Gekas stoppt den BVB

19.12.2010 | Stand 03.12.2020, 3:20 Uhr

Frankfurt (DK) Am Ende reduzierten sich die 90 Minuten auf gerade einmal 60 Sekunden. Dortmunds Lucas Barrios, bislang acht Treffer, drosch den Ball unbedrängt über die Querlatte, im Gegenzug erzielte der Frankfurter Theofanis Gekas in der 87. Minute seinen 14. Saisontreffer – der 1:0-Sieg der Frankfurter Eintracht über den souveränen Spitzenreiter und Herbstmeister Borussia Dortmund war perfekt. "Das ist doch eine schöne Weihnachtsüberraschung", fand Eintracht-Vorstandsvorsitzender Heribert Bruchhagen.

Siege lösen beim Gewinner grundsätzlich Jubel aus, Niederlagen beim Verlierer zumeist Frust. Erstaunlich: Der Jubel hielt sich bei der Eintracht in Grenzen, der Frust bei der Borussia ebenso. Zumindest nach außen hin. Geschäftsmäßig gingen die Trainer mit dem Ergebnis um. Michael Skibbe lobte seine Abwehr ("Die Mannschaft hat insgesamt sehr gut im Defensivbereich gestanden"), sein Dortmunder Kollege Jürgen Klopp lobte die Eintracht ("Die Frankfurter waren bissiger und zweikampfstärker. Deshalb haben sie verdient gewonnen"). Das alles hatten die Zuschauer natürlich in den 90 Minuten gesehen.
 

Wirklich prickelnd war die Auseinandersetzung zweier Spitzenmannschaften nicht. Die Frankfurter waren zwar aufgeweckter, wirkten aber wenig kombinationssicher. Die Dortmunder waren zwar kombinationssicherer, wirkten aber müde. Was letztlich in viele Ballverluste hüben wie drüben mündete. Wirklich erwärmen konnte das Spiel bei bitterer Kälte keinen.

Dass am Ende die einzige gelungene Kombination der Eintracht den Siegtreffer erbrachte, ist die feine Ironie der 90 Minuten. Den Querpass von Sebastian Jung lenkte der eingewechselte Martin Fenin per Hacke weiter auf den anstürmenden Gekas. Der frei stehende Grieche – eigentlich ein Rechtsfüßer, der den linken Fuß nur zur Gleichgewichtssicherung hat – jagte den Ball mit dem linken Fuß unhaltbar für BVB-Torhüter Roman Weidenfeller unter die Latte (87.). Ein Tor reichte an diesem Nachmittag für die Entscheidung in einem Spiel, das die hohen Erwartungen an Spitzenfußball nicht erfüllte.

Bei beiden Mannschaften löste am letzten Hinrunden-Spieltag die Frage nach der Saison-Halbzeitbilanz erstaunlicherweise keine Euphorie, sondern allenfalls Genugtuung aus. Michael Skibbe bilanzierte gewohnt emotionsfrei: "Nach dem fünften Spieltag hätte ich nicht gedacht, dass wir nach der Vorrunde 26 Punkte haben." Kein Wunder: Bis dahin hatte die Eintracht (durch das 4:0 in Gladbach) gerade einmal drei Zähler auf dem Konto. Jetzt ist die Chance auf die von Skibbe ausgegebene Saisonbilanz ("50 plus") durchaus praktikabel.

Und Jürgen Klopp blieb sich und seinem Ruf auch treu: Einen Spruch mit Fakten zu verpacken. "Ich müsste mit dem Klammernsack gepudert sein, wenn ich nicht erkennen würde, dass wir eine ordentliche Vorrunde gespielt haben", ließ sich Dortmunds Trainer vernehmen. Der verpasste Punkterekord war kein Thema. Alle Dortmunder wollten möglichst schnell in die Weihnachtspause.

Zweifellos hat die Borussia eine positive Entwicklung hinter sich, trotz der enttäuschenden letzten Dezember-Woche mit dem unglücklichen Ausscheiden aus der Europa League und der zweiten Bundesliga-Niederlage. Wenn diese Entwicklung anhält und auch die Rückrunde (ohne europäische und DFB-Pokal-Belastung) so läuft wie die Bundesliga-Hinrunde – eine Niederlage zum Auftakt (0:2 gegen Leverkusen), eine zum Ende –, dann hat Dortmund den Titel eh sicher.