Fußball-Regionalliga
Getrübte Vorfreude auf das Derby

Derby-Ansetzung Pipinsried gegen Eichstätt stößt auf Unverständnis - "Passt überhaupt nicht"

26.11.2021 | Stand 23.09.2023, 22:01 Uhr
Duell auf Augenhöhe: In der Tabelle steht Christian Heinloth (links) mit dem VfB Eichstätt als Elfter direkt vor Peter Guinari und dem FC Pipinsried. Am Samstag kommt es zum direkten Duell. −Foto: Traub

Eichstätt - Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) hat seine Vereine von der Bayernliga an abwärts - so fern die Ligen nicht ohnehin schon beendet waren - aufgrund der Corona-Situation am vergangenen Mittwoch in die Winterpause geschickt. In der Regionalliga Bayern rollt der Ball indes weiter. Hintergrund ist eine im Frühjahr beschlossene Einstufung der bayerischen Eliteliga als Profiliga. Und so gastiert der VfB Eichstätt an diesem Samstag (14 Uhr) beim FC Pipinsried.

Für Eichstätts Trainer Markus Mattes (kl. Foto) ist das ein Unding. Er hatte schon in der Vorwoche unmittelbar nach dem 3:1-Sieg gegen den FC Bayern München II für ein vorzeitiges Ende des Spielbetriebs im Jahr 2021 plädiert. "Die Pandemielage ist besorgniserregend. Jetzt werden wieder Kontaktbeschränkungen ausgerufen, aber wir sollen weiterspielen. Das passt für mich überhaupt nicht zusammen", schimpfte er.

Aufgrund der verschärften Corona-Bedingungen mit der nun geltenden 2G-plus-Regel äußert Mattes eine Vorahnung: "Pipinsried kann froh sein, wenn am Samstag 50 Zuschauer kommen". Denn auch für den Zutritt ins Stadion ist neben einem gültigen Impf- oder Genesungsnachweis zusätzlich ein aktueller negativer Corona-Test erforderlich. Im gesamten Stadionbereich herrscht zudem permanente Maskenpflicht (FFP2).

Für die Spieler dagegen gilt die 2G-Regel nicht. Während für Amateursportler in Bayern inzwischen überall ebenfalls die 2G-plus-Regel gilt, dürfen in der Regionalliga auch ungeimpfte Spieler auflaufen - weil es sich um eine Profiliga handelt.

Aufgrund der Nebengeräusche ist es nicht einfach, sich auf das Sportliche zu konzentrieren. Dabei bringt die Begegnung zwischen dem FC Pipinsried und dem VfB Eichstätt durchaus eine besondere Brisanz mit sich bringt. Seit über einem Jahrzehnt duellieren sich die "ewigen Rivalen". Besonders die Bilanz in der vierthöchsten Liga ist aus Eichstätter Sieg höchst erfreulich. Einem Unentschieden folgten vier Siege - darunter das 1:0 aus dem Hinspiel gegen die zu Saisonbeginn zum FCP gewechselten Atdhedon Lushi, Lucas Schraufstetter, Dominik Wolfsteiner und Jakob Zitzelsberger. Während Lushi aufgrund einer Knieverletzung bei den Gelb-Blauen erst einmal zum Einsatz kam, standen Zitzelsberger (bestritt 17 der insgesamt 23 Partien), Schraufstetter (15) und Wolfsteiner (14) regelmäßig auf dem Platz.

Der FCP hat einen ähnlichen Saisonverlauf wie der VfB Eichstätt hingelegt: einem guten Start folgte eine lange Negativserie, die im Dachauer Hinterland Trainer Andreas Thomas den Job kostete, nachdem er bis auf den 14. Tabellenplatz abgerutscht war. Der 39-Jährige wurde durch Andreas Pummer (ehemals Türkgücü München) ersetzt. "Wenn man sieht, wie viel der Verein investiert hat und welche Qualität die Einzelspieler haben, dann kam der Schritt für mich nicht überraschend", sagt Mattes dazu.

Unter dem neuen Trainer Pummer hat der FC Pipinsried zuletzt das Ruder herumgerissen: Den beiden Siegen (3:2 gegen den SV Heimstetten und 2:1 beim SC Eltersdorf) folgte im Nachholspiel am vergangenen Dienstag eine Nullnummer beim Schlusslicht TSV 1860 Rosenheim.

Die Qualität der Pipinsrieder Einzelspieler ist auch der Grund, warum Mattes im anstehenden Rückspiel kein Duell auf Augenhöhe erwartet. "Auch wenn die Tabellenkonstellation den Anschein erweckt". Der VfB liegt mit 28 Punkten aus 22 Spielen auf dem elften Platz, der FCP, bei einem Spiel weniger, punktgleich direkt dahinter. "Es ist klar, dass wir gegen einen direkten Konkurrenten nicht leer ausgehen wollen", verdeutlicht der VfB-Trainer vor dem Derby.

DK

"Die Regionalliga ist keine Profiliga"

Eichstätt - Die Saisonfortsetzung in der Fußball-Regionalliga findet aufgrund der kritischen Pandemielage bei den betroffenen Klubs wenig Zustimmung.

Karl-Heinz Fenk, Sportlicher Leiter Wacker Burghausen: "Das passt von der Verhältnismäßigkeit gar nicht mehr. Wenn die Krankenhäuser überlaufen, sind selbst fünf oder zehn zusätzliche Infektionen im Fußball-Betrieb zu viel. Das ist eine ganz schlechte Außendarstellung. Ich habe für Samstag einen Bus bestellt. Beim Busunternehmen wollte man das gar nicht glauben, weil alle Fernreisen und Tagesausflüge abgesagt wurden."

Hans Benz, Sportlicher Leiter VfB Eichstätt: "Gegenüber der Öffentlichkeit ist das nicht mehr darstellbar. Die Regionalliga ist keine Profiliga, auch wenn sie so eingestuft wurde. Audi ist bei uns in der Region einer der größten Arbeitgeber, bei dem auch ein Teil unserer Spieler beschäftigt ist. Bei Audi müssen die Ungeimpften mittlerweile einen eigenen Eingang benutzen, aber bei uns dürfen auch Ungeimpfte mitspielen."

Alexander Schroder, Abteilungsleiter TSV Rain: "Für uns steht die Gesundheit der Spieler im Vordergrund. Wer ist denn verantwortlich, wenn die Leute trotz Testungen auf die Intensivstation müssen?"

Hansjörg Kroneck, Sportlicher Leiter TSV Rosenheim: "Zum Schutz von uns allen wäre es vernünftiger, jetzt nicht mehr Fußball zuspielen. Mir wäre am liebsten, wenn sich alle solidarisch erklären würden und wir einfach aufhören könnten. Wir bewegen uns in einem semi-professionellen Bereich, indem die Spieler arbeiten müssen. Infektionen aus dem Fußball werden in die Arbeitswelt getragen und umgekehrt."

mb

Norbert Dengler