Reichertshausen
"Handeln, statt nur reden"

Schüler pflanzen zum Erhalt der Artenvielfalt

17.05.2019 | Stand 23.09.2023, 7:02 Uhr
Unter fachkundiger Anleitung von Landschaftsplaner Nikolaus Buhn leisten Schüler einen Beitrag zur Artenvielfalt. −Foto: Steininger

Reichertshausen (PK) 45 Sträucher haben die Schüler der Klasse 5a der Hans-Oberhauser-Grund- und Mittelschule auf der Beckwiese in Reichertshausen gepflanzt.

In einer konzertierten Aktion zwischen Schule, dem Aktionsbündnis Pfaffenhofen summt und der Gemeinde setzten die Kinder sieben verschiedene Straucharten.

Da war die Natur noch in Ordnung, als im Jahr 1835 Hoffmann von Fallersleben sein Kinderlied "Summ, summ, summ, Bienchen summ herum" geschrieben hatte. Mit "ei, wir tun dir nichts zuleide, flieg' nur aus in Wald und Heide" geht der Text weiter und gibt ein Versprechen ab, an das sich die Folgegenerationen nicht gehalten haben. Da will das Schulprojekt "Wir tun was für Bienen und Co" dagegen steuern "und etwas für die Arten tun, speziell für Bienen und Insekten", betont Manfred "Mensch" Mayer, Pfaffenhofener Stadtrat für die Gruppierung Gemeinsam für Gemeinwohl (GfG) und treibende Kraft in Sachen Artenschutz. In fünf Schultagen erhielten die Kinder Theorieunterricht, insbesondere über die Wildbienen mit ihren 560 (früher 580) Arten, die Unterstützung brauchen, da der Mensch Raubbau an ihrem Lebensraum betrieben hat. Ausschließlich blühende Sträucher haben die Schüler auf einem Teilstück der Beckwiese gepflanzt, die den Wildbienen Nektar und Pollen bieten oder den Vögeln Früchte. "Schneeball, Hartriegel, Pimpernellrose, Hundsrose, Weinrose, Feldahorn und Liguster", heißen die Pflanzen, die "Mensch" Mayer ausgewählt hat.

"Wir wollen handeln, statt nur zu reden", betont er, der es "super" findet, dass sich die komplette Klasse 5a Zeit genommen hat. Das Stück Beckwiese sowie auch die Sträucher hat die Gemeinde beigesteuert, die darüber hinaus nach Beschluss des Gemeinderats auf Gemeindegrund etliche Tausend Quadratmeter Blühwiesen anlegen wird. In unmittelbarer Nachbarschaft zu den Sträuchern wurde auch ein Wildbienenhotel aufgestellt. "Wohnung und Nahrung müssen in einem unmittelbaren Zusammenhang stehen", erklärt "Mensch" Mayer, "sonst funktioniert das nicht". Es gibt Wissenschaftler, die das Artensterben für eine größere Menschheitskatastrophe halten als den Klimawandel. Was wir brauchen, seien koordinierte Pflanzaktionen, in jeder Gemeinde, in jedem Haushalt, in jeder nutzbaren Industriefläche. Aber nicht die Optik zählt, sondern der Nutzen für die Insekten. Die ganze Aktion wird von den Kindern dokumentiert, da werden Zeichnungen gemacht und Texte erstellt, die bei der Einweihung der generalsanierten Schule im Juli im Rahmen einer Ausstellung präsentiert werden. Mayer würde es begrüßen, wenn auch andere Schulen Interesse für das Projekt zeigen würden. Die könnten sich an das Aktionsbündnis wenden und Aktionen im Rahmen ihrer Möglichkeiten abstimmen. Dass der Reichertshausener Schulleiter Alexander Amorth dem Thema eine ganze Projektwoche widmet, "das ist schon außergewöhnlich", lobt Mayer.

 

DIE SICHT DER SCHULE

Vor dem Hintergrund des „Bürgerbegehrens Artenvielfalt“ und aufgrund eines Kontakts mit Manfred „Mensch“ Mayer kam Schulleiter Alexander Amorth mit Mayer überein, ein gemeinsames Projekt zu starten. 
Die Gemeinde hatte sich auf Amorths Anfrage bereit erklärt,  eine Pflanzfläche zur Verfügung zu stellen. Auch die Staatsregierung stellte finanzielle Mittel  zur Verfügung. Mit denen werden externe Fachleute wie zum Beispiel Landschaftsgärtner honoriert, die mit den Schülern eine Woche lang gearbeitet haben. Nicht nur der Biologie wegen, sondern auch für eine mögliche Berufsorientierung. „Schule besteht nicht nur aus Mathe, Deutsch, Englisch“, betont Amort. „Man muss auch mal  raus gehen, externe Partner holen, die Schule öffnen, um den Kindern schon in jungen Jahren den Blick zu weiten auf Dinge, die wirklich notwendig und zukunftsweisend sind. Und da gehört das Projekt auf jeden Fall dazu.“

Hans Steininger