Brunnen (SZ) "Greift zu!", fordert Herbert Karhan auf und verteilt im Gastraum der Wurfscheibenarena in Brunnen Weißwürste.
Die anwesenden Schützen lassen ihn noch einmal hochleben und machen deutlich, wie stolz sie auf ihren Kameraden sind. Und das sind sie zurecht: Karhan hat den Deutschen Meistertitel im Doppeltrap errungen - den ersten überhaupt für die Sportschützen Brunnen.
Beim Doppeltrap werden zwei Tauben gleichzeitig aus der Wurfanlage geschleudert und der Schütze hat dafür insgesamt nur zwei Schüsse zur Verfügung. Karhan erwischte 122 von 150 Dubletten - keine schlechte Bilanz, ganz im Gegenteil: Sie brachte ihm den Titel ein. Das ist nicht nur eine Premiere für ihn selbst, sondern auch für die Sportschützen - einen Deutschen Meister hatten sie zuvor noch nie in ihren Reihen.
Herbert Karhan schießt seit zehn Jahren für Brunnen und tritt dort auch mit seiner Mannschaft in der Bezirksliga an. Der erfolgreiche "Flintenschütze", wie er sich selbst bezeichnet, war schon in der Vergangenheit immer mal wieder erfolgreich gewesen, zuletzt durfte er sich 2017 über einen zweiten Platz bei den Deutschen Meisterschaften im Doppeltrap freuen. Nun stand er aber endlich einmal ganz oben auf dem Siegertreppchen. Darauf darf man wahrlich stolz sein, vor allem wenn man bedenkt, wie hart Karhan dafür gearbeitet hat. "Ich trainiere jeden Sonntag in der Wurfscheibenarena, dazu kommen die Wettkämpfe, die bisweilen zusätzlich recht weite Fahrtstrecken erfordern", erklärt der Schütze. Aber die Mühe hat sich gelohnt. Karhan verteilt noch ein paar Weißwürste und unterhält sich mit seinen Gästen. Wüsste man es nicht, würde man nicht vermuten, dass man hier vor einem frischgebackenen deutschen Meister steht. Von übertriebenem Stolz keine Spur.
Und wie geht es jetzt weiter? Da ruft doch die internationale Ebene! "Mit meinem Meistertitel hätte ich mich tatsächlich für die Weltmeisterschaften qualifiziert, die in diesem Jahr in Seoul stattfinden", erklärt der Wurftaubenschütze. Doch nun zeigt sich beim 49-jährigen Familienvater aus Geisenfeld doch eine leise Gefühlsregung: "Ich leide an Bluthochdruck und muss deshalb regelmäßig Medikamente einnehmen", erklärt er: "Auf internationaler Ebene wird das jedoch als Doping angesehen, deshalb werde ich zur WM nicht zugelassen. " Da ist schon ein wenig Enttäuschung zu spüren, doch die Freude über seinen Erfolg überwiegt.
Und was bewegt den Geisenfelder noch? "Ich wünsche mir für meinen Sport, dass wir wieder attraktiver werden und unser Image in der Öffentlichkeit nicht immer so schlecht dargestellt wird, das würde mich freuen. Dann dürften wir uns in Zukunft vielleicht auch mal wieder über mehr Nachwuchsschützen freuen. Das würde unserem Sport wirklich gut tun. " Und dies ist es, was man dem Erfolgsschützen auch die ganze Zeit ansieht: Titel hin oder her - Herbert Karhan ist Sportschütze, und zwar mit Leib und Seele.
Corinna Dittenhauser
Artikel kommentieren