Kelheim
Glaskunst, die den Zeitgeist auffängt

Ausstellung der Gruppe Kunst im Kelheimer Donau-Gymnasium mit Exponaten von Ursula Merker

24.08.2021 | Stand 23.09.2023, 20:29 Uhr
Anja Gerstmann
Die Kunstwerke werden im Gymnasium gezeigt, die Eröffnung der Ausstellung erfolgte auf dem Pausenhof: Jürgen Frömberg (stehend, von links), der neue Vorsitzende der Gruppe Kunst, die Glaskünstlerin Ursula Merker und Landrat Martin Neumeyer. −Foto: Gerstmann

Kelheim - "Licht, hell und weitsichtig wie die einzigartigen Glasobjekte der diesjährigen Gastausstellerin Ursula Merker sollte unser Blick auf diese herausfordernden Zeiten sein." Das sagte Jürgen Frömberg, der Vorsitzende der Gruppe Kunst in Kelheim, am Donnerstagabend anlässlich der Eröffnung der 47. Kunstausstellung des Landkreises. Die Schau dauert bis zum 29. August.

Licht und weiträumig mutete der Pausenhof des Kelheimer Donau-Gymnasiums an, der besetzt war mit Amts- und Würdenträgern aus Politik, Kultur, Bildung, Wirtschaft und Justiz. Sie hatten sich wegen der Pandemie räumlich viel Luft lassend auf den im Freien bereitgestellten Stühlen verteilt. Deshalb freute sich Landrat Martin Neumeyer (CSU) über den sonnendurchfluteten Abendhimmel.

Sphärische meditative Klänge des Komponisten und Multiinstrumentalisten Heinz Grobmeier erzeugten eine eigene besinnliche und geheimnisvolle Atmosphäre im offenen, weiten Raum des Hofes. Passend zu den Exponaten der Glaskünstlerin Ursula Merker, erzeugte Grobmeier auch Didgeridoo-artige Klänge auf einem Glasinstrument.

Der Grundgedanke der Hell- und Weitsichtigkeit zog sich auch durch die Räume der Ausstellung. Der neue Vorsitzende der Gruppe Kunst, Jürgen Frömberg, hatte sich bei der Positionierung der rund 250 Kunstwerke, gefertigt von 90 Künstlerinnen und Künstlern, viele Gedanken gemacht und nichts dem Zufall überlassen. So entstand eine wunderbare Gesamtkomposition einer Ausstellung unterschiedlichster Stilrichtungen, die allein durch die Anordnung und Beleuchtung schon ein eigenes Kunstwerk darstellt.

Frömberg erklärte gegenüber unserer Zeitung, dass er in seinem neuen Amt als Vorsitzender der Gruppe Kunst frischen Wind in den zukünftig angestrebten Kunstverein tragen möchte. Er strebe an, die Mitglieder zu ermutigen, andere Wege der Präsentation auszuprobieren, wie zum Beispiel neue und interessante Ausstellungsräume zu erschließen. Unter diesem Leitgedanken stand der Auftritt der beiden jungen Graffitikünstler Michael Lotter und Oskar Schöttl, die am Sonntag im Außenbereich des Donau-Gymnasiums den Entstehungsprozess ihrer Werke vorstellten.

Zudem möchte Frömberg zukünftig herausragende Künstler als Gastaussteller gewinnen, die im besten Fall schon eine Retrospektive ihres Schaffens bieten können. Über diesbezügliche Anfragen von Künstlern könne er sich im Moment nicht beklagen und ihm obliege nun die Entscheidung, eine gute und passende Wahl zu treffen, berichtete er.

Dies gelang ihm mit der diesjährigen Glaskünstlerin Ursula Merker vorzüglich. In einer eindrucksvollen Retrospektive ihres fast 40-jährigen Schaffens zeigte die diesjährige Gastausstellerin, Preisträgerin des Kunst- und Kulturpreises des Landkreis Kelheim 2016 und vieler anderer wichtiger nationaler und internationaler Preise der Glaskunst, ihre Sicht durch das Glas auf die Welt.

Die quirlige, voll geistiger Frische sprühende Künstlerin, erklärte den interessierten Gästen anhand ihrer einzelnen Objekte den komplizierten Entstehungsprozess ihrer mehrschichtigen Glaskunstwerke, die auch immer ein Stück Zeitgeist der entsprechenden Epoche der Entstehung verkörpern. Und die Künstlerin beweist dabei, dass sie ein großes Gespür besitzt. In einem ihrer Malerei-Werke aus dem Jahr 2004, betitelt mit "Angst", sieht man ein Gesicht mit panisch aufgerissenen Augen und Mundschutz. So prophezeite sie schon damals ein Schreckensszenario, das sich nun tatsächlich seit dem Jahr 2020 bewahrheitet.

Doch Ursula Merker ist alles andere als eine Schwarzmalerin. Ihre Werke wirken noch besser und intensiver durch den Lichteinfall von oben oder unten, je nachdem wie das Objekt gestaltet ist.

DK


Anja Gerstmann