Pfaffenhofen
Gegenseitige Hilfe das Gebot der Stunde

Elfter Corona-Betroffener registriert - Ersatz für ausländische Erntehelfer wird gesucht

17.03.2020 | Stand 23.09.2023, 11:16 Uhr
Keine öffentlichen Gottesdienste mehr, aber "Gespräche gegen die Angst": Pfarrer George Spanos (Foto), Pfarrerin Doris Arlt und Pfarrer Jürgen Arlt stehen telefonisch als Ansprechpartner zur Verfügung. "Wir wollen, dass Sie in und mit Ihren Lebensfragen und Ängsten nicht alleine bleiben. Ein Gespräch kann helfen. Wir sind für Sie da", erklärten sie. −Foto: Straßer

Pfaffenhofen - Die Zahl der Corona-Erkrankten im Landkreis steigt weiter - allerdings zum Glück deutlich langsamer als in vielen anderen Gebieten.

Gestern meldete Landratsamtssprecher Christian Degen einen weiteren bestätigten Fall. Damit sind jetzt im Kreis Pfaffenhofen elf Corona-Patienten registriert. Diesmal erwischte es eine Frau. Sie hatte Kontakt mit einem der bereits zuvor betroffenen Landkreisbürger. Die Frau befindet sich jetzt in häuslicher Isolierung, ihre Kontaktpersonen wurden nach Angaben des Landratsamtes ermittelt und informiert.

Ausschließlich um die Bewältigung der Coronakrise im Landkreis ging es gestern bei einer Sondersitzung der Kreistags-Fraktionssprecher, zu der Landrat Martin Wolf (CSU) eingeladen hatte. Unter anderem befassten sich die Kreispolitiker mit den aktuellen Problemen, die die Krise für die Landwirtschaft mit sich bringt: Die Landwirte im Landkreis - ob nun Hopfen- oder auch Spargelbauern - bekommen immer mehr Absagen von ausländischen Helfern. Um die Lücken zu schließen, sollen nun laut einer Mitteilung des Landratsamtes "Spielräume ausgenutzt werden": Sie sollen es ermöglichen, dass in Deutschland lebende Personen, die wegen der aktuellen Situation ihrer regulären Beschäftigung nicht nachgehen können, als Erntehelfer rekrutiert werden können. Zudem sollen Möglichkeiten genutzt werden, auch Asylbewerber per Ausnahmegenehmigungen "den Zugang zum Arbeitsmarkt als Erntehelfer zu ermöglichen" . Das Ausländeramt prüfe bereits Einzelfälle, bei denen Landwirte Asylbewerber als mögliche Arbeitskräfte gewinnen könnten, hieß es bei der Sitzung. Gleiches gelte auch für Studenten.

Ein Thema bei der Sitzung war auch, dass in den Gemeinden Allgemeinverfügungen oder Ministerialschreiben zu Maßnehmen im Zusammenhang mit der Coronakrise unterschiedlich ausgelegt werden. Dies sei zwar wegen der gemeindlichen Organisationshoheit durchaus legitim, hieß es, allerdings solle zumindest ein verstärkter Austausch zwischen den Gemeinden erreicht werden. Das Landratsamt will dazu alle Kenntnisse zur Corona-Entwicklung zur Verfügung stellen und je nach Bedarf kurzfristige Bürgermeisterdienstbesprechungen oder Telefonkonferenzen einberufen.

Auf Antrag der CSU-Fraktion wurde bei der Krisensitzung beschlossen, dass Landrat Wolf notwendige Liquiditätshilfen für die Ilmtalklinik eigenständig zur Verfügung stellen kann. Die kreispolitischen Gremien werden über den Verlauf der Zahlungen unterrichtet. "Die Sicherstellung der finanziellen Handlungsfähigkeit der Ilmtalklinik wird von allen Parteien ausdrücklich unterstützt", heißt es in einer Pressemitteilung zum Verlauf der Sondersitzung.

