Spalt
Grünes Gold und "German Stammtisch"

Gemischte Gefühle bei Hopfenpflanzern – Weltgrößter Braukonzern verlängert auslaufende Verträge nicht

28.09.2012 | Stand 03.12.2020, 1:01 Uhr

Auf bessere Zeiten stoßen die beiden Geschäftsführer der Hopfenverwertungsgenossenschaft Spalt, Hans Zeiner und Frank Braun, mit Referent Peter Hintermeier, Hopfenkönigin Karin Heckl, Werner Wolf (Geschäftsführer) und Georg Zeiner (Vorsitzender) vom hiesigen Hopfenpflanzerverband sowie Spalts Bürgermeister Udo Weingart und dem obersten deutschen Hopfenwirtschafter Heinz-Jürgen Cooberg aus Weißenburg an (von links). - Foto: Leykamm

Spalt (HK) Schlechte Ernten, Konkurrenz aus den USA und die Herausforderungen des Klimawandels machen jenen Landwirten im Landkreis das Leben schwer, die sich den grünen Dolden verschrieben haben. Trotzdem sind die wirtschaftlichen Aussichten für die Bauern derzeit gar nicht so schlecht.

Warum das so ist, war an der Jahresversammlung des Hopfenpflanzerverbandes Spalt zu hören. Den blanken Zahlen nach, die dort Peter Hintermeier per Beamer an die Wand warf, geht es jedenfalls bergab. Wurde in Spalt im Jahr 2006 noch auf 388 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche Hopfen angebaut, so verringerte sich diese auf derzeit 348 Hektar, wie das Mitglied der Geschäftsleitung eines Hopfenhandelsunternehmens vor Augen führte.

Trotzdem hoffte man in den vergangenen Wochen, beim Ertrag mit jenem Referenzjahr gleichziehen zu können. Damals wurden 527 Tonnen im Spalter Anbaugebiet geerntet. Doch dieses Ziel wurde klar verfehlt: Mit heuer nicht einmal 500 Tonnen blieb die Ernte weit hinter den Erwartungen zurück. International betrachtet zeigt aber der Trend in die gleiche Richtung. In Tschechien etwa habe es sogar „katastrophale Erträge“ gegeben, in Slowenien sei „ein kompletter Absturz“ erfolgt. Auch die Anbaufläche geht weltweit zurück. Im Vergleich zu 2006 hat sie sich um fünf Prozent auf knapp 47000 Hektar verringert.

Nach 2006 zeigte die Tendenz übrigens erst einmal nach oben. Denn der Tiefstand in jenem Jahr hatte damals ein weltweites Defizit an dem grünen Gold ausgelöst, was dann die Hopfenwirtschaft freilich wieder ankurbelte. Dementsprechend könnte sich die Lage nach 2012 auch wieder für die Spalter Pflanzer bessern. So sahen es auch die beiden Geschäftsführer der Hopfenverwertungsgenossenschaft Spalt: „Es geht schön langsam wieder bergauf“, sagte Hans Zeiner.

Und Frank Braun ergänzte: „Da sehe ich wieder etwas funktionieren“. Den Spalter Hopfenmarkt nämlich, der vor allem auf Aromahopfen setzt. Und der hat einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem Bitterhopfen: Der nämlich füllt derzeit noch die Lager der Brauereien. Was auch der Grund ist, dass trotz schlechter Ernten die Nachfrage nicht steigt. In Sachen Aromahopfen aber sind die Lagerbestände wesentlich niedriger. Deshalb „ist die Situation gar nicht so schlecht“, betonte Braun.

Allerdings haben in letzter Zeit auch die USA verstärkt die Aromasorten für sich entdeckt – ein vermeintlich übermächtiger Marktkonkurrent für die Spalter. Doch auch hier verschärft sich die Lage nur scheinbar. Denn es sind in Amerika völlig andere Aromasorten als jene, die in Deutschland angebaut werden. In Übersee experimentiert man nämlich laut Braun mit Beeren- und Zitrusaromen. „Das wird von unseren Biertrinkern schlicht abgelehnt“, so Braun. Nur in den USA selbst liegen solche Geschmacksnoten im Trend zum „Craft beer“, das dort den Binnenmarkt erobert. Deutsche Hopfenqualität stehe in Amerika parallel aber weiterhin hoch im Kurs, so Braun. Man wisse dort eben um die „German Stamm-tisch People“, die ihr Geld buchstäblich in die Wirtschaft tragen und selbige damit ankurbeln.

Aroma heißt also das Zauberwort auf beiden Seiten des Teichs, auch wenn man darunter jeweils etwas anderes versteht. Anders sieht die Lage beim Bitterhopfen aus, der nach wie vor überschüssig auf der Welt vorhanden ist. „Hier muss der Weg der Flächenreduktion weiter gegangen werden“, betonte Heinz-Jürgen Cooberg. Am Ziel angelangt, „werden wir dann wieder mit fröhlichen Gesichtern hier sitzen“, mutmaßte der in Weißenburg wohnende erste Vorsitzende des deutschen Hopfenwirtschaftsverbandes. In diesem Fall wiederum leisten die USA Schützenhilfe, da sie die Anbauflächen für Bitterhopfen bereits kräftig roden – um Platz für den Aromahopfen zu erhalten.

Die Rolle des Stimmungsverderbers musste in Spalt der sympathische Willy Buholzer spielen. Denn er kündigte an, dass sein Unternehmen in Sachen Hopfeneinkauf in Spalt nach dem Auslaufen der aktuellen Verträge erst einmal „eine Pause von zwei bis drei Jahren einlegen wird.“ Worte, die den Pflanzern auf den Magen schlugen, denn Buholzer ist Chefeinkäufer in Europa für Anheuser-Bush InBev, dem weltweit größten Brauereikonzern. „Aber auch ohne uns ist mir aber um Spalt nicht bange“, so Buholzer im Blick auf den Aromahopfen.