Geisenfeld
Geschönte Zahlen oder viel Wind um nichts?

Kosten für Mehrzweckausstattung: Auch Erläuterungen des Projektsteuerers bringen keine Annäherung der Positionen

24.02.2012 | Stand 03.12.2020, 1:48 Uhr

So sauber, dass man sich drin spiegeln kann, ist die Glasfront der neuen Mehrzweckhalle, an der die Arbeiten voll im Zeitplan liegen. Die Gesamtkosten werden nach derzeitigem Stand bei etwa 5,8 Millionen Euro liegen, von denen gut 41 Prozent auf die Stadt Geisenfeld entfallen - Foto: Kohlhuber

Geisenfeld (GZ) Berechtigte Kritik an „geschönten“ Zahlen oder politisch motiviertes Nachtarocken? Dies waren in der Stadtratsitzung die konträren Positionen in Sachen Mehrzweckausstattung der Dreifachhalle. Auch die Erläuterungen des Projektsteuerers brachten hier keine Annäherung.

Schon zur Januarsitzung des Stadtrates hatte die FW/CDG-Fraktion darüber Aufklärung gefordert, warum es bei der Mehrzweckausstattung der neuen Dreifachhalle zu solch einer deutlichen Kostensteigerung gekommen sei – von ursprünglich genannten 700 000 Euro auf nunmehr über 1,1 Millionen Euro. Weil damals „die eine oder andere Frage offengeblieben“ sei, so Bürgermeister Christian Staudter (USB), habe er zu der Sitzung am Donnerstag nun den Projektsteuerer Wolfgang Eichenseher eingeladen.

Und der machte klar, dass aus seiner Sicht von der angegebenen extremen Kostensteigerung keine Rede sein könne. Die ursprünglich genannten 700 000 Euro seien lediglich „die Summe der damals schon kalkulierbaren Kosten“ gewesen. Zu jener Zeit habe es noch keinerlei Planung für die Halle gegeben, ja nicht einmal einen Standort. Deshalb seien die Kosten etwa für die Raumakustik, den Brandschutz oder für die Anlage von Rettungswegen damals noch überhaupt nicht realistisch zu beziffern gewesen. Doch auch diese noch nicht abschätzbaren Positionen habe er damals – mit einem Fragezeichen dahinter – dem Stadtrat vorgestellt.

Fraktionschef Helmut Königer als Wortführer der Freien Wähler blieb jedoch dabei: „In allen damaligen Stadtratssitzungen im Vorfeld der Grundsatzentscheidung über eine Mehrzweckausstattung wurden uns die Kosten hierfür mit 700 000 Euro angegeben – ganz konkret auch vom Bürgermeister. Das war dann unsere Entscheidungsgrundlage.“ Wären damals die tatsächlichen Kosten schon bekannt gewesen, „vielleicht wäre die Abwägung des Stadtratsgremiums anders ausgefallen“, mutmaßte er.

Noch deutlicher wurde Hans Schranner (CSU): Während es bei den Kostenanteilen für die reine Turnhalle „fast eine Punktlandung“ gebe, liege man bei der Mehrzweckausstattung um 70 Prozent über den ursprünglich angegebenen Kosten. Da dränge sich schon der Verdacht auf, dass uns hier „mit unvollständigen oder geschönten Zahlen die Mehrzwecknutzung schmackhaft gemacht werden sollte“.

Ein anderer Kritikpunkt derselben Räte war es, dass man von den tatsächlichen Kosten der Mehrzweckausstattung sehr spät und „eher beiläufig“ erfahren habe, und zwar erst im vergangenen Herbst, als die prozentualen Kostenanteile der beteiligten Bauherren festgeschrieben wurden.

„Die detaillierte Aufstellung der Kosten für die Mehrzweckausstattung hätte man uns eher vorlegen können“, meinte auch Altbürgermeister Josef Alter (FW), der ansonsten aber klar machte, dass bei den verschiedenen Positionen und Preisen alles absolut korrekt sei: „Das ist eine saubere, klare Geschichte“, lobte er die Arbeit des Projektsteuerers, und dabei, so sein Appell, solle man es auch bewenden lassen, denn die Stadt bekomme hier eine Mehrzweckhalle wirklich zum Schnäppchenpreis.

Die Kritik mit der detaillierten Aufstellung nehme er auf seine Kappe, entgegnete Staudter – „aber mal ehrlich: Wer vom Stadtrat hätte das 40-seitige Zahlenwerk tatsächlich gelesen“

Ansonsten hob der Rathauschef nochmals die „einmalige Chance“ hervor, die die Stadt mit der Halle bekommen habe. „Und wer diese Chance nicht erkennen will, der tut dies nur aus politischem Kalkül.“ Er sei überaus dankbar, so Staudter weiter, „dass der Bau- und Vergabeausschuss des Landkreises kein solches Theater aufführt wie wir hier.“

Ins selbe Horn stieß Wolfgang Hollweck (USB): Hier werde offenbar der Versuch unternommen, „aus politischen Gründen etwas madig zu machen“. Dabei gebe es gar keinen Grund, sich über irgendwelche extrem hohen Mehrkosten für die Stadt zu entrüsten. Weil ja der Landkreis ein Viertel der Kosten für die Mehrzweckausstattung übernehme, liege der Anteil der Stadt bei gut 800 000 Euro. Und dies sei ja schließlich prozentual nicht so viel mehr als die ursprünglich genannten 700 000 Euro.