Ingolstadt
Harmonischer Arbeitsbeginn

Neu formierter Sozialausschuss kommt zu seiner ersten Sitzung zusammen

13.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:21 Uhr
Die Mitglieder des neu formierten Sozialausschusses trafen sich am Mittwoch unter dem Vorsitz von Bürgermeisterin Petra Kleine (Grüne) zur ersten Sitzung. −Foto: Hammer

Ingolstadt - Mit den Sitzungen des Krankhauszweckverbandes (siehe Bericht Seite 18) und des Sozialausschusses sind am Mittwoch die neu gewählten Stadträte in das politische Tagesgeschäft gestartet.

Von Anlaufschwierigkeit ist nach der zweieinhalbstündigen Ausschusssitzung nicht zu berichten. Im Gegenteil. Wer sich in Erinnerung ruft, wie gerade in diesem Gremium zum Ende der vergangenen Wahlperiode gestritten wurde, konnte während der Sitzung eine Vorstellung davon gewinnen, wie das häufig beschworene "neue Miteinander" unter den neuen Stadträten gemeint sein könnte. Das mag freilich auch daran liegen, dass die Themen der Tagesordnung nicht wirklich strittige Punkte enthielten.

Als besondere Genugtuung mag die Harmonie im Gremium Sabine Bülow empfunden haben, die Leiterin des Peter-Steuart-Hauses. An ihrer Personalie hatte sich im Sommer 2019 jener heftige Streit entzündet, der vor allem im Sozialausschuss über Monate ausgetragen worden war. Am Mittwoch war davon nichts mehr zu merken. Bülow war gekommen, um mit Stiftungsreferent Dirk Müller und der kaufmännischen Leiterin Barbara Hofmayer unter anderem den ersten Quartalsbericht 2020 und die Jahresabschlüsse der Waisenhausstiftung und des Peter Steuart-Hauses vorzustellen. Sie gab auch einen Ausblick auf die weiteren Ausbaupläne der Einrichtung.

Mit ihren Ausführungen überzeugte Bülow das Gremium merklich. Nicht nur, weil das Peter-Steuart-Haus im vergangenen Jahr trotz teilweise schwieriger Belegungszahlen - eingerechnet Spenden und anderer Zuwendungen - einen Gewinn von rund 13500 Euro erwirtschaftet hat. Auch ihre Pläne für eine zukünftige Erweiterung des Angebots des Peter-Steuart-Hauses stießen auf einhellige Zustimmung. Unter anderem soll die Betreuung in der Mädchenwohngruppe um ein traumatherapeutisches Angebot ausgeweitet werden, die Inobhutnahme soll in drei Teilbereiche untergliedert werden. Unter anderem soll dabei eine "Obdachloseneinrichtung für Jugendliche" entstehen, die es in der Region noch nicht gibt.

Vertreter aller Parteien und Gruppierungen lobten Bülow und ihr Team ausdrücklich. Unter anderem sprach ihr Brigitte Mader (CSU) ein "großes Dankeschön für ihre Arbeit" aus. Jochen Semle (Grüne), selbst Bereichsleiter im Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Josef in Schrobenhausen stellte fest: "An diesem Papier sehen sie deutlich die Stärke des Peter-Steuart-Hauses. "

Schon in der ersten Sitzung des neu formierten Sozialausschusses wurde die Bandbreite der in diesem Gremium behandelten Themen deutlich. Zu Beginn der Sitzung hatte Isfried Fischer, der Leiter des Ingolstädter Jobcenters, die Auswirkungen der Corona-Krise auf den Arbeitsmarkt und vor allem die Situation der so genannten Hartz-IV-Empfänger dargestellt. Unter anderem machte er deutlich, dass von den gut 4200 Menschen, die in Ingolstadt derzeit Arbeitslosengeld II beziehen, rund ein Viertel in Kurzarbeit ist. In diesen Fällen reicht das reduzierte Gehalt zum Überleben nicht aus, das Jobcenter muss unterstützen. 14 Prozent der Hartz-IV Empfänger sind Selbstständige in finanziellen Schwierigkeiten und fast zwei Drittel Arbeitslose. Die Zahl der Anträge auf Arbeitslosengeld II haben in der Woche nach Ostern mit über 140 einen Höchststand erreicht. Seit dem sinken die Antragszahlen. Angesichts der Lockerungen der Einschränkungen sei ein weiterer Rückgang bei den Anträgen auf Hartz-IV zu erwarten, so Fischer.

Mit den Nöten einer ganz anderen Gruppe befasste sich das Gremium danach. Semle hatte die Situation der Bewohner im Ankerzentrum angesichts der Corona-Krise angesprochen. Die war zuletzt auch im Stadtrat Thema. Oberbürgermeister Christian Scharpf (SPD) hatte angekündigt, bei seinem Antrittsbesuch bei Regierungspräsidentin Maria Els die Verhältnisse in den Unterkünften zu besprechen. Das Treffen ist für den 9. Juni vorgesehen. Angesichts etlicher dringender Fragen und Sorgen von Mitgliedern des Sozialausschusses kündigte Umwelt- und Gesundheitsreferent Rupert Ebner (Grüne) an, die Anliegen schon vorher mit dem OB in einem Brief an die Regierung von Oberbayern zu formulieren. Das Gremium nahm das einmal mehr in großer Einigkeit gerne zur Kenntnis.

DK