Berlin
Glyphosat im Urin

Kinder und Landwirte am höchsten belastet Kritik an Studie

04.03.2016 | Stand 02.12.2020, 20:07 Uhr

Berlin (AFP) Drei Viertel der Deutschen sind einer Untersuchung zufolge "deutlich" mit dem umstrittenen Pflanzenschutzgift Glyphosat belastet. In 99,6 Prozent der Urinproben von insgesamt rund 2000 Probanden hätten sich Rückstände des Mittels gefunden, teilte die Heinrich-Böll-Stiftung am Freitag in Berlin mit.

Bei zwei Dritteln der Proben lag die Belastung bei mindestens 0,5 Nanogramm pro Milliliter.

Die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat - ein Zusammenschluss mehrerer Agrarchemie-Unternehmen, darunter der US-Konzern Monsanto - sprach mit Blick auf die Aktion von einem erneuten Versuch, "Glyphosat zu skandalisieren". Wenn die Argumente ausgingen, würden Studien mit "höchst zweifelhaftem wissenschaftlichen Wert" offensichtlich gehäuft als Mittel genutzt, um "Angst vor dem Wirkstoff zu schüren".

Im Trinkwasser erlaubt ist in Deutschland eine Konzentration von 0,1 Nanogramm Glyphosat pro Milliliter, wie die Heinrich-Böll-Stiftung weiter mitteilte. Die höchsten Belastungen fanden sich in der Untersuchung der Urinproben demnach bei Kindern im Alter von null bis neun Jahren und bei Kindern und Jugendlichen in der Altersklasse von zehn bis 19 Jahren. Aufgeschlüsselt nach Berufsgruppen seien die Rückstände bei Landwirten besonders hoch gewesen.

Die sogenannte "Urinale 2015" ist eine Aktion der Bürgerinitiative Landwende und der Bio-Supermarktkette Basic. Dabei gaben rund 2000 Menschen Urinproben ab. Die Analyse der Proben durch ein Labor bezahlten die Probanden demnach selbst.

"Mit dieser Aktion wollten wir herausfinden, wie weit Glyphosat bereits in die Umwelt vorgedrungen ist", erklärte Johannes Heimrath von der Bürgerinitiative, die Einsatz des Mittels in der Landwirtschaft verhindern will.

Die Zulassung von Glyphosat in Europa läuft Ende Juni aus. Die EU-Kommission will die Zulassung um 15 Jahre verlängern; die Entscheidung fällt Anfang kommender Woche. Die Grünen waren vergangene Woche im Bundestag mit dem Versuch gescheitert, der Bundesregierung die Zustimmung zur Neuzulassung von Glyphosat durch die EU zu untersagen.

Glyphosat ist das deutschland- und weltweit am meisten verkaufte Pestizid und wird sowohl in der Landwirtschaft als auch in privaten Gärten sehr häufig verwendet. Etwa 40 Prozent der Ackerfläche werden in Deutschland mit glyphosathaltigen Pflanzengiften behandelt. Das Mittel ist seit vielen Jahren umstritten.