Ingolstadt
Großer Aufwand, kleine Wirkung

Die Automobilhersteller bringen es bei den Innovationen auf einen Rekordwert – Aber der Nutzen wird geringer

05.05.2014 | Stand 02.12.2020, 22:44 Uhr

Hightech-Cockpit der Mercedes-S-Klasse: Zunehmend feiern technische Neuheiten auch in niedrigeren Klassen Premiere - Foto: Mercedes

Ingolstadt (DK) Die Automobilindustrie ist innovativ wie nie. Vor allem die deutschen Autobauer brachten im vergangenen Jahr eine Rekordzahl an technischen Neuheiten hervor. Das ergab eine Studie des Center of Automotive Management (CAM) mit Sitz in Bergisch Gladbach. 53 Marken von 18 globalen Automobilkonzernen nahmen die Forscher dabei unter die Lupe.

Von den 1010 ermittelten Innovationen entfallen demnach allein 41 Prozent auf die deutschen Konzerne BMW, Daimler und Volkswagen. Ein deutlicher Anstieg: 2008 stammten nur 28 Prozent aus Deutschland. Die japanischen Hersteller kommen bei der Studie auf 22 Prozent, die US-Amerikaner auf 15 Prozent der Innovationen.
 
Allerdings zeigt die Studie auch die Kehrseite auf: Der qualitative Höhepunkt vieler Neuerungen sei bereits überschritten, und der Nutzen für den Kunden werde immer geringer, heißt es in dem Papier. Ein Beispiel, das die Forscher aufzählen, ist die Effizienzsteigerung von Verbrennungsmotoren. Zwar sei der Verbrauch im Mittel im Jahr 2013 immer noch um stolze 15,6 Prozent reduziert worden, aber im Vergleich zu den Vorjahren sei der Wert rückläufig – 2012 waren es noch 17,7 Prozent. Im Klartext: Die Hersteller müssen immer mehr investieren, um kleine Fortschritte beim Verbrauch zu machen.

Die Effizienzgewinne von Hybridantrieben stiegen dagegen im Mittel um 21,4 Prozent. Studienleiter Stefan Bratzel sieht darin große Chancen, dass sich alternative Antriebe durchsetzen, denn dort seien „erhebliche Verbesserungen der Kosten- und Energieeffizienz zu erwarten“. Für die Autoindustrie bedeutet das einen teuren technologischen Spagat, denn Verbrennungsmotoren werden noch viele Jahre das gängige Antriebskonzept bleiben, trotzdem müssen sich die Hersteller um die Entwicklung von Hybrid- und Elektroautos kümmern – und auch Themen wie die Brennstoffzelle müssen weiter verfolgt werden.

Vor allem durch die Plattform- und Baukasten-Strategien der Hersteller werden Innovationen immer schneller auf weitere Modelle und Segmente übertragen. Zudem hat sich auch die Taktik bei der Einführung von Neuerungen stark gewandelt: War es vor einigen Jahren noch üblich, technische Neuheiten im größten Oberklassemodell vorzustellen, so erschienen 2013 bereits 27 Prozent der Weltneuheiten in den Segmenten Kleinstwagen, Kleinwagen und Untere Mittelklasse. Kommentar Seite 2