Hilpoltstein
Fußballkreis streicht Ligen wegen Nachwuchsmangel

Kreisjugendleiterversammlung beschließt Pilotprojekt für U19-Junioren - 55 Mannschaften weniger als in Vorsaison

25.07.2018 | Stand 23.09.2023, 4:12 Uhr

Hilpoltstein (HK) Der Jugendfußball in Mittelfranken leidet massiv unter Nachwuchsmangel. Das haben die Verantwortlichen des Bayerischen Fußball-Verbands (BFV) bei der Vereinsjugendleitertagung im Kreis Neumarkt/Jura festgestellt. Um das Spielsystem dieser Entwicklung anzupassen, ist ein Pilotprojekt für die U19-Junioren beschlossen worden. Demnach wird es beim ältesten Jugendjahrgang ab der Spielzeit 2019/20 keine Kreisklassen mehr geben.

Allein im Fußballkreis Neumarkt/Jura werden in der neuen Saison über alle Altersklassen hinweg insgesamt 55 Mannschaften weniger antreten als in der Spielzeit 2017/18. Im Bezirk verringert sich die Zahl der Nachwuchsteams laut Bezirksjugendleiter Thomas Zangl sogar um 208. "Das sind über 2000 Jugendspieler weniger", rechnete er vor und erklärte, man könne nur hoffen, dass es nicht so weitergehe. "Wir jedenfalls werden alles tun, um diesem Trend entgegenzuwirken", kündigte der Bezirksjugendleiter an.

Gründe für diese alarmierende Entwicklung gibt es nach Einschätzung der Kreisjugendleitung mehrere. Zum demographischen Wandel kämen noch das geänderte Freizeitverhalten der Jugendlichen und ihrer Eltern sowie die wachsende Belastung in Schule oder Beruf hinzu.
Deshalb wird der Fußballkreis Neumarkt/Jura in nächster Zukunft insbesondere seine Klasseneinteilung samt Spielsystem der U19-Teams überarbeiten.

Kreisjugendleiter Andreas Kienlein stellte dafür drei Varianten vor. Etwas mehr als die Hälfte der Vereinsvertreter, genau 67 von 123, haben sich bei der Abstimmung für jenes Model entschieden, bei dem sowohl die Absteiger aus der Bezirksoberliga als auch die Meister der Kreisgruppen für die Kreisliga gesetzt werden sollen. Bei der Besetzung der restlichen Plätze wird die Selbsteinschätzung der Trainer eine bedeutende Rolle spielen. Denn sie sollen je nach Spielstärke entscheiden, ob sie ihr Team für die Kreisliga oder die Gruppen melden.

In einer Qualifikationsrunde vor dem Saisonbeginn sollen diese Vereine dann die Besetzung der Kreisliga komplettieren. Einen Abstieg wird es nicht mehr geben. Vor jeder Saison wird die Qualifikation neu ausgespielt, und zwar mit jenem Jahrgang, der dann auch die Saison bestreiten wird. Dadurch sollen Ligastruktur und Spielsystem nicht nur dem geringeren Zustrom an neuen Spielern angepasst werden, sondern man will auch das Problem der wechselnden Leistungsstärke in den unterschiedlichen Jahrgängen entschärfen. In anderen Kreisen ist die Abschaffung der Kreisklassen bereits seit längerem vollzogen. "Hier hinken wir etwas hinterher", sagte Kienlein. Sollte sich das neue System bewähren, fügte er hinzu, könne man es auch auf andere Altersklassen übertragen.

Von Seiten des BFV hieß es dazu, dass Bezirke und Kreise in dieser Sache "eigenständig entscheiden". Der Verband schalte sich lediglich ein, wenn es um die Verzahnung mit der Landesebene gehe. Zum Nachwuchsmangel im Kreis Neumarkt/Jura erklärte BFV-Pressesprecher Fabian Frühwirth, dass die Entwicklung über ganz Bayern hinweg ähnlich aussehe. Lediglich im Ballungsraum München sei Gegenteiliges festzustellen. In der Landeshauptstadt fehlten dafür Sportplätze. "Wegen des hohen Zuzugs reicht hier die vorhandene Infrastruktur nicht, so dass Vereine manche Mannschaft gar nicht anmelden, weil sie nicht trainieren und spielen könnten", erklärte er.

Einen Hoffnungsschimmer sieht er in den steigenden Geburtenraten der jüngsten Vergangenheit. "In den unteren Jahrgängen ist ein gewisses Wachstum festzustellen", sagte Frühwirth. Gelungen sei es zudem, viele Flüchtlinge für den Fußballsport zu begeistern. Seit 2013 hätten 4500 junge Migranten in die Jugendmannschaften im Bereich des BFV integriert werden können.

Für eine weitere Änderung sprach sich dann die Jugendleiterversammlung im Kreis Neumarkt/Jura mehrheitlich aus. "Funino" heißt das neue Spielsystem in der G-Jugend, das viele Erfolgserlebnisse und regelmäßigen Einsatz aller Kinder fördern soll. Die Kleinsten spielen dabei auf einem Achtel des großen Felds. Vier kleine Tore und regelmäßiges Auswechseln garantieren großen Spaß.

Traditionell werden bei der Kreisjugendleitertagung sowohl die Urkunden an die Vertreter der Meistermannschaften als auch jene für die Gewinner der Fair-Play-Wertungen vergeben. Bei den U19-Junioren lag die SG Oberferrieden vorne. Der TSV Berching und die DJK Pollenfeld belegten hier Platz zwei und drei. Die Wertung der U17 gewann der TSV Feucht vor der JFG Reichswald und der SG Thalmässing. Die DJK Grafenberg, die JFG Wendelstein und die SV Mühlhausen stellten die fairsten Mannschaften unter den U15-Teams. Alle drei Teams kassierten während der gesamten Saison nicht einmal eine gelbe Karte.

Letztmals auf dem Podium als Mitglied der Kreisjugendleitung saß bei der Tagung der 63-jährige Harald Bahr. Der Schwabacher gehörte dem Gremium 20 Jahre lang an. Fünf Jahre lang hatte er zuvor bereits mitgeholfen, den Jugendspielbetrieb des damaligen Kreises Jura zu organisieren. Nun nimmt er einen ersten Abschied. "Er wird uns noch ein Jahr lang bei den Kleinfeldmannschaften unterstützen", erklärte Kreisjugendleiter Andreas Kienlein und überreichte Bahr aber schon die Urkunde, die ihn zum Ehrenjugendspielgruppenleiter machte.
 

Robert Schmitt