Ingolstadt (DK) Rund 250 Beamte des Zolls von zwölf verschiedenen Hauptzollämtern haben in den vergangenen Tagen im Auftrag der Staatsanwaltschaft München II bei Festnahme- und Durchsuchungsmaßnahmen in vier Bundesländern insgesamt 35 Objekte durchsucht - schwerpunktmäßig in Ingolstadt.
Die Maßnahmen richteten sich gegen 15 Beschuldigte, die in organisierter Form Schwarzarbeit im Tiefbaugewerbe betrieben haben sollen, wie das Hauptzollamt Augsburg mitteilt. Der Schwerpunkt der Maßnahmen lag in Ingolstadt, so die Mitteilung der Beamten. Einer der mutmaßlichen Drahtzieher des Schwarzarbeiter-Netzwerkes konnte in den frühen Morgenstunden des Dienstags durch eine Spezialeinheit des Zollkriminalamts (ZUZ) festgenommen werden.
Der 53-jährige Deutsche saß bereits auf gepackten Koffern und Kartons und wollte Anfang Oktober mit seiner Ehefrau auf unbestimmte Zeit in sein Geburtsland, die Türkei, ausreisen. Gegen den offiziellen Geschäftsführer einer weiteren Firma, einen 54-jährigen Griechen, lag ebenfalls bereits ein Haftbefehl des Amtsgerichtes München vor. Zwei weitere Beschuldigte, ein 37-jähriger Grieche sowie ein 59-jähriger Deutscher mit griechischen Wurzeln, lieferten laut Polizei erst durch ihr Verhalten am Einsatztag einen Haftgrund. Diese versuchten maßgebliche Zeugen zu beeinflussen. Deshalb wurden auch gegen sie Haftbefehle beim Amtsgericht München erwirkt und umgehend im Stadtgebiet von Ingolstadt vollzogen.
Im Zentrum der Ermittlungen steht eine Tätergruppierung, die sich zusammengeschlossen hat, um ein Firmengeflecht aufzubauen, in dem gezielt der Einsatz von Arbeitskräften verschleiert wird und Sozialversicherungsabgaben in erheblichem Umfang verkürzt werden. Hinzu kommen gekaufte Abdeckrechnungen, mit Hilfe derer durch sogenannte Kick-Back-Geschäfte Schwarzgeld für Schwarzlohnzahlungen und verdeckte Gewinnentnahmen generiert wird, wie das Hauptzollamt Augsburg mitteilt. In den letzten sechs Jahren sollen den Sozialkassen Sozialversicherungsbeiträge in Millionenhöhe vorenthalten worden sein.
Bei den Durchsuchungen stellten die Beamten umfangreiche Beweismittel sicher, darunter auch Computer und Mobiltelefone, die noch durch Spezialkräfte des Zolls für IT-Forensik ausgewertet werden müssen. Zudem wurden Schreckschusswaffen, Springmesser und in zwei Objekten Betäubungsmittel sichergestellt. Bei dem Einsatz erschnüffelte ein Bargeldspürhund 26.675 Euro Bargeld. Ein Firmenkonto wurde mit einer Pfändung belegt. Die vier festgenommen Täter befinden sich derzeit in Untersuchungshaft. Die Ermittlungen dauern bis auf weiteres an.
Zu den Kommentaren