Pfaffenhofen - Ehemann, Vater, stolzer Opa - Willy Hailer ist ein Familienmensch. Und wenn es anderen Familien nicht gut geht, wenn gar Kinder darunter leiden müssen, dass ihre Eltern in finanzielle Probleme geraten sind, dann treibt das den 71-jährigen Pfaffenhofener um. Seit vielen Jahren ist das so und seit über drei Jahrzehnten sorgt Willy Hailer aktiv dafür, dass Landkreisbürger, mit denen es das Schicksal gerade nicht gut meint, wieder Hoffnung schöpfen können. Für sein großes ehrenamtliches Engagement wurde der "Gründervater" und langjährige Vorsitzende des Pfaffenhofener Vereins Familien in Not jetzt mit einer hohen Auszeichnung bedacht: Im Auftrag von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier überreichte ihm Landrat Albert Gürtner am Donnerstag die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.
"Willy Hailer hat durch seinen ehrenamtlichen Einsatz Großartiges für seine Mitmenschen geleistet. Ich zolle ihm dafür großen Respekt und höchste Anerkennung. Er ist ein würdiger Träger der Bundesverdienstmedaille", so der Landrat. Gürtner bezeichnete Hailer als "vorbildlichen und sehr sozial orientierten Menschen", der sich seit mehr als 30 Jahren uneigennützig und mit viel Organisationstalent für das Wohl seiner Mitmenschen einsetze. "Ein Verein wie Familien in Not Pfaffenhofen ist in der heutigen Zeit unverzichtbar und eine Stütze der Gesellschaft", so der Landrat.
Gürtner erinnerte in seiner Laudatio an die Anfangszeiten von Familien in Not: Willy Hailer, der viele Jahre in leitender Funktion in der Redaktion des Pfaffenhofener Kurier tätig war, sei im Dezember 1989 mit dem tragischen Schicksal einer Vohburger Familie konfrontiert worden: Der Vater starb bei einem Verkehrsunfall, die Frau des Unfallopfers litt an einer schweren Krankheit und das neue Einfamilienhaus, das sie mit den beiden Kleinkindern beziehen wollten, war erst halb fertig. Mit einer groß angelegten Spendenkampagne des Pfaffenhofener Kurier, die von Hailer initiiert wurde, konnte die Zukunft der Familie gesichert werden. Da weit mehr Spendengelder eingingen als zur Linderung des akuten Notfalls benötigt wurde, gründete sich auf die Initiative von Hailer hin im Oktober 1990 der Verein Familien in Not Pfaffenhofen. Von Anfang an war Hailer Motor und wichtige Triebfeder des Hilfsfonds und übernahm verschiedene Funktionen im Vorstand. Von 2002 bis 2008 und ab 2014 stand er als Vorsitzender an der Spitze des Vereins, bis er im Sommer 2020 das Amt an seinen Nachfolger Helmut Stanglmayr übergab.
Jahr für Jahr bat Hailer zusammen mit der Redaktion des Pfaffenhofener Kurier und dem DONAUKURIER im Rahmen der Aktion "Vorweihnacht der guten Herzen" die Landkreisbürger um Spenden für Familien in Not. Und bei der eben erst beendeten aktuellen Aktion konnte - ausgerechnet im Coronajahr - mit über 185000 Euro ein neuer, nie erwarteter Spendenrekord eingefahren werden. Insgesamt konnte der Verein im Lauf der Jahre dank der großzügigen Unterstützung durch die Landkreisbürger rund 2,5 Millionen Euro an Hilfsgeldern ausschütten.
"Mit dem Geld wurde und wird nach wie vor vielen Menschen geholfen, die in eine besondere Notlage geraten sind", erklärte Landrat Gürtner bei der Übergabe der Verdienstmedaille, die wegen der Corona-Regelungen im kleinsten Kreis stattfinden musste. Ein Teil der Spenden fließe immer wieder auch an andere karitative Organisationen im Landkreis, wie etwa an den Verein "Hilfe für das behinderte Kind" oder an die Caritas, um deren Angebote und Hilfsprojekte mitzufinanzieren.
Schriftliche Glückwünsche zu seiner hohen Auszeichnung erhielt Hailer auch vom bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, der dem Bundespräsidenten den Vorschlag für die Ehrung unterbreitet hatte. Hailer habe mit der Gründung von Familien in Not einen bedeutenden Beitrag zum Wohl der Allgemeinheit geleistet, schrieb Söder.
Auch wenn die Auszeichnung ihm persönlich gewidmet sei, sehe er sie in erster Linie als Anerkennung für den Verein Familien in Not, sagte Hailer bei dem Festakt. "Die Verdienstmedaille würdigt das Engagement aller Frauen und Männer, die in den vergangenen 30 Jahren als aktive Vereinsmitglieder, aber auch als Organisatoren von Benefizveranstaltungen oder als Sponsoren und Spender bei der PK-Aktion Vorweihnacht der guten Herzen die Arbeit des Vereins unterstützt haben und so maßgeblich an dieser Erfolgsgeschichte der Nächstenliebe beteiligt waren", so Hailer. Die Ehrung werde für alle, die im Verein mitarbeiten, Ansporn sein, ihr Engagement für hilfsbedürftige Menschen im Landkreis mit vollem Einsatz fortzusetzen. Hailer dankte bei seiner Ansprache allen Mitstreitern, besonders dem Vorstands-Team, den noch aktiven Gründungsmitgliedern Herbert Lorenz und Sieghard Pichl sowie der engagierten Vereinssekretärin Jutta Schmidl. Bei seiner Verabschiedung als Vereinsvorsitzender sei ihm attestiert worden, 30 Jahre lang der "Motor" des Hilfsfonds gewesen zu sein, sagte Hailer: "Auch der beste Motor wäre aber wirkungslos, wenn nicht viele Räder ineinander greifen würden, um ihn am Laufen zu halten." Und in diesem Zusammenhang gelte ein besonderer Dank dem stellvertretenden Vereinsvorsitzenden Hermann Heubeck, der aufgrund seines langjährigen und vielfältigen sozialen Engagements bei einer Reihe von karitativen Organisationen ebenfalls eine Auszeichnung verdient hätte, so Hailer. Dass Heubeck seit 14 Jahren bei Familien in Not aktiv ist und mit seinem unermüdlichen Elan nun auch dem neuen Vorsitzenden zur Seite stehe, bezeichnete Hailer als "Glücksfall für mich und den Verein". Dankesworte richtete Hailer auch an die Lokalzeitung, die Pfaffenhofener Verlegerfamilie Ludwig und den DONAUKURIER. Denn nur durch die Unterstützung der Zeitung sei es in den vergangenen 30 Jahren möglich gewesen, im Rahmen der Spendenaktion Vorweihnacht der guten Herzen die finanziellen Mittel einzusammeln, um unzähligen Menschen in existenziellen Notlagen schnell und unbürokratisch helfen zu können.
Abschließend dankte Hailer seiner Frau Herta für ihre Unterstützung und ihre Geduld. Sie habe oft zurückstehen müssen, wenn er am Wochenende oder nach Feierabend noch für Familien in Not unterwegs gewesen sei. Nachdem er jetzt sein Amt als Vereinsvorsitzender abgegeben habe, stehe er aber für alle Aufträge und Anliegen zur Verfügung, versicherte Hailer seiner Frau und wagte sich bei seinen Schlussworten auf dünnes Eis: Selbst sein Versprechen, den Keller auszumisten, werde er noch einlösen...
PK
Robert Schmidl
Zu den Kommentaren