Ingolstadt
Für immer jung

Die Fronte wird 25 Jahre alt – der Erfolg des Jugendzentrums war keine Selbstverständlichkeit

15.11.2012 | Stand 03.12.2020, 0:49 Uhr

Die coolste Festung der Stadt: Katja Jensen, Andreas Utz und Stefan Moser (v. r.) wissen das schmucke Jugendzentrum zu schätzen. Unten links die marode Fronte 79 anno 1979, rechts 1987. - Fotos: Strisch, Wolf

Ingolstadt (DK) 1987 wurde die Fronte eröffnet. Seither ist viel passiert. Komplizierte Anfänge, eine Krise vor 20 Jahren – aber bald überwogen die Erfolge deutlich. In dem attraktiven Jugendzentrum, das Hunderte Schanzer geprägt hat, stehen Kreativität und Freude in voller Blüte. Am Samstag wird gefeiert.

Was für eine Geschichte. Stefan Moser, der Geschäftsführer des Stadtjugendrings, hält sie in der Hand. Ein Stapel Papier. Gut 40 Artikel aus dem DK über das Projekt Fronte 79 aus den Jahren 1975 bis 1987. „Und das war alles nur Vorgeplänkel!“ Die Geschichten erhielten so nette Überschriften wie „Geburtswehen im Jugendhaus“.

Es zog sich. Als 1987 die Einweihung ein weiteres Mal verschoben wurde, schlug der DK vor, das Jugendzentrum in dem alten Bastionsgebäude besser in „Fronte 89“ umzubenennen.

Die Verzögerungen hatten sicher auch mit dem komplexen Bau zu tun, erklärt Andreas Utz, Vorsitzender des Stadtjugendrings und Architekt von Beruf. „Denkmalschutz und Jugend – das ist kein ganz einfaches Verhältnis.“ Hinzu kam aber auch, dass die Stadt kaum Kosten gescheut hat, um der Jugend eine möglichst attraktive Heimat zu bieten. „Stadtbaudirektor Hans Straub hat die Fronte sozusagen zu seinem persönlichen Gebäude gemacht und sehr hohe Qualitätsmaßstäbe angelegt“, erzählt Moser. „Dafür muss man ihm dankbar sein.“ Nach wie vor prunkt das Haus am Festungsgraben mit gepflegter Ausstattung und großzügiger Technik. „Wir wissen es zu schätzen, was man uns da anvertraut hat“, sagt Moser. „Schon das Gebäude allein drückt hohe Wertschätzung für die Jugend aus“, ergänzt Utz, der mindestens seine halbe Jugend in der Fronte verbracht hat, wie er betont. „Und weil wir den Jugendlichen viel kreativen Freiraum geben, beleben und verändern sie das Gebäude immer wieder aufs Neue.“ In der Fronte blüht die Kreativität, und das schon ziemlich lange.

Doch der Erfolg war anfangs nicht unbedingt zu erwarten. In den siebziger Jahren verzögerten ideologische Debatten die Entstehung des Jugendhauses. Moser erinnert an das selbstverwaltete Jugendzentrum im Kavalier Zweibrücken. „Das ist geschlossen worden, nachdem man ein Pärchen beim Hasch-Rauchen erwischt hat. Da hieß es gleich: Die Selbstverwaltung ist gescheitert!“ Der Gegenentwurf lautete: Fremdverwaltung. Dabei stand damals schon das Konzept zur Diskussion, mit dem die Fronte später so erfolgreich geworden ist: Hauptamtliches Personal sorgt für Strukturen, Ehrenamtliche füllen das Haus mit Leben. „Doch diese Lösung hat die Stadt lange abgelehnt“, erzählt Moser. „Viele Politiker haben Selbstverwaltung immer mit Anarchie gleichgesetzt.“

Immerhin: Die schrittweise Eroberung der Fronte durch die Jugend ab dem Herbst 1987 verlief in staatstragenden Bahnen. Doch vor 20 Jahren geriet das Jugendhaus in eine Krise. „Wir hatten ein ernstes Punk-Problem. Die haben randaliert, waren gewalttätig. Es gab Türken-Gangs, und auch die ersten Russlanddeutschen traten auf.“

Die Fronte wurde zur Front, ständig kam die Polizei. Bis der Stadtjugendring unter seinem Vorsitzenden Henry Schubert die Notbremse zog und den offenen Jugendtreff schloss. Für einige Jahre. Dann öffnete sich die Fronte wieder – in Frieden.

„Viele gesellschaftliche Probleme sind in Ingolstadt heute nicht so ausgeprägt wie in anderen Städten“, sagen Utz und Moser. Sie erklären das auch mit den Verdiensten der Schulen, der Vereine, der Sozialarbeit – und der Jugendpflege.

Die ist leichter geworden, weil sich junge Leute heute kaum mehr in Gruppen gegeneinander abgrenzen, erklärt Moser, „Dafür definieren sie sich über ein Thema.“ Ob Skaten, Breakdance, Rap oder mittelalterlicher Schwertkampf: „Alter, soziale Herkunft und Nationalität spielen fast keine Rolle mehr.“

Die Feier zum 25-Jährigen mit großem Showteil beginnt am Samstag, 17. November, um 16 Uhr in der Fronte an der Jahnstraße. Im Finale gibt es eine Party mit DJ Simor One.