Ingolstadt
Gerupft und zugekäst

Sascha Grammel begeistert mit seiner Show "Ich find's lustig" in der Ingolstädter Saturn-Arena

16.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:48 Uhr

Je größer die Augen, umso niedlicher die Puppe: Sasche Grammel bringt das Publikum in der Saturn-Arena zum Lachen. - Foto: Woelke

Ingolstadt (DK) Oachkatzlschwoaf? Dradewixpfeiferl? Vollpfosten? Einer der drei Begriffe wird zum "Wort des Tages" gekürt und bei jeder sich bietenden Gelegenheit in Sascha Grammels Show eingebaut. Mit seinem dritten Soloprogramm "Ich find's lustig" gastiert der Berliner Bauchredner, Puppenspieler und Comedian am Donnerstagabend in der Saturn-Arena.

Natürlich macht "Oachkatzlschwoaf" das Rennen. Wie schon im September 2016, als Sascha Grammel (43) mit derselben Show in Ingolstadt zu Gast war. Auch damals hatte er seine freakigen Geschöpfe dabei: den zerrupften Adler-Fasan Frederic Freiherr von Furchensumpf, der davon träumt, ein großer Magier zu sein, dessen Zwillingsbruder Fridolin, eine etwas gepflegtere Federvieh-Variante, zugleich Preisträger im Schöner-Schönreden-Wettbewerb, die zuckersüße Schildkröte Josie (Berufswunsch: Geldautomat), den Ernährungswissenschaftler Prof. Dr. Hacke mit extravaganter Spaghetti-Frisur und prophylaktisch eingegipstem Arm, die Fisch-Katze "Mietze" im Tigerstreifen-Pullunder mit Berliner Schnauze, den außerirdischen Herrn Schröder, der mit seinen vier Armen eine Turbo-Karriere vom Tellerwäscher zum Zahnarzt hingelegt hat, und die Sockenpuppe "Außer Rüdiger" (merke: je größer die Augen, umso niedlicher die Puppe).

Jedem der Geschöpfe verpasst Sascha Grammel eine andere Stimme, einen anderen Tonfall, einen spezifischen Dialekt, einen eigenwilligen Charakter. Mit jedem liefert er sich absurd komische Rededuelle. Und fast vergisst man, dass nur er es ist, der da spricht und sprechen lässt. Gehaltvolle, intellektuelle oder tagespolitische Debatten darf man natürlich nicht erwarten. Aber das tut auch wohl keiner bei Gesprächspartnern wie einem Stück Käse, strubbeligen Vögeln oder plapperndem Fastfood. Dafür sind Sascha Grammels Wortwechsel perfekt in Szene gesetzt. Jeder Augenaufschlag, jeder schiefe Blick, jede kleine Geste, jede Pause, jeder merkwürdige Kommentar ("Silizium! Solarium!") ist präzise ausgearbeitet. Frisur, Mundgeruch, Pfingsten, Oachkatzlschwoaf - die Running Gags verbinden die einzelnen Nummern miteinander.

Mühelos bespielt Sascha Grammel die große Bühne der Saturn-Arena, die aussieht wie in einem Comic-Heft: bonbonfarbene Häuser mit schlumpfig-geschwungenen Dächern, rechts und links zwei Leinwände, auf denen immer wieder kuriose Videoeinspieler zu sehen sind. Sascha Grammels Show lebt von seinen schrägen Figuren, funktioniert aber vor allem deshalb, weil er selbst ein großer Sympathieträger ist, der oft und gerne lacht - über Gags, die zünden, und noch mehr über Gags, die nicht zünden. Wie der Witz mit der Motte: "Kommt ein Mann zum Arzt und sagt: ,Ich glaube, ich bin eine Motte.' Sagt der Arzt: ,Dann sollten sie zum Psychiater gehen.' Der Mann: ,Ich weiß, aber bei ihnen war noch Licht an.'" Dann grinst er verschmitzt und lüftet sein schwarzes Jackett, sodass der Spruch auf seinem schwarzen T-Shirt sichtbar wird: "Ich find's lustig!" Der begeisterte Applaus nach zweieinhalb Stunden beweist: Das Publikum sieht es genauso.