Pfaffenhofen
Grundsätzlich gemeinsam

Die Wählergruppe GfG überprüft ihre Agenda für die Kommunalwahl 2020

05.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:17 Uhr
Beim sozialen Wohnungsbau tut sich zwar was: Hier in der Kellerstraße baut die Stadt beziehungsweise die städtische Wohnraumbeschaffungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft (WBG) 36 Wohnungen (weißer Häuserblock, rechts). Insgesamt aber es geht nicht schnell genug für die Wählergruppe GfG. −Foto: Straßer

Pfaffenhofen (PK) Es war eine Überraschung, als die Wählergruppe Gemeinsam für Gemeinwohl (GfG) sich nach ihrer Gründung vor sechs Jahren mit Manfred "Mensch" Mayer auf Anhieb einen Platz im Stadtrat sicherte. Dienstagabend haben etwa ein Dutzend Teilnehmer bei einem Ringgespräch Bilanz gezogen und über ihre Agenda für die Kommunalwahl 2020 gesprochen.

"Wir wollen weiter arbeiten, die Leute an der Nase packen", so lautet das Fazit von GfG-Gründungsmitglied Herbert Patig. Einstimmig beschließt die Wählergruppe wieder bei den Kommunalwahlen anzutreten - für Gemeinwohl, demokratische Mitbestimmung, ökologische Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit, um nur ein paar Aspekte der Agenda zu benennen. Eine Rangfolge möchte die Gruppe nicht, alles soll gleichwertig bearbeitet werden.

Einige ihrer Ziele sehen sie schon erreicht: So sei es zum Beispiel gelungen als Teil des Aktionsbündnisses "Pfaffenhofen ist bunt" ein Zeichen für eine offene, tolerante Stadt zu setzen und auch der InterKulturGarten als Begegnungsstätte sei gut angenommen worden. Zum Thema Inklusion müsse zwar mehr passieren, aber unter Mitwirkung der GfG gibt es inzwischen einen Arbeitskreis, der unter anderem für Barrierefreiheit eintritt.

Mehr Handlungsbedarf sieht die Wählergruppe trotzdem in vielen Bereichen, vor allem beim Thema Nachhaltigkeit. "Wir haben die Erkenntnisse, aber die Handlungsebene fehlt", sagt Manfred "Mensch" Mayer. Die Bunte Koalition habe zwar versichert, alle Entscheidungen für Pfaffenhofen mit der Agenda 2030 abzugleichen, den Fokus auf diese Nachhaltigkeitsziele habe man aber verloren, meint Mayer: "Es braucht nun wirklich umfangreiche Maßnahmen."

Pfaffenhofen habe ohne Zweifel eine Vorreiterrolle. Oft setze man aber Klimaschutz und Nachhaltigkeit gleich und vergesse dabei den Artenschutz. "Eine Photovoltaikanlage ist ein Energiebringer, aber kein Lebensraum", sagt Mayer. Wichtig sei, nicht nur grüne Inseln im Stadtbereich zu schaffen, sondern zusammenhängende Grünflächen. Zudem sollen mehr Bäume gepflanzt werden.

Landschaftsplaner Nikolaus Buhn wünscht sich, dass Sorgsamkeit für die Umwelt wieder zum Standard wird. "Die meisten wissen immer noch nicht genau, was sie im Kleinen tun könnten." Das müsse sich ändern. Mayer beklagt, dass noch immer eine vollständige Übersicht über die Flächen fehle, die der Stadt gehören und die qualitative Bewertung dieses Bestands. Bayern habe mit dem Volksbegehren mehrheitlich für Artenschutz unterschrieben, aber die Maßnahmen müssten nun eine andere Größenordnung erreichen.

Ebenfalls nicht schnell genug geht es der Wählergruppe in Sachen sozialer Wohnungsbau und bezahlbarer Wohnraum. Zwar sei das Thema bei den Verantwortlichen in Stadt und Landkreis auf dem Schirm, aber die Handlungsschritte gingen zu langsam voran. Die GfG möchte ein Soforthilfeprogramm, beispielsweise in Form von beschleunigtem Modul-Wohnungsbau. Hier müsse noch kräftiger investiert werden.

Herbert Patig vertritt die Bürgerinitiative Pfaffenhofen gegen die dritte Startbahn am Flughafen München und setzte sich dafür ein, dass die Stadt einer Schutzgemeinschaft beitritt, um sich rechtlichen Beistand zu sichern und mit anderen Kommunen solidarisch zu zeigen. Zwar ist der Stadtrat dieser Forderung nicht nachgekommen, aber immerhin habe es bei diesem Punkt Stimmengleichheit und die Zustimmung aller drei Bürgermeister gegeben, meint Patig.

Es zeichnet die Wählergruppe aus, dass sie ein Zusammenschluss von Menschen sind, die sich vielen verschiedenen Projekten verschrieben haben, die ihren Konsens im Gemeinwohl finden. Um beim Thema Gemeinwohl-Ökonomie mehr zu erreichen, will sich die GfG in Zukunft gemeinsam mit der ÖDP, den Grünen und dem bayerischen Gemeinwohlverein an einen Tisch setzen.

Bernd Duschner ist für die Friedensbewegung aktiv und betreut die Städtepartnerschaft mit der serbischen Stadt Valjevo. Er spricht Mayer erneut seine Unterstützung zu. "Ich finde, er greift die richtigen Themen an: Friede, Integration, Ökologie..."

Dieser betont seine Stellvertreterrolle: "Das ist nicht meine Agenda, sondern unsere." Für die GfG wünscht er sich noch mehr Zuwachs, besonders Jungwähler und Frauen. Anders als im Stadtrat herrsche auf ihrer Liste immerhin schon fast Parität zwischen den Geschlechtern.

Mayer sagt: "Dass wir diesen Posten bekommen haben, war nicht selbstverständlich." Pfaffenhofen habe einen konstruktiven Stadtrat, hier werde nach Sache und nicht nach parteilicher Rollenverteilung entschieden. Nun, da die politischen Konstellationen im Stadtrat unsicherer werden, eine Partei wie die AfD womöglich Teil des Stadtrats wird, frage er sich: "Ist es jetzt nicht sogar wichtiger anzutreten als damals?"
 

Laura Csapó