Wolfsbuch
Gegenwind in verschiedenen Stärken

Bürgermeister Anetsberger diskutiert mit Bewohnern des Altmühlbergs über Konzentrationsflächen

27.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:25 Uhr

Protest am Straßenrand: Mit derartigen Plakaten weisen die Gegner einer potenziellen Konzentrationsfläche für Windkraft bei Grampersdorf auf ihre Befürchtungen hin - Foto: Fabian Rieger

Wolfsbuch (DK) Zu einem Informationsabend hat Bürgermeister Alexander Anetsberger am Freitag rund 150 Bürger vom Altmühlberg in Wolfsbuch begrüßt. Er diskutierte mit ihnen über die potenzielle Ausweisung von Konzentrationsflächen für Windkraft bei Wolfsbuch und Grampersdorf.

Er habe ja befürchtet, dass der Platz im Gasthaus gar nicht ausreichen würde, sagte Anetsberger zu Beginn der Versammlung. Ganz so massiv war der Andrang zwar dann nicht – der Saal war allerdings gut gefüllt. Auch zahlreiche Stadträte waren gekommen. Sie erlebten eine sachliche Diskussion, in der viele Bürger aber dennoch ihrem Unmut Luft machten.

Um das Gespräch auf eine fundierte Basis zu stellen, fasste der Rathauschef noch einmal zusammen, wie es zu den aktuellen Plänen für die Flächen bei Grampersdorf und Wolfsbuch gekommen war (wir berichteten). Er betonte, dass man keine Verhinderungsplanung betreiben dürfe, um bei laufenden und möglichen zukünftigen Klageverfahren durch Investoren nicht ins Hintertreffen zu geraten.

Ein unsicherer Faktor ist bislang die 10-H-Regelung. Nachdem voraussichtlich die Länder die Mindestabstände zwischen Windenergieanlagen und der Wohnbebauung festlegen werden, ist in Bayern das Zehnfache der Anlagenhöhe im Gespräch – bei 200 Metern also ein Abstand von zwei Kilometern. „Die 10-H-Regelung scheint tatsächlich zu kommen“, sagte Anetsberger mit Blick auf die neuesten Entwicklungen. Sie soll am 1. November in Kraft treten. Dies könnte dazu führen, dass die angedachten Flächen bei Wolfsbuch und Grampersdorf aus den Planungen herausfallen. Den Flächennutzungsplan müsse man dennoch erstellen, so Anetsbergers Überzeugung – als Grund nannte er besagte Klageverfahren.

Auch zu den nächsten Schritten äußerte sich der Bürgermeister. In Kürze werde die Bürgerbeteiligung beginnen. Im Zeitraum eines Monats haben dann alle Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, ihre Bedenken einzureichen. Angedacht sei ein Start Anfang bis Mitte August. Christian Engmann von der Bürgerinitiative Gegenwind Altmühlberg kritisierte diesen Termin. „Das ist Ferienzeit“, sagte er. Der Rathauschef nahm den Einwand auf und kündigte an, den Beginn eventuell etwas nach hinten zu verschieben.

Engmann fasste einen weiteren Vorwurf, der bei vielen Wortmeldungen mitschwang, zusammen. „Unsere Befürchtung ist, dass Sie den Flächennutzungsplan noch vor dem 1. November durchboxen“, sagte er. Dies könne zur Folge haben, dass die 10-H-Regelung bei besagten Gebieten nicht greift. „Da kriegen Sie jetzt die gewünschte deutliche Antwort“, erwiderte Anetsberger. Man werde den Flächennutzungsplan nicht verabschieden, bevor klar ist, wohin die Reise bei der 10-H-Regelung geht. Schon rein zeitlich sei eine Entscheidung vor dem 1. November nicht realistisch. „Niemand will hier irgendwelche Flächen durchpeitschen. Es ist doch nicht so, dass wir auf Teufel komm raus Anlagen wollen.“

Engmann formulierte noch einen weiteren Einwand. Die angedachten Waldflächen seien in der sogenannten blauen Zone. Somit könne dieses Gebiet nur durch den Flächennutzungsplan einer Gemeinde für Windkraftanlagen genutzt werden, ansonsten sei es tabu. Dies könne juristisch auch anders interpretiert werden, gab Stadtrat Jochen Maurer (CSU) zu bedenken.

Ein Bürger richtete sich mit seiner Kritik nicht nur an die Stadt Beilngries, sondern an alle Gemeinden in der Region. Bei Projekten wie Altmühl-Jura betone man stets die Zusammenarbeit. Die Windräder stelle man dann aber immer an die Gemeindegrenze und keine Kommune wisse, was der Nachbar plant. Die Leidtragenden wären letztlich die Bürger, die von allen Seiten umzingelt würden und nicht zuletzt mit Wertminderungen bei ihren Immobilien zu kämpfen hätten.

Am Ende der rund zweistündigen Versammlung dankte Anetsberger für die disziplinierte, sachliche Diskussion, wenngleich ihm bewusst sei, dass viele der versammelten Bürger nicht seine Freunde sein möchten. „Aber auch keine Feinde“, warf ein Bürger ein. Es gab Applaus für die Bereitschaft, dieses strittige Thema ausführlich zu diskutieren. Ein weiterer Versammlungsteilnehmer sah dies anders. Er verlas im Namen mehrerer Leute eine Stellungnahme, die folgendermaßen endete: „Eigentlich sollten wir Ihnen die Arbeitsstunden, die wir zur Zeit haben, in Rechnung stellen. Sie würden sie uns vermutlich nicht begleichen. Aber in rund fünfeinhalb Jahren bekommen Sie von uns die Quittung.“