwohnern.
"Der große Zehendstadel wurde 1875 von Privatier Franz Xaver Stark in seinem östlichen Teile in ein ansehnliches Schlößchen umgebaut, welches dem ganzen Orte ein malerisches Aussehen verleiht. Auf den Giebelseiten ist es mit aufsteigenden Zinnen und Ecktürmchen versehen, während eine stattliche Reihe von großen Fenstern das ehedem massive Gebäude in lichte Räumlichkeiten umgewandelt hat", heißt es bei Pfarrer Weber.
In einem "Führer durchs Schambachtal" wird Schamhaupten wie folgt beschreiben: "Das Thal wird von Sandersdorf her breiter; die Berge werden wieder massiger und links und rechts von dichten Wäldern umrauscht. Dazu denn die malerisch zerstreute Lage stattlichen Gehöfte im engen Thalkessel, im Hindergrunde der historische Kästelberg samt den smaragdenen Wiesengründen und dem glitzernden Flüßchen. Wahrlich das verknöchertste Herz muß davon entzückt werden! "
Heutzutage zählt Schamhaupten 379 Einwohner und gehört damit zu den größeren Ortsteilen des Marktes Altmannstein, in den es 1972 eingemeindet wurde. Durch ein reges Vereinsleben ist immer etwas los im Ort. "Früher gab es einmal drei Lebensmittelgeschäfte und die Dorfbewohner und Vereine trafen sich in den beiden Dorfwirtschaften zu Versammlungen und geselligen Veranstaltungen", erinnert sich der langjährige Marktrat Georg Pollinger. Die Lebensmittelgeschäfte und Wirtschaften sind verschwunden, doch das Dorfleben ist immer noch aktiv.
Der Schützenverein St. Hubertus Thannhausen-Schamhaupten hat 2008 sein Schützenhaus an die ehemalige Gaststätte angebaut. Am 29. Mai 2011 nahm der Ort am "Tag des Dorfes" von Altmühl-Jura teil. Im Rahmen zahlreicher Aktivitäten stellten sich die Vereine und Gruppen einem großen Publikum vor. 2017 segnete Bischof Rudolf Voderholzer das neu erbaute Pfarrheim. Die Jugendlichen der KLJB gestalteten 2019 das Bushäuschen im Stile des Künstlers Friedensreich Hundertwasser um. Mit einer Feuerwehr, dem Theaterverein Schambachbühne, einem Grillsportverein, dem Skilift und einem Fossiliensteinbruch ist für alle Interessen ein weites Betätigungsfeld möglich. Frauenbund, Gartenbauverein und Kriegerverein sind als weitere Personenvereinigungen in der gesamten Pfarrei tätig.
Im Fossiliensteinbruch fand man 1998 die Versteinerung eines Raubsauriers, dem man den Namen Juravenator starki gab. Der Saurier lebte vor etwa 150 Millionen Jahren in der Region. 2009 war der Saurier das Fossil des Jahres.
Insgesamt drei Kirchen hat es in Schamhaupten in den vergangenen Jahrhunderten gegeben, wie in den historischen Aufzeichnungen belegt ist. Die ehemalige Klosterkirche wurde im Jahr 1609 zur Pfarrkirche umgewidmet und ist dem heiligen Georg geweiht. Sie befindet sich in der Nähe der Schambachquelle. Die Kirche ist barock ausgestattet. Der Hochaltar wurde um das Jahr 1700 angefertigt. Dem Adelsgeschlecht der Muggenthaler diente die Kirche seit dem Jahr 1471 als Familiengrabstätte.
Die ehemalige Pfarrkirche St. Aegidius wurde 1554 gebaut und 1871 profaniert: "Der Bitte des Pfarrers Thomas Kraemel um Auflassen der früheren Pfarrkirche St. Aegidii, welche in Schamhaupten von den drei vorhandenen Kirchen die kleinste und älteste ohne eigene Einkünfte so ruinös ist, daß schon viele Jahre darin keine Messe mehr zelebriert werden kann und auch keine Hoffnung mehr ist auf eine mögliche Reparatur, wurde entsprochen", heißt es dazu.
Als dritte Kirche wurde 1697 die Kreuzkirche gebaut. Es wird berichtet, dass ein wundertätiges Bild des Gekreuzigten die Menschen zum Bau dieser Kirche veranlasste: "Wie die Gemeinde sagt, läßt sich das Bild nicht vom Felsen entfernen, wenn man es anderwärts hinträgt, ist es tags darauf wieder am selben Ort. " Bis ins Jahr 1760 gibt es Aufzeichnungen über die Wallfahrt zum Heiligen Kreuz zu Schamhaupten. Die Kreuzkirche wurde später als Faßhalle der Brauerei genutzt.
Gleich neben der Kirche ist ein weiteres Wahrzeichen von Schamhaupten zu finden. Das Wasserrad am Ursprung der Schambach wurde vor Kurzem von der Feuerwehr renoviert und nun dreht sich das Rad wieder mit dem gemächlichen Lauf der Schambach. Den Ortsnamen hat Schamhaupten wohl vom Ursprung (Haupt) der Schambach erhalten. Im Jahr 1830 befanden sich insgesamt 23 Mühl- und Wasserwerke entlang des kleinen Flusses, der bereits nach 16 Kilometern in Riedenburg in die Altmühl mündet.
Auf der Wunschliste der Schamhauptener stehen aktuell eine öffentliche Toilette im Bereich der Kirche, Elektroladestationen für Autos und Fahrräder, eine Querungshilfe beim Friedhof über die Bundesstraße 299, ein Jugendraum für die Dorfjugend und die Beseitigung der vielen Leerstände im Ortskern - so das Ergebnis der Dorfwerkstatt, die im Rahmen des Gemeindeentwicklungskonzeptes des Marktes Altmannstein abgehalten wurde.
DK
Bernhard Meyer
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