Hilpoltstein
Harrlacher "Haberfeldtreiber" verabschieden die Bahn

Bürgerinitiative verfasst 18-strophiges Schmählied für ICE-Werk-Projektleiter Carsten Burmeister

11.11.2021 | Stand 17.11.2021, 3:33 Uhr
Zum Abschluss der Sprechstunde werden Bahn-Projektleiter Carsten Burmeister und seine Mitarbeiterin von den Haberfeldtreibern empfangen. −Foto: Masopust

Harrlach - Was ein Haberfeldtreiben ist, wissen wahrscheinlich in Mittelfranken heute nicht mehr viele Menschen. Die Vertreter der Deutschen Bahn, die am Mittwochnachmittag nach Harrlach gekommen sind, um dort eine sogenannte Bürgersprechstunde abzuhalten, wissen es jetzt. Projektleiter Carsten Burmeister und seine Mitarbeiterin wurden zum Abschluss am Abend mit einem solchen Haberfeldtreiben verabschiedet.

In Harrlach hatten sich die Mitglieder der dortigen Bürgerinitiative (BI) gegen das geplante ICE-Werk in Stellung gebracht, als die Bürgersprechstunde zu Ende gehen sollte. Zur Überraschung aller rund 60 Anwesenden verließen Burmeister und dessen Mitarbeiterin jedoch deutlich früher das Feuerwehrhaus, mit der Begründung, es sei kein Termin mehr gebucht gewesen, obwohl nachweislich noch ein Dialoggespräch ausstand. Da man den Vertreter der Bahn aber nicht an der Weiterreise nach Feucht hindern wollte, wo im Anschluss die nächste Sprechstunde geplant war, ließ man ihn ziehen.

Jedoch unter lautem, gereimtem Protest und mit viel "Gwerch", wie es im Liedtext auf gut fränkisch heißt. "Wir san die Harrlacher Haberfeldtreiber, wir stell'n uns quer, wir machen immer weiter. Wir san do bei der Nacht, wir san do am Dooch, des merkster, Deutsche Bahn, wir loun net noch!"

Das 18-strophige Gedicht, dass die Mitglieder der BI verfasst hatten, zielte humorvoll in fränkischer Mundart und mit einem deutlich erhobenen Zeigefinger auf einige Ungereimtheiten in der Standortfrage des Werkes ab, wie Bannwaldrodung, Lärmemissionen, Rentabilität, Umweltschutz oder politische Einflussnahmen. Die BI Harrlach kämpft darum, dass "es kein ICE-Instandhaltungswerk im Harrlacher Forst gibt, denn dafür müsste ein großer Teil des umliegenden Waldes, Bestandteil des Nürnberger Reichswaldes und hochgradig geschützter Bannwald, gerodet werden".

HK