Pfaffenhofen
Heimat ist ein Lied

Zwölf Neubürger spielen bei CD-Projekt Lieder aus ihren Herkunftsländern ein

18.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:45 Uhr
Ein in Musik gefasster Heimatbegriff soll das neue CD-Projekt des Intakt-Musikinstituts sein. −Foto: Foto: Intakt-Musikinstitut

Pfaffenhofen (SZ) Eine musikalische Annäherung an den Begriff "Heimat" wagt das Pfaffenhofener Intakt-Musikinstitut - mit einem interkulturellen CD-Projekt, auf dem zwölf Neubürger aus der Region Lieder aus ihrer alten Heimat spielen und singen.

"Heimat" heißt diese Zusammenstellung von Musikstücken aus ganz Europa, Asien, Afrika und den USA. Denn das Projekt will auch jene einbeziehen, die hier im Pfaffenhofener Raum etwa aus beruflichen Gründen oder auch der Liebe wegen ihre neue Heimat, ihre Wahl-Heimat, gefunden haben. Und auch jene, so Projektleiterin Patricia Descy, die in den "Irrungen und Wirrungen der Weltgeschichte" irgendwann hier gelandet sind, teils vor Generationen. Die Prokuristin des gemeinnützigen Musikinstituts sieht das Thema sehr wohl politisch - mit Verweis auf einen ausgrenzenden Heimatbegriff: Heimat bedeute "Da komme ich her, da gehöre ich hin", erläutert Descy die näheren Beweggründe für ihre Initiative zu diesem Musikprojekt. Aber leider bedeute Heimat eben auch: "Da gehöre ich hin, Du jedoch nicht. ""Genau dieser falsch verstandenen Heimattümelei und Abgrenzung setzen wir diese CD entgegen", sagt die gebürtige Münchnerin, die selbst einen amerikanischen Pass besitzt und ursprünglich belgisch-irischer Abstammung ist. Unterstützt wurde die CD-Produktion von den Caritaszentren München und Pfaffenhofen, gefördert wurde sie im Rahmen der "500 LandInitiativen" des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, einer Förderinitiative für ehrenamtliches Engagement zur Integration von Flüchtlingen.

Aufgenommen und gemastert wurden die zwölf Songs bis auf zwei Ausnahmen im Intakt-Tonstudio von Musikschulleiter Michael Herrmann und Sebastian Unger, der dort ein freiwilliges soziales Jahr absolviert. Eröffnet wird der bunte Musikreigen von der gebürtigen Pariserin Nathalie Kerschl und ihrer gefühlvollen Interpretation des französischen Klassikers "La vie en rose" von Édith Piaf. Traditionelle bulgarische Folklore, ein melancholisches Lied, das von einer unerwiderten Liebe handelt, steuert Dozentin Rositsa Deschler bei. Ihre Kollegin Karmen Schießer hat ein slowenisches Kinderlied eingespielt, das ihr immer ihre Großmutter vorgesungen hat. "Das wohl berührendste und persönlichste Stück unserer Sammlung", so Descy, sei wohl "Te sonuvam", zu deutsch "Ich träume von Dir", eine tiefgründige Eigenkomposition des gebürtigen Kroaten Boris Boskovic. Unkompliziert und lustig kommt dagegen der country-artige Song "Travllin' Man" von Musiklehrer Gabriel McCaslin daher. Fernöstliche Klänge entfaltet dagegen die schon lange mit ihrer Großfamilie in Bayern beheimatete Kim Hoa Nguyen mit einem vietnamesischen Loblied auf alle Mütter; in der westafrikanischen Sprache Yoruba singt der Pfaffenhofener Ingenieur und Musiker Oluwaseun Oguntande ein bekanntes Lied aus seiner nigerianischen Heimat, das von Hoffnung und Mut handelt. Ein wahrer Meister auf der Saz, einer traditionellen türkischen Langhalslaute mit hörbar orientalischem Klang, offenbart sich in Öskan Burma, dessen Eltern seit 40 Jahren in der Kreisstadt leben und wie er zwei Länder ihr Zuhause nennen. Eine puristische Version des weltbekannten geistlichen Lieds "Amazing grace" bringt die deutsch-schottische Künstlerin Cathy Smith zu Gehör; Baktash Ibrahimi aus Afghanistan, vor fünf Jahren als Flüchtling nach Deutschland gekommen, singt in Farsi eines seiner Lieblingslieder aus ungetrübten Kindheitstagen. Entwurzelt durch den libanesischen Bürgerkrieg von 1975 bis 1990 und seither nirgends so richtig zu Hause, sucht Mohammed Abdelkarim Heimat und Identität in der Musik - und spielt auf dem Klavier ein strahlendes Loblied auf die Schönheit der Schöpfung. Als Kleinkind mit ihren Eltern, sogenannten russlanddeutschen "Spätaussiedlern", hierher verschlagen hat es Elli Funk; ihr Lied "Rodina" weckt in ihr Erinnerungen an ihre Großeltern, an eine unbeschwerte Vergangenheit. Der Kreis all dieser zum Teil sehr persönlichen Lieder und Interpretationen schließt sich mit dem 13. Stück: Dem Lied "Pfahofa" von Peter Heichele, in dem der mittlerweile nach Köln ausgewanderte Gitarrist und Songwriter die Liebe zu seiner alten Heimat Pfaffenhofen besingt. Erhältlich ist die CD ab sofort gegen eine Spende im Intakt-Musikinstitut, Raiffeisenstraße 33, im Bürgerbüro im Rathaus sowie im Caritas-Zentrum Pfaffenhofen, Amberger Weg 3.

Christian Köpf