Schrobenhausen
"Hohlywood"

Debatte um Pflegschloss geht weiter

02.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:05 Uhr
Variationen über den Pflegschlossanbau: Bürger der Stadt - links der ehemalige Vize-Bürgermeister Helmut Eikam, in der Mitte Unbekannte Täter und rechts Ingolf Eggert - machen sich Gedanken darüber, die Stadträte auch? Man weiß es nicht. −Foto: Fotos: SZ

Es geht um mehr als nur um das Treppepnhaus. Ist das nun lustig oder tragisch?

Vermutlich ist es von beidem ein bisschen was. Seit einer Weile vergeht kaum ein Tag, an dem sich nicht verärgerte Bürger an die Heimatzeitung wenden - sie schütteln nur noch den Kopf über den Betonanbau am Pflegschloss. Wobei, ganz genau stimmt das eigentlich nicht: Sie schütteln vor allem den Kopf über die Art und Weise, wie der Stadtrat mit dem Thema umgeht. Und das ist genau genommen viel schlimmer.

Denn es liegt etwas im Argen, in Schrobenhausen. Wie kann es sein, dass sich Bürgerinnen und Bürger Gedanken um den umstrittenen Anbau machen, die Damen und Herren Stadträte aber augenscheinlich nicht. Da wird gemalt und gebastelt, was das Zeug hält. Neulich Kunstpreisträger Sepp Schwarz mit seinen Computerbearbeitungen.

Jetzt auch noch unbekannte "Täter", die sich doch tatsächlich die Mühe gemacht haben, den Hollywood-Schriftzug nachzuarbeiten, mit einer kleinen Abweichung: ein "h" statt dem "l" - und es ist leicht auszumalen, wen der Unbekannte da meint, mit "hohl".

Oder Bürger Ingolf Eggert, der eine Postkarte entworfen hat: "Schrobenhausen ist ganz anders." Und auch der frühere Schrobenhausener Vize-Bürgermeister Helmut Eikam, der mit Tipp-Ex und Kugelschreiber aus dem Betonbau ein Gebäude gemacht hat, das mutmaßlich für viele eher dem Charakter des historischen Pflegschlosses entspräche als der minimalistische Turm der Architekten.

Immer wieder kam zuletzt die Frage auf, wer es denn nun war, der den Treppenturm geplant hat. Die Antwort: Es handelt sich um das renommierte Büro Obel & Partner, das auch die neue Mühlrieder Schule entworfen hat. Leute also, die wissen, was sie tun.

Dennoch ist der Ärger in Schrobenhausen groß. Wohl, weil das Treppenhaus nicht gefällt, vor allem aber auch - und das wird in vielen Gesprächen deutlich -, weil der Stadtrat wieder einmal kaum etwas dazu sagt. Etliche Bürger fühlen sich von diesem Gremium offensichtlich immer weniger vertreten.

Warum ist das so. Wo ist das Problem. Wenn man sich die kreativen Beiträge der Menschen ansieht, kann einem dieses Wort in den Sinn kommen: Enthusiasmus. Der fehlt.

Der Schrobenhausener Stadtrat in Gänze wirkt gelangweilt, desinteressiert, eben frei von Enthusiasmus. Eine Handvoll war damals bei der Verleihung der Goldenen Bürgermedaille dabei, der zweithöchsten Auszeichnung, die die Stadt zu vergeben hat. Nicht einmal die Hälfte war in Schwetzingen bei der Städtepartnerschaftsbeurkundung. Bei so vielen öffentlichen (auch bei städtischen) Veranstaltungen sind kaum oder gar keine Stadträte da. Drei waren es bei der Eröffnung der Hundertwasser-Ausstellung. Die Ausrede ist immer dieselbe: Das sei doch auch nur ein Ehrenamt, und man mache doch eh schon so viel.

Auf der anderen Seite gibt es aber immer wieder Gerede um Fälle, wo versucht wurde, Lobbyist für Nachbarn oder gar für Eigeninteressen zu sein. Ergebnis: Es entsteht ein Bild - ob nun gerechtfertigt oder nicht. Das ist vor Jahren an dieser Stelle schon einmal angemerkt worden, geändert hat sich an der öffentlichen Wahrnehmung eigentlich nichts.

Gerade gibt es bei der Treppenturmdebatte die Quittung dafür, dass die örtliche Kommunalpolitik dieser Wahrnehmung des fehlenden Enthusiasmus' nicht entgegentritt: Volkes Zorn entlädt sich.

Man darf gespannt sein, wie die Kommunalpolitik das wieder einfangen will. Im Moment wird der Diskussion überwiegend mit Sturheit und Ignoranz begegnet. Ob das wirklich der Königsweg ist.

Mathias Petry