Die Vertreter aller Fraktionen appellieren nochmals an die Bevölkerung, sich entsprechend den Empfehlungen der Bundes- und Landesregierung zu verhalten und Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren. Gleichzeitig warnen der Landrat und die Fraktionssprecher ausdrücklich davor, "Mitmenschen zu denunzieren. " Ihr Appell: "Die Bürger sollen sich so verhalten, wie sie es von ihren Mitmenschen erwarten würden. Gegenseitige Hilfe und Unterstützung ist das Gebot der Stunde. "

Die Ilmtalkliniken versuchen aktuell mit weiteren - und durchaus auch einschneidenden - Maßnahmen die Patienten und Mitarbeiter zu schützen und eine Ausbreitung des Virus zu verhindern: Ab sofort werden Besuche bis auf wenige Ausnahmen nicht mehr gestattet, teilte Kliniksprecherin Bianca Frömer mit. Alle geplanten Untersuchungen, Eingriffe und Operationen würden verschoben, sollten sie nicht akut medizinisch notwendig sein. "Es ist unsere Pflicht, alles dafür zu tun, unsere Patienten und Mitarbeiter zu schützen und die Ausbreitung des Virus zu verhindern. Uns ist bewusst, dass das aktuelle Besuchsverbot eine große Belastung für Patienten und Angehörige ist", sagte Geschäftsführer Ingo Goldammer zu diesem Schritt.

Im Zusammenhang mit der Verhängung des Besuchsverbotes bittet die Klinik Angehörige von Patienten, telefonisch oder über die sozialen Medien Kontakt mit ihnen zu halten. Ausnahmen seien Geburten oder Sterbefälle. Hier könnten Besuche durch die Angehörigen nach Rücksprache mit den Ärzten stattfinden, so die Kliniksprecherin in einer Mitteilung. Allerdings gelte auch hier, dass Personen, die mit auf Corona positiv getesteten Menschen Kontakt hatten oder sich in einem Risikogebiet aufgehalten haben, keinen Zutritt haben. Um räumliche und personelle Ressourcen weiterhin vorhalten zu können, werden die allermeisten Operationen abgesagt beziehungsweise verschoben. Die Patienten werden durch die Sekretariate der Klinik verständigt. Dringend notwendige Operationen werden durchgeführt und auch die Kreißsäle sind geöffnet.

Vor der Ilmtalklinik in Pfaffenhofen wurde (DK berichtete) ein Zelt aufgebaut, in dem eine Fieber-Ambulanz eingerichtet wird. Darin soll ab nächste Woche die ambulante Versorgung und Diagnostik von Patienten vorgenommen werden, um möglichst viele Personen mit entsprechender Symptomatik außerhalb der Klinik behandeln zu können. Hier sollen vor allem Personen behandelt werden, die die Klinik "zu Fuß" aufsuchen und sonst in die Zentrale Notaufnahme oder in die KV-Praxis gehen würden. Alle öffentlichen Veranstaltungen an den Ilmtalkliniken sind abgesagt. Die Cafeterien sind für externe Besucher geschlossen.

Reagiert auf die Corona-Krise haben auch die Kirchen. Öffentliche Gottesdienste wurden aus Sicherheitsgründen abgesagt. So finden auch in der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Pfaffenhofen bis auf weiteres keine Veranstaltungen und Gottesdienste statt. Die Gemeindehäuser in Wolnzach und Pfaffenhofen bleiben geschlossen, die Kirchen sind aber meist tagsüber geöffnet, wie die Kirchengemeinde mitteilte. Unter dem Motto "Gespräche gegen die Angst" sind Pfarrer und Pfarrerin erreichbar. Per E-Mail kann man mit ihnen Termine für ein Telefongespräch vereinbaren oder sie auch direkt anrufen. "Wir wollen, dass Sie in und mit Ihren Lebensfragen und Ängsten nicht alleine bleiben. Ein Gespräch kann helfen. Wir sind für Sie da," so Pfarrerin Doris Arlt und die Pfarrer Jürgen Arlt, Michael Baldeweg und George Spanos. Die E-Mail-Adressen und Telefonnummern sind unter www. pfaffenhofen-evangelisch. de zu finden. Hier gibt es auch aktuelle Hinweise für Angebote zur Besinnung, Ermutigung und Andacht. .

DK

Robert Schmidl