Beilngries (DK) Kleines Instrument ganz groß: Die Mundharmonika ist diesmal im Mittelpunkt der Monatsveranstaltung des Kulturhistorischen Vereins Beilngries-Kinding gestanden. In den Räumen des Spielzeugmuseums informierten Hans Fanderl und Bernhard Grünbeck nicht nur über die Geschichte des "Klaviers des kleinen Mannes", sondern gaben auch gemeinsam mit Michael Grünbeck einige Kostproben ihres Könnens.
Umrahmt wurde die Einführung in die Wissenschaft der Mundharmonika von einer Sonderausstellung in den Räumen des Beilngrieser Museums. In verschiedenen Vitrinen konnten die Besucher Exponate aus den vergangenen 100 Jahren bewundern. Darunter befanden sich auch absolute Raritäten.
Ob aus Ingolstadt, Freystadt, oder Neumarkt - die Interessenten waren gekommen, um mehr über ihr Hosentascheninstrument zu erfahren. Aus Schmidmühlen war Fritz Lindner angereist. "Ich habe mir die ersten Ratschläge über das Internet geholt. Meine Richtung ist eher der Blues", bekannte der Hobbyspieler. Zum größten Teil hatten die Besucher ihre Mundharmonikas gleich selbst mitgebracht, wie auch die zehnjährige Lisa aus Möning. "Die Mundharmonika liegt schon länger bei uns rum. Heute möchte ich mich erst mal allgemein darüber informieren und später das Spielen darauf lernen."
Fanderl ging zunächst auf die Geschichte des kleinen, handlichen und in einer großen Vielfalt erhältlichen Musikinstruments ein. Er hat sich das Spielen selbst beigebracht: "Es gibt ja heute kaum Mundharmonikalehrer. Da müsste man schon die Privatakademie in Trossingen besuchen - und das macht fast keiner." Fanderl spielt nicht nach Noten, sondern nach Gehör. "Mit dem Lernen nach Noten wäre ich ja monatelang beschäftigt gewesen. Das konnte ich mir nicht leisten, denn schließlich bin ich ja Hobbymusiker", so der Beilngrieser mit einem kleinen Schmunzeln. Laut Fanderl würden viele meinen, das Instrument sei ein Abfallprodukt der Harmonika. "Dem ist nicht so - die Mundharmonika entstand etwa gleichzeitig, eher noch früher", wusste der Hobbymusikant zu berichten. "Anno 1830 hat sich ein Instrumentenbauer für Saiteninstrumente ein Stimmgerät gebastelt. Und daraus entwickelte sich die erste Mundharmonika", erläuterte Fanderl. Später wurden die Geräte immer größer und bekamen einen Deckel. Um 1900 erlebte das kleine Instrument seine größte Zeit. Mundharmonikas wurden in Millionenstückzahl gebaut und fanden vor allem in Amerika riesigen Absatz.
Nach diesen Erläuterungen ging der Hobbymusiker des bekannten Altmühltaler Mundharmonikatrios auf einige Instrumente näher ein. Er nannte auch den Unterschied zwischen einer diatonischen und einer chromatische Mundharmonika. Letztere wird zumeist - wie andere Blasinstrumente - eintönig gespielt. Einige chromatische Mundharmonikas ermöglichen auch das Spiel ohne Schieber. Dazu tragen sie zwei Tonreihen übereinander, die um genau einen Halbton verschieden voneinander sind. Anders als bei der chromatischen Mundharmonika sind auf der diatonischen ausschließlich solche Stimmzungen vorhanden, die leitereigene Töne der Tonart erzeugen, in der die Mundharmonika gestimmt ist.
Das war natürlich für die vierjährige Emma aus Oberndorf etwas zu hoch. Trotzdem drückte sie ihre Kindermundharmonika fest an den Mund und entlockte ihr so manchen, doch recht harmonisch klingenden Ton. "Ich glaube, dass ich es schon ganz gut kann", gab sich die Kleine sehr selbstbewusst.
Laut Fanderl muss man "mindestens 30 Euro ausgeben", um ein gutes Musikinstrument zu bekommen. "Jede zweite der billigen Mundharmonikas ist nicht gestimmt. Da verdirbt man sich nur die Ohren. Je teurer das Instrument ist, desto leichter lässt es sich spielen. Je hochwertiger es ist, desto mehr Spaß hat man beim Üben - und für den Zuhörer ist es ebenfalls angenehmer." In der Öffentlichkeit sollte laut Fanderl nur der spielen, der es auch gut kann. "Sonst ist der Ruf der Mundharmonika schnell kaputt. Ein Musiker, der ständig falsch spielt, hört dies selbst nicht mehr. Aber für die Zuhörer klingt das schrecklich und sie bekommen eine Gänsehaut", meinte Fanderl. Das Wichtigste sei für jeden Musiker, dass er die Töne sauber treffe.
Zum Abschluss durfte natürlich noch jeder Teilnehmer eine Melodie auf seinem Instrument zum Besten geben oder zumindest den ein oder anderen Ton anspielen. "Mir ist jetzt einfach die Zungenlänge ausgegangen", meinte ein Hobbymusiker, als er plötzlich abbrach. Zum Schluss der Veranstaltung gab Fanderl den Besuchern noch einen Ratschlag mit auf den Nachhauseweg: "Üben, üben und nochmals üben - und auch die ein oder andere Kritik vertragen, das ist das Wichtigste."
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