Rohrbach
Gemeinsame Feuerwehr zur Probe

Weil eine endgültige Lösung noch nicht in Sicht ist, will Rohrbach eine Übergangslösung schaffen

09.10.2020 | Stand 23.09.2023, 14:39 Uhr
Das alte Feuerwehrhaus in Rohr ist zu klein für die neue Probefeuerwehr Rohr-Waal-Gambach. −Foto: PK-Archiv

Rohrbach - Die Zukunft der Ortsteilfeuerwehren Rohr, Gambach und Waal war schon seit dem ersten Entwurf der Feuerwehrbedarfsplanung im Jahr 2016 häufig ein kontrovers diskutiertes Thema - sowohl unter den Feuerwehren als auch im Gemeinderat.

Im Fokus der Debatte stand dabei zumeist der Standort, die Größe und die Fahrzeugausstattung des neuen gemeinsamen Feuerwehrhauses. Eine endgültige Lösung ist dabei noch nicht in Sicht: Also erarbeitete Bürgermeister Christian Keck (SPD) mit den Arbeitskreis-Mitgliedern und den Kommandanten einen alternativen Plan: "Wir wollen einen Feuerwehr-Probebetrieb durchführen. "

Konkret heißt das: Alle drei Feuerwehren entsenden einen Teil ihrer Mannschaft in eine Probefeuerwehr. Als temporäres Feuerwehrhaus dient der Anbau einer Rohrer Halle, der Platz für zwei Feuerwehrfahrzeuge und etwa 50 Feuerwehrleute bietet. Ein Löschfahrzeug sowie ein Mannschaftstransportwagen werden kurzfristig beschafft. Zusätzlich absolvieren ab diesem Herbst bis ins kommende Frühjahr hinein mindestens zwölf Kameraden den nötigen Atemschutzlehrgang. Somit ist die Probefeuerwehr ab dem kommenden Jahr einsatzbereit.

Auf die bestehenden Feuerwehren in Waal, Rohr und Gambach wird seitens der Gemeinde kein Druck ausgeübt, sich aufzulösen oder zusammenzuschließen, so der Bürgermeister: "Die bestehenden Feuerwehren entscheiden in Abstimmung mit der Kreisbrandinspektion eigenverantwortlich, wie ihre Zukunft aussieht. Denn das das Projekt Probefeuerwehr basiert auf der Freiwilligkeit der Feuerwehren. Das Vereinsleben der drei Feuerwehren bleibt davon natürlich unberührt. "

Die Ortsteilfeuerwehren hatten bisher eine geringe Bandbreite und Anzahl von Einsätzen. Wenn der Probebetrieb angenommen wird, können die Wehren ab nächsten Frühjahr Erfahrung sammeln, da sie parallel zu den Einsätzen der Feuerwehr Rohrbach im Gemeindegebiet mitalarmiert werden. Den motivierten Nachwuchsfeuerwehrkräften kann so eine zeitnahe, zukunftsorientierte Perspektive geboten werden. Aber vor allem sammeln die Beteiligten wichtige Erkenntnisse: Klappt die Zusammenarbeit? Ist die Feuerwehr tagsüber einsatzbereit? Welche Anforderungen ergeben sich für einen endgültigen Standort? Das ist die entscheidende Frage, denn der Probebetrieb soll nur eine temporäre Lösung sein. Dies bestätigt Bürgermeister Keck auch dem Gemeinderat: "Bei einer gut funktionierenden Zusammenarbeit kann hoffentlich in einem bis zwei Jahren die Standortfrage für das Feuerwehrhaus geklärt werden und die Gemeinde in die Planung und Realisierung einsteigen. "

Und die Mitglieder der Feuerwehren wollen mitziehen. In jeder Ortschaft fand eine Vollversammlung statt, in der Keck und die Kommandanten das Konstrukt vorstellten. Der Kommandant der FW Gambach, Tim Brummer, bestätigt hierzu: "Wir werden auch gut unterstützt von Kreisbrandrat Armin Wiesbeck und dem Kreisbrandinspektor Christian Nitschke. "

Mindestens 50 Personen erklärten sich kurzfristig bereit, am Probefeuerwehrbetrieb mitzuwirken. "Alle drei Feuerwehren haben sich bereiterklärt, diesen Probebetrieb mitzugehen", wofür sich Bürgermeister Keck in der Gemeinderatssitzung am Mittwochabend ausdrücklich bedankte - auch im Namen des Gemeinderates. "Wir haben uns bei den Vorbereitungsgesprächen gut zusammengerauft. Die Zusammenarbeit hat gut geklappt und Spaß gemacht, wir stehen dem Probebetrieb positiv gegenüber", erklärten alle drei Kommandanten Hans Burghard (Waal), Thomas Wildmoser (Rohr) und Tim Brummer (Gambach).

Der Gemeinderat gab dem Projekt in seiner nichtöffentlichen Juli-Sitzung bereits grünes Licht. Am Mittwoch ging es dann um die Budgets für die Fahrzeugbeschaffung und den Kauf von Ausrüstung und Spinden (siehe Bericht unten).

Während des Probebetriebs hat der Bürgermeister angeboten, sich regelmäßig mit den Feuerwehren auszutauschen, um die Erkenntnisse zu diskutieren. "Wir sind uns im Klaren, dass dieses Experiment am Ende scheitern könnte. Aber so können wir mit vergleichsweise geringem finanziellem Aufwand prüfen, ob eine Zusammenarbeit funktioniert. Vor allem aber wird die Hilfsfrist in den beteiligten Ortsteilen schnellstmöglich eingehalten. "

PK

Anna Ermert