Harter Schnitt bei Bäckereikette Jann

24.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:57 Uhr

Die Jann-Filiale in der Schrobenhausener Lenbachstraße

Rohrenfels (szs) Der Insolvenzverwalter der Bäckereikette Jann, Hans-Peter Lehner, hat als eine der ersten Rettungsmaßnahmen das Filialnetz ausgedünnt. Erstmals nannte er gestern eine Liste der geschlossenen Geschäfte.

Demnach sind die Läden in der Römerstraße in Meitingen, im Netto in Gaimersheim, in Westendorf, in Pöttmes, in Rain, in Münster, in Hörzhausen, einer in der Lenbachstraße in Schrobenhausen und einer in Inchenhofen dem Rotstift zum Opfer gefallen. Zur Zukunft der verbliebenen rund 15 Filialen wollte Lehner gestern keine Angaben machen.

„Wir haben uns die Rentabilität der einzelnen Filialen angesehen“, erklärt der promovierte Jurist. Exemplarisch nennt er Zahlen eines geschlossenen Ladens: Um auf Null zu kommen, hätte man dort pro Arbeitstag 109,96 Euro mehr einnehmen müssen. „Auf Deutsch gesagt hätten wir hier 272 Brezen am Tag mehr verkaufen müssen“, sagt Lehner. „Das ist eine Rechengröße, die es schwer macht, sie wirtschaftlich zu kommunizieren.“

Bis auf zwei Mitarbeiterinnen, die „örtlich nicht mobil“ waren, habe man alle anderen Beschäftigten an anderen Arbeitsorten unterbringen können. „Insgesamt gesehen geht die Belegschaft den Weg grundsätzlich mit, weil hier das Interesse besteht, dass das Unternehmen weiterbesteht“, sagt der Insolvenzverwalter.

Die Chancen dafür sieht Lehner nach wie vor gut. Zwar sei man immer noch mit der Aufarbeitung der Buchführung beschäftigt, doch befinde man sich derzeit in Verhandlungen mit mehreren Interessenten. „Der Königsweg wäre, wenn ein Investor die Produktion und das Filialnetz übernimmt. Das bleibt nun abzuwarten“, sagt der Rechtsanwalt. Die hohe Quote der selbst hergestellten Produkte, die intakte Backstube: Die Aussichten seien positiv. Geschäftsführer Martin Gubo sitzt bei den Verhandlungen mit den potenziellen Investoren mit am Tisch. Gegen ihn wird weiterhin wegen des Verdachts des Betruges – Insolvenzverschleppung – ermittelt, wie die Staatsanwaltschaft bestätigt.