Harmonischer Gesamteindruck

20.08.2008 | Stand 03.12.2020, 5:40 Uhr |

Nachdem die früheren Behelfsstützen und Notabsicherungen entfernt wurden, erschließt sich dem Betrachter wieder die ursprüngliche Dachkonstruktion in ihrer Funktionalität und ihrer Schönheit. - Fotos: baj

Dollnstein (EK) Zügig schreiten die Arbeiten an der Burg Dollnstein voran – auch wenn Außenstehende einen anderen Eindruck gewinnen könnten. Vieles, was jetzt gerade geschieht, gleicht einem Puzzlespiel, das geduldig Stückchen für Stückchen zusammen gesetzt werden muss.

Die Handwerker und Fachleute sind an verschiedenen Stellen der Burg gleichzeitig tätig. So sind die einen noch dabei, Mauern zu stabilisieren, indem sie über ein System von Schläuchen eine spezielle Masse ins Innere pressen, während Restauratorin Natalie Schaarck bereits den Putz an der westlichen Giebelmauer ergänzt. Dafür wurde ein Kalkmörtel eigens für die Dollnsteiner Burg gemischt. Er enthält so genannte Kalkspatzen, helle Einschlüsse, die hervortreten. Natalie Schaarck nimmt eine kleine Portion Mörtel, formt ihn zu einem kleinen Bällchen und drückt ihn in eine Ritze. Diese Methode ist nicht willkürlich gewählt. Wer die Wand genauer unter die Lupe nimmt, sieht, dass auch die Handwerker früherer Jahrhunderte den Mörtel in Bällchenform anwarfen.

Oberfläche öffnen

Sind die Bällchen ausgehärtet, greift die Restauratorin zu einem rauen Fließ und reibt damit gegen den neuen Putz. Auf diese Weise "öffnet" sie die Oberfläche, wie es in ihrer Fachsprache heißt. Die Kalkspatzen treten deutlich hervor und die Wand gibt ein einheitliches Bild. Zu hundert Prozent identisch mit dem historischen Mörtel ist der neue nicht – und soll es auch gar nicht sein.

Das Gebäude hat eine Baugeschichte von rund 1000 Jahren und die soll der Besucher nachvollziehen können. Wie die Architekten Hans-Heinrich Häffner und Lisa Feulner vom zuständigen Büro verdeutlichen, gelte als oberste Prämisse die Erhaltung der Substanz. Die Burg solle sich zwar dem Besucher als harmonisches Gesamtbild präsentieren, aber nicht den Eindruck eines Neubaus erwecken. Einzelne historische Bauabschnitte sollten sichtbar sein und müssten erklärbar bleiben. An der Altmühlseite werden aus diesem Grund gerade Musterflächen ausgewählt. Unterschiedliche Putz- beziehungsweise Oberflächenstrukturen sollen die verschiedenen Bauphasen herausheben.

Ergänzt wird gerade auch das Fachwerk. Die Spezialisten spannen feuchte Haselruten in die Fächer ein und verfüllen anschließend mit Lehm. Nahezu fertig gestellt ist auch die Dachkonstruktion. Eine der mühevollsten Arbeiten war dabei die Hebung des Gebälks. Auf Grund des hohen Alters und der Last des Legschieferdachs war die Konstruktion abgesackt und musste bis zu fast einem Meter wieder angehoben werden. Der frühere Wust an Abstützungen und Notsicherungen wurde inzwischen entfernt und damit tritt auch die Dachkonstruktion in ihrer früheren Funktionalität und Schönheit wieder hervor. Alleine auf Holzbalken wollten sich die Statiker allerdings nicht verlassen und zogen zur Sicherung Stahlstreben ein. Damit bekam beispielsweise eine einst nachträglich eingezogene Mauer eine neue statische Bedeutung, weil sie nun zur Aussteifung dient.

Häffner kommt bei der Burg Dollnstein förmlich ins Schwärmen und spricht von einem Alleinstellungsmerkmal für die Marktgemeinde. Das Bauwerk sei im gesamten Altmühltal einzigartig. Im Laufe des Jahres 2009 werden Burg und damit Altmühlzentrum im Wesentlichen fertiggestellt sein, verspricht der Architekt. Nach derzeitigen Vorstellungen wird die Eröffnung aber erst an Ostern 2010 sein – aus zweckmäßigen Überlegungen heraus. Zwei Räume im Eingangsbereich werden weitestgehend noch heuer fertig gestellt. Das verlangt einer der Zuschussgeber. Über die "Richtlinien für öffentlichen Fremdenverkehr gibt es 210 000 Euro, und dieses Geld muss dieses Jahr abgerufen werden. Damit soll das Fremdenverkehrsamt, das im vorderen Bereich einziehen wird, unterstützt werden. Häffner ist sicher, diesen Zeitplan einhalten zu können.

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