Ingolstadt
Hintersinnige Schau

18.03.2010 | Stand 03.12.2020, 4:10 Uhr

Ingolstadt (DK) So niedlich können die Instrumente kriegerischer Gewalt aussehen, so spielerisch und schön. Zur Kissenschlacht laden die Wurfsterne aus alten Militärdecken, hingeworfen zu einem kuscheligen Berg. Kinderschaukel ist die Atombombe aus MDF-Platten, so delikat geformt und leise schwingend, wenn man sie berührt.

Eine hintersinnige, stringente Schau präsentiert die junge Künstlerin Jennifer Skupin in der Galerie xhoch4. Die Senior Artdirektorin der renommierten Kreativagentur KesselsKramer in Amsterdam knüpft mit ihrer ersten Ausstellung in Deutschland unter dem Titel "Yeah, still alive" an "Bang, you’re dead" an, die 2009 in Amsterdam zu sehen war. Denn grundsätzlich konzeptionell arbeitet die 30-Jährige – und das zum Thema Waffen, Krieg, Gewalt.

Das freilich ohne erhobenen Zeigefinger, sondern in gültiger spielerischer Kraft. Das zeigen die wenigen Exponate aus der Vorgängerschau, als Beigabe im Büro platziert: Bilder von Schusswaffen und bunten Stofffähnchen in deren Lauf. Und erst recht die viel dezidierteren Bilder und Objekte in der Galerie. Waffen als Spielzeug, als ästhetischer Raumschmuck: Neu ist das zwar nicht, aber hier mit sehr viel Klarheit und Ironie zur Gesamtinstallation umgesetzt.

Perfekt hält Skupin dabei die Balance zwischen Material bzw. Form und der Arglosigkeit der Wirkung. Sei es bei den "Throwing Stars" des Kissenberges (die flauschigen Wurfsterne sind einzeln übrigens ebenso käuflich wie das in Serie vorliegende Steckspiel), sei es bei den Leinwänden "Hiding a white wall" mit ihren kreisförmigen Ausstanzungen – auf Schusslöcher kommt der Betrachter da von selbst. Warum er aber Kissen, Kinderschaukel, Camouflage-Puzzle gern als Deko bei sich zuhause hätte – das sind die schwierigeren Fragen, die ihm Skupin stellt.

xhoch4-Galerie, bis 1. Mai, geöffnet samstags von 10 bis 16 Uhr.