Ingolstadt
Gelungenes Klangexperiment

Tubist Andreas Hofmeir und Harfenist Andreas Mildner in der Matthäuskirche

17.02.2013 | Stand 03.12.2020, 0:29 Uhr |

Exotische Töne in der Kirche: Tubist Hofmeier und Harfenist Mildner spielten bei ihrem Benefizkonzert hauptsächlich Zeitgenössisches - Foto: Strisch

Ingolstadt (DK) Zwei Tage zuvor war Tubist Andreas Hofmeir mit La BrassBanda noch in Hannover auf dem Eurovision Song Contest gewesen und hatte dort den zweiten Platz belegt. Auf dem Weg nach Hause verbummelte er die Noten des ersten Stückes, das je für Tuba und Harfe komponiert wurde: Die Fantasia op. 29/II des Geisenfelder Komponisten Jörg Duda.

Nun gastierte Tubist Andreas Hofmeier mit dem Soloharfenist der Bremer Philharmoniker Andreas Mildner am Samstagabend in der Ingolstädter Matthäuskirche, um für den Verein Danu e.V. Gelder einzuspielen. Der Verein kümmert sich um Frauen zwischen 18 und 30 Jahren mit seelischen Erkrankungen und sucht dringend eine neue Immobilie für eine Wohngemeinschaft. Die frisch ausgedruckten Noten der Fantasia auf Hofmeirs Notenständer bildeten ein kleines Tohuwabohu, was den Tubistenprofessor nicht daran hinderte wunderbar zu musizieren. Er zeigte: In Sachen Eleganz kann eine Tuba einer Harfe ebenbürtig sein.

Das ungewöhnliche Duo wurde bei der Kammermusikwertung beim Deutschen Musikwettbewerb vor vielen Jahren zwangsvereinigt. Hofmeir hätte lieber ein blondes Harfenmädchen bevorzugt, Mildner hatte wohl recht geflucht, als er von dieser Kombination erfuhr. Der Fußball – im Fernsehen wohlgemerkt – führte die beiden zusammen. Diese und andere Anekdoten erfuhren die Zuhörer während Hofmeirs hochsympathischer mit knochentrockenem Humor gespickter Moderation.

Ein großes Ereignis bildete das zweite Stück, das je für Tuba und Harfe geschrieben wurde. Es stammt aus der Feder von Gisbert Näther, Freund von Andreas Hofmeir und Hornist im Filmorchester Babelsberg. Hofmeir versprach demjenigen, der die Orchesterzitate erkennte, eine Tafel Schokolade. Ob sie jemand gewonnen hat, bleibt zu bezweifeln. Auch dieses Stück zeigte, wie außergewöhnlich wunderbar Harfe und Tuba miteinander harmonieren. Eine sehr expressive Komposition.

Eine Welturaufführung erlebten die Zuhörer ebenfalls. Die neueste Komposition für Tuba und Harfe, wiederum komponiert von Jörg Duda – der das Konzert auch besuchte. In nur einem Tag schrieb der Geisenfelder Kirchenmusiker die Threnodie und Arabesque op. 73/3. Hier hatte Hofmeir die Noten immerhin schon zusammengeklebt.

Auch als Solisten brillierten die zwei Musiker. Der Harfenist mit dem wichtigsten Stück, das je für Harfe komponiert wurde, dem Impromptu op. 84 von Gabriel Fauré. Es zeigte die Harfe mit all seinen Glissandi und Arpreggien in ihrer ganzen Pracht. Und der Tubist mit einer Bearbeitung der Fantasie Nr.2 für Flöte von Georg Philip Telemann. Hier zeigte sich Hofmeir besonders virtuos mit einer atemberaubenden Technik. Jeder einzelne Ton wurde blitzscharf artikuliert, keiner ging unter. Zwei Bearbeitungen von Astor Piazolla rundeten den Abend ab.

Insgesamt ein exotischer, außergewöhnlicher und humorvoller Konzertabend, der den Zuhörern wohl lange im Gedächtnis bleiben wird. Tuba und Harfe: Ein gelungenes und gekonntes Klangexperiment.

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