Eichstätt
Hürden abbauen

Die Arbeit des Behindertenbeirats ist in der Stadt bereits sichtbar - Stadttour mit dem OB nach der Sommerpause

20.08.2020 | Stand 02.12.2020, 10:43 Uhr
Auf Initiative des Behindertenbeirats werden die Rollatorstreifen bis zur Ampelkreuzung am Leonrodplatz ausgebaut, dort gibt es jetzt auch Behindertenparkplätze vor der Schutzengelkirche. −Foto: Chloupek

Eichstätt - Nach den langen Wochen der Kontaktbeschränkungen hat sich nun der Behindertenbeirat der Stadt Eichstätt erstmals wieder zu einer echten Sitzung getroffen.

Seit März war das nur noch online möglich. Vor Kurzem versammelte sich der neunköpfige Beirat wieder, zusammen mit den Inklusionsbeauftragten Richard Nikol und Adalbert Lina (beide FW) im Holbeinsaal.

Trotz der durch Corona bedingten Hürden konnte die seit der Gründung begonnene Arbeit des Beirates zumindest teilweise fortgesetzt werden. "Als völlig neue Institution in Eichstätt mussten wir unsere Arbeit und die Zusammenarbeit mit der Stadt erst einmal strukturieren und uns zurechtfinden", sagte der Vorsitzende Wolfgang Bittlmayer.

Da die Schwerpunkte der Behindertenvertretung verschiedene Lebensbereiche betreffen, will sich das Gremium in Arbeitskreisen spezieller Themen annehmen. Drei davon sind bereits aktiv: Der Arbeitskreis Verkehr und Mobilität beschäftigt sich mit der Barrierefreiheit auf den Straßen und Plätzen in Eichstätt. Auch der Personennahverkehr sowie die Gestaltung von Spielplätzen sind hier Thema.

Eines der Ziele des Arbeitskreises Schule und Bildung ist es, auch für Kinder mit Behinderung den Besuch einer Regelschule zu ermöglicht. Der Arbeitskreis Hilfen und Dienstleistungen soll eine Hilfestellung geben und Lotsenfunktion für erste Fragen bei notwendigen Unterstützungen haben.

Die Arbeitskreise stehen Eichstätter Bürgern zur Mitarbeit offen. "Wer sich allgemein oder zu einem bestimmten Thema einbringen möchte, ist herzlich eingeladen, sich bei uns zu melden", betonte Hermann Föttinger, stellvertretender Vorsitzender und Ansprechpartner für den Arbeitskreis Verkehr und Mobilität.

Generell berichten die Mitglieder der Behindertenvertretung von einer großen Aufgeschlossenheit auf Seiten der Stadt Eichstätt für ihre Anregungen und Stellungnahmen.

So werden auf Anregung des Behindertenbeirates beispielsweise die Rollatorbänder an Residenzplatz und Altem Stadttheater breiter umgesetzt als vom Bauamt vorgesehen und bis zur Ampelkreuzung am Leonrodplatz ausgebaut. Als der Beirat die Stadtverwaltung darauf hinwies, dass für den Besuch der Gottesdienste in der Schutzengelkirche keine Behindertenparkplätze zur Verfügung stehen, wurden innerhalb weniger Tage neue Plätze am Leonrodplatz ausgewiesen.

Auch eine Anfrage an den Zweckverband des Schulzentrums Schottenau, ob in der neuen Ausschreibung zur Bewirtung des Tagesheims die ernährungsspezifischen Bedürfnisse von Schülern mit Behinderungen oder chronischen Krankheiten berücksichtigt werden könnten, traf auf Verständnis und wurde umgesetzt. Die Liste dringender Änderungsanregungen sei aber noch sehr lang, meinen die Beiräte, die im Mai nach der Stadtrats- und Oberbürgermeisterwahl eine solche Liste mit einem guten Dutzend ausgewählter Themen bei der Stadt einreichten. Und sie werde immer länger, denn der Behindertenbeirat stehe dafür, alle Anregungen bezüglich der Interessen von Menschen mit Behinderung aus der Bevölkerung aufzunehmen. Oberbürgermeister Josef Grienberger (CSU) hat dafür mit den Beiräten eine Stadttour am Ende der Sommerpause anberaumt, um sich die einzelnen Stellen und Themen mit Vertretern der Verwaltung persönlich anzusehen und möglichst gezielt und schnell Abhilfe zu schaffen. Bei einem Antrittsbesuch nach der Wahl hat der gesamte Vorstand des Beirates mit ihm auch grundsätzliche Dinge der Zusammenarbeit besprochen. "Eines unserer grundlegenden Anliegen ist die möglichst lückenlose Einbindung in laufende Planungsprozesse oder anstehende Stadtratsentscheidungen", so Bittlmayer.

Bisweilen wird der Beirat nämlich nur einbezogen, wenn die entsprechenden Stellen in der Verwaltung es für notwendig erachten. Deswegen schlug der Beirat vor, künftig alle Beschlussvorlagen dem Behindertenbeirat zukommen zu lassen. Da dies die Geschäftsordnung der Stadt momentan nicht hergebe, stellte der OB in Aussicht, dieses Thema im Herbst zu behandeln. Auf großes Verständnis trafen die Beiräte beim OB auch mit dem Wunsch, für die Zukunft zusammen mit der Stadt ein Inklusionskonzept zu erarbeiten. "Wir brauchen Standards, an denen sich die Verwaltung bei anstehenden Planungen orientieren kann", erläuterte Föttinger.

Eines der wichtigsten Ziele, die sich der Behindertenbeirat ganz zu Beginn gesetzt hatte, wurde bereits umgesetzt. Der Behindertenbeirat ist jetzt über verschiedene Wege erreichbar: Die Postadresse wurde auf die des Rathauses (Behindertenbeirat Eichstätt, Marktplatz 11, 85072 Eichstätt) festgelegt. Telefonisch ist das Gremium unter (08421) 8939759 und per E-Mail unter behindertenbeirat@eichstaett. de erreichbar. Seit Kurzem existiert auch eine eigene Homepage. Unter www. behindertenbeirat. eichstaett. de lassen sich Informationen abrufen. Nach und nach wird diese Seite bald weitere lokale und überregionale Informationen und Links zu Belangen von Menschen mit Behinderung enthalten. Nach Abschluss der Umbaumaßnahmen im Rathaus ist dort im Erdgeschoss eine Informationstafel des Behindertenbeirates geplant. Je nach Entwicklung der Corona-Pandemie erwägt der Behindertenbeirat nach den Sommerferien Veranstaltungen anzubieten. Geplant ist eine öffentliche Versammlung für alle in Eichstätt und im Umkreis lebenden Menschen mit Behinderung und deren Angehörigen und gesetzlichen Betreuer im Herbst. Außerdem ist ein halbtägiges Seminar zum Thema Barrierefreiheit im öffentlichen Raum mit der Architektenkammer geplant.

EK