Roth
Große Sprünge für den fußlahmen Tiger

20.05.2010 | Stand 03.12.2020, 4:00 Uhr

Ministerialdirektorin Alice Greyer-Wieninger zählt den Tiger zu den modernsten Waffensystemen der Bundeswehr.

Roth (HK) Die Grundmauern des knapp 21,7 Millionen Euro teuren Instandsetzungsgebäudes für den Kampfhubschrauber Tiger, der 2012 in der Rother Otto-Lilienthal-Kaserne stationiert wird, stehen. Gestern ist das Richtfest gefeiert worden.

Als "weiteren Meilenstein des Großprojektes "Stationierung des Kampfhubschraubers auf dem Heeresflugplatz Roth", bezeichnet Franz Poidinger vom Staatlichen Bauamt Nürnberg das neue Instandsetzungsgebäude. Bereits 2005 beauftragte das Bundesministerium der Verteidigung das Bauamt mit den für die Stationierung notwendigen Gebäuden. Dazu gehören unter anderem die zwei riesigen Flugzeughallen und ein modernes Simulatorgebäude, in dem die Piloten ausgebildet werden sollen. Insgesamt werden damit bis zum Abschluss der Arbeiten im Jahr 2014 rund 173 Millionen Euro in den Standort Roth fließen. "Damit wird Roth einer der größten Militärstandorte in Deutschland", betont der bayerische Innenminister Joachim Hermann in seiner Festansprache.

 
Während die zwei Flugzeughallen und das Simulatorgebäude schon stehen, wächst nach dem Abbruch von zwei alten Hallen "als weiteres dominantes Gebäude in der Kaserne das Instandsetzungsgebäude für den Tiger kontinuierlich heran", sagt Poidinger. "Zukünftig wird die Bundeswehr dadurch ihre Arbeitsabläufe bei der Instandsetzung des neuen Fluggeräts noch effizienter gestalten können als bislang."

Rund 167 Meter ist die Dockhalle mit 8 Stellplätzen für den Tiger sowie 5 Stellplätzen für die am Standort Roth verbleibenden Panzerabwehrhubschrauber BO 105 lang. Fünf Werkstattbereiche für die Instandsetzung schließen sich kammartig an die Hallen an.

Im Inneren finden unter anderem ein Reinraum für die Instandsetzung der Visiereinrichtungen des Hubschraubers sowie eine Lackierkabine Platz, in der die gesamte Hubschrauberzelle unterkommen kann. Daneben wird es zahlreiche Büro- und Besprechungsräume, Räume für die Einsatzsteuerung sowie Sanitärbereiche und Lagerräume geben.

Wann das neue Gebäude allerdings mit Leben erfüllt wird, blieb auch beim Richtfest im Dunkeln. War ursprünglich geplant, dass die ersten der insgesamt 32 Kampfhubschrauber bereit 2008 in Roth einziehen sollen, spricht Alice Greyer-Wieninger, Ministerialdirektorin des Verteidigungsministeriums, jetzt davon, dass das "Waffensystem nicht vor dem Jahr 2014 kommt". Bernd Frank, der stellvertretende Kommandeur des Kampfhubschrauberregiments 26 Franken übt sich derweil in Geduld und Hoffnung: "Das Richtfest zeigt den Soldaten des Kampfhubschrauberregiments, dass der Tiger in greifbare Nähe rückt".

Immerhin zählt Alice Greyer- Wieninger den Kampfhubschrauber zu den "modernsten Hubschraubern der Welt". Durch die Bedrohungslage in Afghanistan sei die Bundeswehr gefordert, "die Gefahr für Leib und Leben" der Soldaten durch moderne Waffensysteme zu vermindern. "Das in Roth stationierte Kampfhubschrauberregiment 26 soll eines dieser Waffensysteme, den Unterstützungshubschrauber Tiger, erhalten."

Wenige Tage zuvor stellte Verteidigungsstaatssekretär Christian Schmidt jedoch klar, dass der Tiger "nicht in Afghanistan zum Einsatz kommt". Nach Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg würden in diesem Krisengebiet US-Kampfhubschrauber eingesetzt, weil man sich für ein Modell entscheide "das wettbewerbsfähig aber auch am schnellsten zu haben ist".