Ingolstadt
Gefährlicher Irrtum

Von Johannes Greiner

01.01.2018 | Stand 02.12.2020, 17:00 Uhr

Das Jahr ist noch neu, aber Donald Trump ganz der alte.

Es sei "Zeit für einen Wechsel" im Iran, twittert der US-Präsident erfreut angesichts der Demonstrationen. Wie blauäugig. Wenn es eine Lehre aus den Pleiten in Afghanistan, im Irak oder in Libyen geben sollte, dann doch die: Es ist ein furchtbarer Irrtum zu glauben, dass nach dem Sturz eines alten Regimes praktisch automatisch Frieden und Freiheit wachsen.

Im Fall Iran spielt Trump genau den Hardlinern in die Hände, denen die vorsichtige Reformpolitik von Präsident Hassan Ruhani ohnehin ein Dorn im Auge ist. Die Demonstrationen sind vermutlich zu schwach und in ihrer Stoßrichtung zu unklar, um dem Regime gefährlich werden zu können. Sie könnten den konservativen Mullahs und den Revolutionsgarden, die wie ein Staat im Staat agieren, aber als Vorwand dienen, die Zügel anzuziehen. Für die fragile Sicherheitslage in der Region wäre das eine ausgesprochen gefährliche Entwicklung.