Greding
„Gänsehautfeeling am Marktplatz“

Brauchtumsgruppen lehren die vielen Zuschauer in Greding das Fürchten

11.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:50 Uhr
Gruselige Gestalten gab es reichlich beim Brauchtumsumzug in Greding. 29 Gruppen begaben sich nach Sonnenuntergang auf drei Züge verteilt als Sternmarsch auf den Weg zum Gredinger Marktplatz. −Foto: Tobias Tschapka

Greding (HK) Die schaurigen Brauchtumsgestalten sind im Fasching besonders gut geeignet, die bösen Wintergeister, die Wachstum und Ernte bedrohen, zu verscheuchen. Sollte man meinen. Geschüttelt hat es am Freitagabend in Greding aber wohl nur die Zuschauer. Denn dieser Winter hatte schon einmal wärmere Temperaturen im Angebot.

Die althergebrachte Form des Faschings liegt im Trend, vor allem heuer: Erst war Hilpoltstein an der Reihe, dann Spalt. Zuletzt hatten jetzt die Pumpernickel der Gredonia eingeladen, um dem Brauchtum im Landkreissüden zu frönen. Und wie sich schnell zeigte, ist der Umzug, den die Gredinger mit den Thalmässinger Faschingswächtern im jährlichen Wechsel veranstalten, der einzig wahre: Nichts bringt die fratzenhaften Masken so gut zur Geltung wie die Dunkelheit, in der sich der Lichtstrahl weniger Straßenlaternen und einiger Fackeln Bahnbricht.

29 Gruppen waren der Einladung der Organisatoren Stefan König und Jürgen Joos von den Pumpernickeln gefolgt, darunter 4 Kapellen, die den Sternzug – die Gruppen starteten von drei Punkten aus in Richtung Marktplatz – musikalisch umrahmten. Auf Stimmungsmusik aus den Lautsprechern wurde verzichtet. Doch legten sich die Kocher-Fetza aus Aalen mit ihrer Guggenmusik schon vorab neben der Rathausbühne ins Zeug – und spielten unter anderem die Toten Hosen, wie diese wohl noch nie gehört worden sind. „Wir machen es uns warm“, rief der Gredonia-Präsident Alexander Hill, der den Zug moderierte, der wartenden Menge zu.

Böllerschüsse zeigten dann lautstark an, dass es losgehen sollte. Und wie! Pumpernickel und Faschingswächter machten hinter der Gredinger Stadtkapelle den Auftakt, ließen teils ihre Goaßln gekonnt knallen oder stürmten in die Zuschauermenge, um ein argloses Kind oder eine junge Frau zu entführen. Schon bald sollte sich zeigen, wohin der Trend geht bei den Brauchtumsgruppen jüngeren Datums: Sie setzen auf den Gruselfaktor. Etwa die Anima Veritatis, eine junge Gruppe aus Allersberg, die 2017 in Thalmässing ihre Premiere gefeiert hat. Gewänder aus Schaf-, Ziegenfell und Lederfetzen und warzenbesetzte Masken, die es in sich haben. Ebenso die Brombachseer Seenteufel, die mit wahrhaft schauerlichen Teufelsfratzen und dickem Fell beeindruckten.

Geradezu nett anzusehen in diesem Reigen waren Stammgäste beim mittlerweile siebten Umzug im Landkreissüden – zu den vier Veranstaltungen in Greding kommen noch drei in Thalmässing: Zu diesen zählen sicherlich die Mönchswaldfüchse und die Woldscheberer, beide aus Mitteleschenbach, die Spalter Fleckli oder die Pleinfelder Hummel sowie die Faschingsfreunde aus Enkering, die gleich mit vier verschiedenen Gruppen in die mittelfränkische Nachbarschaft kamen. Auch die Hexenweiber der Schwabanesen lächelten die Kinder an, statt ihnen wirklich Angst zu machen. Diesen Gruppen kam zum Teil zugute, dass die Routen beim Sternmarsch unterschiedlich waren. So zogen etwa die Enkeringer vom Nürnberger Tor an der Bühne vorbei, machten aber schnell wieder kehrt und zogen auf der anderen Seite des Herold-Brunnens an den Zuschauern vorüber. Manch einer bemerkte dies in seinem Rücken nicht, weshalb das erschrockene Gekreische groß war, wurde von dort aus in die Menge gestürmt.

„Das war außergewöhnlich“, lobte Bürgermeister Manfred Preischl am Ende den Zug; er hatte sich zur Feier des Tages in ein Pumpernickel-Kostüm geworfen. Die echten Pumpernickel verteilten derweil Wunderkerzen, so dass zum Abschluss die Innenstadt erstrahlte. „Gänsehautfeeling am Marktplatz“, kommentierte Hill. Dazu nun aus den Boxen die musikalische Aussage, dass man sich an Tagen wie diesen Unendlichkeit wünsche. Wie wahr