Allersberg
Grüne bekräftigen Amazon-Ablehnung

Allersberger Fraktion bekommt Unterstützung aus der Landtagsfraktion und dem Kreisverband

30.04.2021 | Stand 03.05.2021, 3:33 Uhr
In der Nähe der A 9 und des Regionalbahnhofs sollen die Gewerbegebiete West II und vor allem West I (Sondergebiet Logistik) entstehen. Seit Bekanntwerden erste Pläne laufen Grüne und Umweltverbände gegen eine mögliche Ansiedlung von Amazon Sturm. −Foto: Beringer

Allersberg - Die Allersberger Grünen-Fraktion stand einer möglichen Ansiedlung von Amazon von Anfang an kritisch gegenüber. Kurz vor der Entscheidung über den Verkauf der gewerblichen Flächen bei Altenfelden bekräftigen die Mitglieder noch einmal ihre Position und weisen auf die möglichen negativen Folgen für die Gemeinde hin.

Am 19. März endete die Ausschreibungsfrist für die geplanten Allersberger Gewerbegebiete westlich der Autobahn. Das Kommunalunternehmen (KU) wertet derzeit die Bewerbungen aus und wird dem Marktgemeinderat vermutlich in Kürze einen Empfehlungsbeschluss unterbreiten. Auch wenn bisher nichts entschieden ist, so sind aus Sicht der Grünen die Präferenzen vor Ort klar: Sowohl die Gemeindeverwaltung als auch die Fraktionen von ABF und FW haben mehrfach deutlich gemacht, dass sie einem Verkauf an den Immobilienentwickler P3 Logistic Parks und einer Ansiedlung von Amazon positiv gegenüberstehen.

Die Grünen lehnen diese Variante ab und nennen dafür mehrere Gründe. "Entscheidend sind für uns die möglichen langfristigen Folgen für Allersberg", sagt Tanja Josche. "Was uns erwarten kann, sehen wir an anderen Amazon-Standorten. Dort zahlt Amazon in Relation zur verbrauchten Fläche in der Regel nur sehr wenig Gewerbesteuer. Die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter sind katastrophal. Und durch das hohe Verkehrsaufkommen entstehen neue Probleme." Deshalb sollte das KU bei der Bewerberauswahl genau hinsehen. "Es gibt Alternativen zu Amazon, die bei ähnlichen Einnahmen aus dem Grundstücksverkauf langfristig mehr Vorteile bringen."

Georg Decker sorgt sich vor allem um die Finanzsituation: "Das Landratsamt mahnt, dass wir angesichts unserer Verschuldung dringend Maßnahmen ergreifen müssen, um unsere kontinuierlichen Einnahmen zu steigern. Dabei spricht die Rechtsaufsicht konkret die Realsteuern an. Warum sollten wir auf ein Unternehmen setzen, bei dem von vornherein klar ist, dass relativ wenig an Gewerbesteuer zu erwarten ist?" Natürlich könne man auch bei anderen Unternehmen die Höhe der Gewerbesteuer nicht vorhersagen, räumt er ein. Aber zumindest ließe sich das wirtschaftliche Risiko erheblich reduzieren, wenn man nicht auf einen Großkonzern setzt, der global als Steuervermeider bekannt ist, sondern statt­dessen auf mehrere unterschiedliche Betriebe.

Unterstützung erhalten die Allersberger bei ihrem Appell von den mittelfränkischen Landtagsabgeordneten Barbara Fuchs und Sabine Weigand: "Jetzt gilt es, in Allersberg die richtigen Weichenstellungen für eine zukunftsfähige Gewerbeentwicklung der Gemeinde zu stellen. Riesige Logistikhallen von internationalen Steuervermeidern können dabei weder aus ökologischer noch ökonomischer Sicht einen nach­haltigen Beitrag leisten", betont die wirtschaftspolitische Sprecherin der Grünen Landtagsfraktion Barbara Fuchs. "Allersberg hat Besseres verdient als Amazon - mittelständische Unternehmen, die hier bei uns ihre Steuern zahlen und gute Arbeitsplätze bieten," ergänzt Sabine Weigand.

Auch im Kreisverband sieht man eine mögliche Entscheidung für Amazon kritisch: "Der örtliche Einzelhandel droht teilweise an der Corona-Pandemie zugrunde zu gehen - und Amazon sahnt ab. Steuergelder, mit denen unsere Krankenhäuser und Pflegeheime finanziert werden können, sind jedoch von Amazon nicht zu erwarten. Gebt ehrbaren Unternehmen in Allersberg eine Chance", appelliert die Kreissprecherin Ursula Burkhardt.

HK