Hofiert und fragwürdig

Kommentar

11.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:58 Uhr

Wie wäre das gestrige Treffen zwischen der EU und dem iranischen Außenminister Mohamed Dschawad Sarif wohl verlaufen, wenn der Iran kein Staat wäre, in dem europäische Unternehmen Milliarden-Geschäfte machen? Dann würden die Europäer nicht darüber hinwegblicken, dass die Unterdrückung des Volkes zuletzt immer schlimmere Ausmaße angenommen hat, und dass die aufgeflammten Proteste gewaltsam erstickt wurden.

Natürlich: Die Europäer haben ein Interesse daran, dass der Iran sein Atomprogramm nicht wieder aufnimmt. Deshalb ging es gestern auch um die Drohung des amerikanischen Präsidenten, das Abkommen mit Teheran aufzukündigen, obwohl das Mullah-Regime sich bislang daran hält. Was nichts daran ändert, dass der Iran nicht selten eine fragwürdige Rolle spielt. Egal, welchen Konflikt im Nahen Osten man nimmt, sei es der zwischen Israelis und Palästinensern, sei es der Krieg in Syrien oder der im Jemen - überall hat die Islamische Republik ihre Finger im Spiel.

Dennoch wird sie von den Europäern hofiert, die zwar kritische Worte finden und Appelle formulieren, die aber auch ihre wirtschaftlichen Interessen im Sinn haben. Das wissen die Machthaber im Iran natürlich genau. Natürlich kann auch das Gepolter von Donald Trump nicht die richtige Antwort auf die Sünden der Mullahs sein, das führt nur zu neuen Spannungen. Doch etwas deutlicher sollte Europa seine Werte schon vertreten.