München
Haus der Kunst: Auf dem Weg aus der Finanzmisere

07.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:07 Uhr
Die Werke „Electric Dress“, Cloud Gates-Bubble Machine, Capital und Work Water sind im Haus der Kunst zu sehen. −Foto: Tobias Hase/Archiv

Das Haus der Kunst in München kämpft sich aus der finanziellen Krise. Umso wichtiger auch für das Renomée ist die Ausstellung, die im September beginnt: eine Retrospektive des berühmten Jörg Immendorff.

Das Haus der Kunst in München widmet dem Düsseldorfer Künstler Jörg Immendorff im September eine große Retrospektive. Ab 14. September würden rund 150 Werke aus seinem gesamten Schaffen gezeigt, teilte das Ausstellungshaus in München mit. Die vielversprechende Schau „Für alle Lieben in der Welt“ über den 2007 verstorbenen berühmten Maler, Grafiker und Bildhauer kommt gerade zur rechten Zeit, kämpft das Haus doch immer noch mit einer finanziellen Schieflage, in die es durch falsche Entscheidungen und Management-Fehler geraten war. Es gebe de facto keine Rücklagen mehr, hieß es nun aus dem Umfeld des Hauses.

Erst 2019 sollen bessere Zeiten anbrechen, zumal dann ein Nachfolger für den ehemaligen Direktor Okwui Enwezor gefunden sein dürfte, dessen Vertrag zum 1. Juni überraschend aufgelöst worden war, aus gesundheitlichen Gründen. Bis dahin übernimmt Ulrich Wilmes die kuratorische Verantwortung, während Bernhard Spies seit April als kaufmännischer Geschäftsführer mit der finanziellen Sanierung und Neustrukturierung der Verwaltung beauftragt ist.

Großen Anteil an der Finanzmisere hatte neben der lückenhaften Dokumentation wichtiger Vorgänge auch die Ausstellung „Postwar: Kunst zwischen Pazifik und Atlantik, 1945-1965“ von Herbst 2016 bis Frühjahr 2017 - ein Herzensprojekt von Enwezor. Rund 1,2 Millionen Euro waren dafür veranschlagt. Am Ende seien es fast 4,5 Millionen Euro gewesen. Eigentlich hätte sich das Haus der Kunst diese Ausstellung nicht leisten können, so die Einschätzung von Experten. Wegen der hohen Kosten hätten sich Häuser in anderen Städten auch nicht beteiligt.

Schuld an der Kostenexplosion war unter anderem die hohe Zahl der Kunstwerke. Es seien viel zu viele Leihgaben gewesen, man hätte gar nicht alle aufhängen können - und das bei enormen Kosten für Transport und Versicherung, hieß es. Zeitaufwendig und damit ebenfalls teuer: das System, alle Mitteilungen im Haus zweisprachig auf Deutsch und auf Englisch zu verfassen, aus Rücksicht auf den englischsprechenden Direktor.

Als Folge fährt das Haus der Kunst nun einen strikten Sparkurs, auch weil herauskam, dass für dieses Jahr mehr Ausgaben geplant waren, als Geld vorhanden. Das Programm wurde an einigen Stellen gekürzt. Die Immendorff-Schau soll aber wie geplant am 14. September starten. Und auch um das Zustandekommen der Ausstellung mit Werken der Video- und Performancekünstlerin Joan Jonas (ab 9. November) ist man bemüht, die gemeinsam mit der Tate Gallery in London geplant wird. „Wir sind dabei, sie zu retten“, sagte der kaufmännische Geschäftsführer Spies.

Immendorff im Haus der Kunst