Thalmässing
Goldener Mittelweg wird teuer

Sanierung der Kläranlage Eysölden wird auf 1,95 Millionen Euro geschätzt – Maßnahme beginnt im Frühjahr 2016

10.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:12 Uhr

Die Reinigungsleistung der Eysöldener Kläranlage ist zwar noch relativ gut, ihr baulicher Zustand jedoch nicht. Ab Frühjahr 2016 wird die Anlage für knapp 2 Millionen Euro saniert - Foto: Karch

Thalmässing (HK) Der Marktrat hat sich in seiner Sitzung bei der Sanierung der Kläranlage Eysölden für den goldenen Mittelweg entschieden – doch auch der wird teuer.

1,95 Millionen Euro setzt das Ingenieurbüro dafür an und damit fast doppelt so viel wie in einer Studie 2009 errechnet worden war. „Die Reinigungsleistung ist relativ gut, der bauliche Zustand schlecht“, fasste Tosca Zech vom Ingenieurbüro Resch den Zustand der Kläranlage Eysölden zusammen. Die muss im Zuge der Kanalbaumaßnahme mit dem Anschluss von Tiefenbach und Steindl erneuert werden. Neue gesetzliche Vorgaben für die Ableitung des Abwassers aus der Kläranlage in den Vorfluter erforderten zudem zusätzliche Maßnahmen zur Drosselung des Abflusses. Die wären auch notwendig geworden, so Zech auf Nachfrage von Michael Kreichauf (CSU), wenn Steindl und Tiefenbach nicht angeschlossen würden. Hohe Kosten verursacht in der Eysöldener Kläranlage derzeit auch die Räumung der unbefestigten Klärteiche vom Schlamm. Pro Aktion fallen dafür 25 000 Euro an. Da Klärschlamm und Grobstoffe vermischt seien, sei es fraglich, ob dieser Schlamm in Zukunft noch landwirtschaftlich verwertet werden dürfte.

Die Ingenieurin stellte drei Varianten zur Sanierung der Anlage vor, wobei die Variante 3, eine Belebungsanlage mit brutto 2,6 Millionen Euro Baukosten und hohen Betriebskosten, von Anfang an aus dem Rennen war. Variante 1 und 2 unterscheiden sich unter anderem dadurch, dass bei Variante 2 ein Regenüberlaufbecken der Anlage vorgeschaltet ist. Das nimmt das Abwasser auch bei großem Regen auf und speichert es, während es bei der Variante 1 samt Schmutzstoffen am Rechen vorbeilaufen würde. Und das könnte wegen der neuen gesetzlichen Vorgaben, die die Eysöldener Anlage von der Anforderungsklasse 2 in die Klasse 3 gruppiert haben, problematisch werden. Aus dieser Anlage darf jetzt nämlich weniger Abwasser mit Schmutzstoffen in den Vorfluter fließen.

Ein weiterer Vorteil der Variante 2: Der Klärschlamm lässt sich besser aus dem zum Becken umgestalteten Klärteich räumen. Als Plus nannte Tosca Zech auch niedrigere Betriebskosten und vor allem die Sicherheit, dass man bei dieser Variante bei einer weiteren Verschärfung der gesetzlichen Vorgaben besser gewappnet ist. Variante 2 kostet allerdings brutto 1,95 Millionen Euro und damit rund 20 Prozent mehr als die mit 1,6 Millionen Euro angesetzte Variante 1. Während Variante 1 mit den niedrigsten Baukosten punkten kann, hat die vom Ingenieurbüro empfohlene Variante 2 bei der Betriebssicherheit, der Schlammbehandlung und -räumung sowie den Betriebskosten die Nase vorn.

„Die Variante 2 ist technisch besser“, pflichtete Michael Kreichauf der Ingenieurin bei. „Doch über die Summen muss man schon reden.“ Schließlich müssten die Mitglieder des Marktrats den Bürgern auch erklären, warum eine rund 400 000 Euro teurere Variante gewählt werde. Heinz Müller (CSU) erinnerte sich noch an die in der Studie genannten Kosten von netto 925 000 Euro. Die haben sich laut Zech so erhöht, weil die Preise um 10 bis 15 Prozent gestiegen sind, eine Mischwasserbehandlung, eine Denitrifikation und eine Phosphorelimination verlangt werden. Wegen des schwierigen Baugrunds kommen noch einmal 40 000 Euro dazu. Ob es dann nicht günstiger gewesen wäre, das Abwasser in die Kläranlage Steindl zu pumpen, wollte Müller wissen. „Auf keinen Fall“, lautete die klare Antwort der Expertin.

Michael Kreichauf und Johannes Mailinger (CSU) hakten bei den Betriebskosten ein. Die konnte Tosca Zech ohne eine Berechnung, die nicht zum Auftrag des Büros gehört hatte, aber nicht nennen. Ob eine Betriebskostenermittlung bis zur nächsten Sitzung des Marktrats am 14. Juli wegen der Fülle der Zahlen, die dafür notwendig sei, machbar sei, konnte sie nicht sicher sagen. Allerdings will der Marktrat die Planung der Kläranlage so schnell wie möglich auf den Weg bringen, damit Ende des Jahres ausgeschrieben und die Maßnahme von März bis Dezember 2016 durchgezogen werden kann. Trotz wiederholten Nachfragens wollte sich die Ingenieurin anfangs in Sachen Betriebskostenvergleich und Amortisierung nicht festlegen. „Die Aussage kam bisher nicht, dass die Betriebskosten für die Variante 2 deutlich günstiger sind“, kritisierte Kreichauf.

Auf Nachfrage von Paula Medl (FW) erklärte Zech, dass bei einer Verschärfung der Bedingungen für die landwirtschaftliche Verwertung von Klärschlamm bei der Variante 1 nachgearbeitet werden müsse – und das werde schwierig. „Sobald die Klärschlammverordnung verschärft wird, rechnet sich die Variante 2.“ „Wenn die Verschärfung kommt und wir haben die Variante 1 gewählt, haben wir damit viel Geld kaputtgemacht“, gab Bürgermeister Georg Küttinger zu bedenken. Die ursprünglich geforderte Betriebskostenberechnung sah die Mehrheit der Marktratsmitglieder deshalb als unnötig an. Sie wurde mit neun zu acht Stimmen abgelehnt. Eine große Mehrheit, nämlich 14 zu 3, entschied sich für die Variante 2, für die jetzt ein Entwurf erarbeitet wird.